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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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V. Die psychische Causalität und ihre Gesetze.
schmelzungsprocessen, den Associationen und Apperceptions-
verbindungen entgegentreten, sowie die Werthe, die ihnen
in dem gesammten Zusammenhang der psychischen Ent-
wicklung zukommen, können daher ebenso nur durch eine
psychologische Analyse erkannt werden, wie die ob-
jectiven Erscheinungen von Schwere, Schall, Licht, Wärme
u. s. w. oder die Processe im Nervensystem nur einer phy-
sikalischen und physiologischen, d. h. mit den substantiellen
Hülfsbegriffen der naturwissenschaftlichen Erkenntniss ope-
rirenden Analyse zugänglich sind.

10. Auf diese Weise führt das Princip des psycho-
physischen Parallelismus in der ihm unbestreitbar zukom-
menden empirisch-psychologischen Bedeutung mit
Nothwendigkeit zugleich zur Anerkennung einer selbstän-
digen psychischen Causalität
, die zwar überall Be-
ziehungen zur physischen Causalität darbietet und niemals
in Widerspruch mit derselben gerathen kann, gleichwohl
aber von ihr nicht minder verschieden sein muss, wie der
in der Psychologie festgehaltene Standpunkt der unmittel-
baren subjectiven Erfahrung von dem für die Naturwissen-
schaft geltenden mittelbarer, abstract objectiver Erfahrung
abweicht. Wie sich uns aber das Wesen der physischen
Causalität nur in den fundamentalen Naturgesetzen ent-
faltet, so werden wir uns auch über die Eigenart der psy-
chischen Causalität nur Rechenschaft geben können, indem
wir aus der Gesammtheit der psychischen Vorgänge gewisse
Grundgesetze des psychischen Geschehens zu ab-
strahiren suchen. Solcher Grundgesetze lassen sich zwei
Classen unterscheiden. Die einen geben sich vorzugsweise
in den Processen zu erkennen, die der Entstehung und
unmittelbaren Wechselwirkung der psychischen Gebilde zu
Grunde liegen: wir nennen sie die psychologischen
Beziehungsgesetze
; die andern sind schon abgeleiteter

V. Die psychische Causalität und ihre Gesetze.
schmelzungsprocessen, den Associationen und Apperceptions-
verbindungen entgegentreten, sowie die Werthe, die ihnen
in dem gesammten Zusammenhang der psychischen Ent-
wicklung zukommen, können daher ebenso nur durch eine
psychologische Analyse erkannt werden, wie die ob-
jectiven Erscheinungen von Schwere, Schall, Licht, Wärme
u. s. w. oder die Processe im Nervensystem nur einer phy-
sikalischen und physiologischen, d. h. mit den substantiellen
Hülfsbegriffen der naturwissenschaftlichen Erkenntniss ope-
rirenden Analyse zugänglich sind.

10. Auf diese Weise führt das Princip des psycho-
physischen Parallelismus in der ihm unbestreitbar zukom-
menden empirisch-psychologischen Bedeutung mit
Nothwendigkeit zugleich zur Anerkennung einer selbstän-
digen psychischen Causalität
, die zwar überall Be-
ziehungen zur physischen Causalität darbietet und niemals
in Widerspruch mit derselben gerathen kann, gleichwohl
aber von ihr nicht minder verschieden sein muss, wie der
in der Psychologie festgehaltene Standpunkt der unmittel-
baren subjectiven Erfahrung von dem für die Naturwissen-
schaft geltenden mittelbarer, abstract objectiver Erfahrung
abweicht. Wie sich uns aber das Wesen der physischen
Causalität nur in den fundamentalen Naturgesetzen ent-
faltet, so werden wir uns auch über die Eigenart der psy-
chischen Causalität nur Rechenschaft geben können, indem
wir aus der Gesammtheit der psychischen Vorgänge gewisse
Grundgesetze des psychischen Geschehens zu ab-
strahiren suchen. Solcher Grundgesetze lassen sich zwei
Classen unterscheiden. Die einen geben sich vorzugsweise
in den Processen zu erkennen, die der Entstehung und
unmittelbaren Wechselwirkung der psychischen Gebilde zu
Grunde liegen: wir nennen sie die psychologischen
Beziehungsgesetze
; die andern sind schon abgeleiteter

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[374/0390] V. Die psychische Causalität und ihre Gesetze. schmelzungsprocessen, den Associationen und Apperceptions- verbindungen entgegentreten, sowie die Werthe, die ihnen in dem gesammten Zusammenhang der psychischen Ent- wicklung zukommen, können daher ebenso nur durch eine psychologische Analyse erkannt werden, wie die ob- jectiven Erscheinungen von Schwere, Schall, Licht, Wärme u. s. w. oder die Processe im Nervensystem nur einer phy- sikalischen und physiologischen, d. h. mit den substantiellen Hülfsbegriffen der naturwissenschaftlichen Erkenntniss ope- rirenden Analyse zugänglich sind. 10. Auf diese Weise führt das Princip des psycho- physischen Parallelismus in der ihm unbestreitbar zukom- menden empirisch-psychologischen Bedeutung mit Nothwendigkeit zugleich zur Anerkennung einer selbstän- digen psychischen Causalität, die zwar überall Be- ziehungen zur physischen Causalität darbietet und niemals in Widerspruch mit derselben gerathen kann, gleichwohl aber von ihr nicht minder verschieden sein muss, wie der in der Psychologie festgehaltene Standpunkt der unmittel- baren subjectiven Erfahrung von dem für die Naturwissen- schaft geltenden mittelbarer, abstract objectiver Erfahrung abweicht. Wie sich uns aber das Wesen der physischen Causalität nur in den fundamentalen Naturgesetzen ent- faltet, so werden wir uns auch über die Eigenart der psy- chischen Causalität nur Rechenschaft geben können, indem wir aus der Gesammtheit der psychischen Vorgänge gewisse Grundgesetze des psychischen Geschehens zu ab- strahiren suchen. Solcher Grundgesetze lassen sich zwei Classen unterscheiden. Die einen geben sich vorzugsweise in den Processen zu erkennen, die der Entstehung und unmittelbaren Wechselwirkung der psychischen Gebilde zu Grunde liegen: wir nennen sie die psychologischen Beziehungsgesetze; die andern sind schon abgeleiteter

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/390>, abgerufen am 28.11.2024.