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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
chemischen Eigenschaften der zusammengesetzten Körper
dadurch bestimmt werden können, dass man die Eigenschaften
der chemischen Elemente aufzählt. Specifische Beschaffen-
heit und elementare Natur psychischer Vorgänge sind da-
her völlig von einander verschiedene Begriffe. Jedes psy-
chische Element ist ein specifischer Erfahrungsinhalt, aber
nicht jeder specifische Inhalt der unmittelbaren Erfahrung
ist zugleich ein psychisches Element. So sind namentlich
die räumlichen, die zeitlichen Vorstellungen, die Affecte, die
Willenshandlungen specifische, aber nicht elementare Pro-
cesse. Manche Elemente haben zwar die Eigenschaft nur
in psychischen Gebilden bestimmter Art vorzukommen; da
jedoch die letzteren regelmäßig noch andere Elemente ent-
halten, so kann auch hier die eigenartige Natur der Gebilde
nicht aus den abstracten Eigenschaften der Elemente, son-
dern nur aus ihrer Verbindungsweise abgeleitet werden. So
beziehen wir z. B. eine momentane Schallempfindung stets
auf einen bestimmten Zeitpunkt. Da aber diese zeitliche
Auffassung von der Beziehung auf andere vorausgehende
und nachfolgende Empfindungen abhängig ist, so kann auch
der besondere Charakter der Zeitvorstellung nicht in der
einzelnen isolirt gedachten Schallempfindung, sondern nur
in jener Verbindung begründet sein. So enthält ferner ein
Affect wie der Zorn oder ein Willensvorgang gewisse ein-
fache Gefühle, die in keinem andern psychischen Gebilde
vorkommen; dennoch ist jeder dieser Processe zusammen-
gesetzt, denn er hat einen zeitlichen Verlauf, in welchem
bestimmte Gefühle mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein-
ander folgen, und der Process selbst wird immer erst durch
die ganze Folge dieser Gefühle gekennzeichnet.

4. Die Empfindungen und die einfachen Gefühle zeigen
nun sowohl gemeinsame Eigenschaften wie charakteristische
Unterschiede. Eine beiden Elementen gemeinsame Eigen-

3*

§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
chemischen Eigenschaften der zusammengesetzten Körper
dadurch bestimmt werden können, dass man die Eigenschaften
der chemischen Elemente aufzählt. Specifische Beschaffen-
heit und elementare Natur psychischer Vorgänge sind da-
her völlig von einander verschiedene Begriffe. Jedes psy-
chische Element ist ein specifischer Erfahrungsinhalt, aber
nicht jeder specifische Inhalt der unmittelbaren Erfahrung
ist zugleich ein psychisches Element. So sind namentlich
die räumlichen, die zeitlichen Vorstellungen, die Affecte, die
Willenshandlungen specifische, aber nicht elementare Pro-
cesse. Manche Elemente haben zwar die Eigenschaft nur
in psychischen Gebilden bestimmter Art vorzukommen; da
jedoch die letzteren regelmäßig noch andere Elemente ent-
halten, so kann auch hier die eigenartige Natur der Gebilde
nicht aus den abstracten Eigenschaften der Elemente, son-
dern nur aus ihrer Verbindungsweise abgeleitet werden. So
beziehen wir z. B. eine momentane Schallempfindung stets
auf einen bestimmten Zeitpunkt. Da aber diese zeitliche
Auffassung von der Beziehung auf andere vorausgehende
und nachfolgende Empfindungen abhängig ist, so kann auch
der besondere Charakter der Zeitvorstellung nicht in der
einzelnen isolirt gedachten Schallempfindung, sondern nur
in jener Verbindung begründet sein. So enthält ferner ein
Affect wie der Zorn oder ein Willensvorgang gewisse ein-
fache Gefühle, die in keinem andern psychischen Gebilde
vorkommen; dennoch ist jeder dieser Processe zusammen-
gesetzt, denn er hat einen zeitlichen Verlauf, in welchem
bestimmte Gefühle mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein-
ander folgen, und der Process selbst wird immer erst durch
die ganze Folge dieser Gefühle gekennzeichnet.

4. Die Empfindungen und die einfachen Gefühle zeigen
nun sowohl gemeinsame Eigenschaften wie charakteristische
Unterschiede. Eine beiden Elementen gemeinsame Eigen-

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[35/0051] § 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc. chemischen Eigenschaften der zusammengesetzten Körper dadurch bestimmt werden können, dass man die Eigenschaften der chemischen Elemente aufzählt. Specifische Beschaffen- heit und elementare Natur psychischer Vorgänge sind da- her völlig von einander verschiedene Begriffe. Jedes psy- chische Element ist ein specifischer Erfahrungsinhalt, aber nicht jeder specifische Inhalt der unmittelbaren Erfahrung ist zugleich ein psychisches Element. So sind namentlich die räumlichen, die zeitlichen Vorstellungen, die Affecte, die Willenshandlungen specifische, aber nicht elementare Pro- cesse. Manche Elemente haben zwar die Eigenschaft nur in psychischen Gebilden bestimmter Art vorzukommen; da jedoch die letzteren regelmäßig noch andere Elemente ent- halten, so kann auch hier die eigenartige Natur der Gebilde nicht aus den abstracten Eigenschaften der Elemente, son- dern nur aus ihrer Verbindungsweise abgeleitet werden. So beziehen wir z. B. eine momentane Schallempfindung stets auf einen bestimmten Zeitpunkt. Da aber diese zeitliche Auffassung von der Beziehung auf andere vorausgehende und nachfolgende Empfindungen abhängig ist, so kann auch der besondere Charakter der Zeitvorstellung nicht in der einzelnen isolirt gedachten Schallempfindung, sondern nur in jener Verbindung begründet sein. So enthält ferner ein Affect wie der Zorn oder ein Willensvorgang gewisse ein- fache Gefühle, die in keinem andern psychischen Gebilde vorkommen; dennoch ist jeder dieser Processe zusammen- gesetzt, denn er hat einen zeitlichen Verlauf, in welchem bestimmte Gefühle mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein- ander folgen, und der Process selbst wird immer erst durch die ganze Folge dieser Gefühle gekennzeichnet. 4. Die Empfindungen und die einfachen Gefühle zeigen nun sowohl gemeinsame Eigenschaften wie charakteristische Unterschiede. Eine beiden Elementen gemeinsame Eigen- 3*

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/51>, abgerufen am 24.11.2024.