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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 3. Methoden der Psychologie.
Zusammenhang der Erfahrung von selbst dem Beobachter
darbieten. Wo überhaupt eine experimentelle Einwirkung
möglich ist, da pflegt man diese in der Naturwissen-
schaft stets anzuwenden, weil es unter allen Umständen,
auch wenn die Erscheinungen an und für sich schon einer
zureichend exacten Beobachtung zugänglich sind, von Vor-
theil ist, Eintritt und Verlauf derselben willkürlich be-
stimmen oder auch einzelne Theile einer zusammengesetzten
Erscheinung willkürlich isoliren zu können. Zugleich aber
hat sich schon in der Naturwissenschaft eine Scheidung
dieser beiden Methoden nach gewissen Gebieten vollzogen,
insofern man im allgemeinen für bestimmte Probleme die
experimentelle Methode für unentbehrlicher hält als für
andere, bei denen der gewünschte Zweck nicht selten schon
durch die bloße Beobachtung erreicht werden kann. Diese
beiden Gattungen von Problemen richten sich, von wenigen
durch besondere Verhältnisse bedingten Ausnahmen ab-
gesehen, nach der allgemeinen Unterscheidung der Natur-
erscheinungen in Naturvorgänge und in Naturgegen-
stände
.

Irgend ein Naturvorgang, z. B. eine Licht-, eine Ton-
bewegung, eine elektrische Entladung, die Entstehung oder
Zersetzung einer chemischen Verbindung, ferner eine Reiz-
bewegung oder eine Stoffwechselerscheinung im Pflanzen-
und Thierkörper, fordert zum Behuf der exacten Feststellung
seines Verlaufs und der Analyse seiner Bestandtheile stets
experimentelle Einwirkungen. In der Regel sind diese schon
deshalb wünschenswerth, weil sich genaue Beobachtungen
nur anstellen lassen, wenn man den Augenblick des Eintritts
der Erscheinungen selbst zu bestimmen vermag. Sodann
aber sind sie unerlässlich, um die verschiedenen Bestand-
theile einer complexen Erscheinung von einander zu sondern.
Denn dies kann in der Regel nur dadurch geschehen, dass

§ 3. Methoden der Psychologie.
Zusammenhang der Erfahrung von selbst dem Beobachter
darbieten. Wo überhaupt eine experimentelle Einwirkung
möglich ist, da pflegt man diese in der Naturwissen-
schaft stets anzuwenden, weil es unter allen Umständen,
auch wenn die Erscheinungen an und für sich schon einer
zureichend exacten Beobachtung zugänglich sind, von Vor-
theil ist, Eintritt und Verlauf derselben willkürlich be-
stimmen oder auch einzelne Theile einer zusammengesetzten
Erscheinung willkürlich isoliren zu können. Zugleich aber
hat sich schon in der Naturwissenschaft eine Scheidung
dieser beiden Methoden nach gewissen Gebieten vollzogen,
insofern man im allgemeinen für bestimmte Probleme die
experimentelle Methode für unentbehrlicher hält als für
andere, bei denen der gewünschte Zweck nicht selten schon
durch die bloße Beobachtung erreicht werden kann. Diese
beiden Gattungen von Problemen richten sich, von wenigen
durch besondere Verhältnisse bedingten Ausnahmen ab-
gesehen, nach der allgemeinen Unterscheidung der Natur-
erscheinungen in Naturvorgänge und in Naturgegen-
stände
.

Irgend ein Naturvorgang, z. B. eine Licht-, eine Ton-
bewegung, eine elektrische Entladung, die Entstehung oder
Zersetzung einer chemischen Verbindung, ferner eine Reiz-
bewegung oder eine Stoffwechselerscheinung im Pflanzen-
und Thierkörper, fordert zum Behuf der exacten Feststellung
seines Verlaufs und der Analyse seiner Bestandtheile stets
experimentelle Einwirkungen. In der Regel sind diese schon
deshalb wünschenswerth, weil sich genaue Beobachtungen
nur anstellen lassen, wenn man den Augenblick des Eintritts
der Erscheinungen selbst zu bestimmen vermag. Sodann
aber sind sie unerlässlich, um die verschiedenen Bestand-
theile einer complexen Erscheinung von einander zu sondern.
Denn dies kann in der Regel nur dadurch geschehen, dass

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[23/0039] § 3. Methoden der Psychologie. Zusammenhang der Erfahrung von selbst dem Beobachter darbieten. Wo überhaupt eine experimentelle Einwirkung möglich ist, da pflegt man diese in der Naturwissen- schaft stets anzuwenden, weil es unter allen Umständen, auch wenn die Erscheinungen an und für sich schon einer zureichend exacten Beobachtung zugänglich sind, von Vor- theil ist, Eintritt und Verlauf derselben willkürlich be- stimmen oder auch einzelne Theile einer zusammengesetzten Erscheinung willkürlich isoliren zu können. Zugleich aber hat sich schon in der Naturwissenschaft eine Scheidung dieser beiden Methoden nach gewissen Gebieten vollzogen, insofern man im allgemeinen für bestimmte Probleme die experimentelle Methode für unentbehrlicher hält als für andere, bei denen der gewünschte Zweck nicht selten schon durch die bloße Beobachtung erreicht werden kann. Diese beiden Gattungen von Problemen richten sich, von wenigen durch besondere Verhältnisse bedingten Ausnahmen ab- gesehen, nach der allgemeinen Unterscheidung der Natur- erscheinungen in Naturvorgänge und in Naturgegen- stände. Irgend ein Naturvorgang, z. B. eine Licht-, eine Ton- bewegung, eine elektrische Entladung, die Entstehung oder Zersetzung einer chemischen Verbindung, ferner eine Reiz- bewegung oder eine Stoffwechselerscheinung im Pflanzen- und Thierkörper, fordert zum Behuf der exacten Feststellung seines Verlaufs und der Analyse seiner Bestandtheile stets experimentelle Einwirkungen. In der Regel sind diese schon deshalb wünschenswerth, weil sich genaue Beobachtungen nur anstellen lassen, wenn man den Augenblick des Eintritts der Erscheinungen selbst zu bestimmen vermag. Sodann aber sind sie unerlässlich, um die verschiedenen Bestand- theile einer complexen Erscheinung von einander zu sondern. Denn dies kann in der Regel nur dadurch geschehen, dass

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/39>, abgerufen am 27.11.2024.