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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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IV. Die psychischen Entwicklungen.
teristische Unterschiede zeigen, deren hauptsächlichster darin
besteht, dass die Lustaffecte in rhythmischen, die Unlust-
affecte in arhythmischen und in der Regel heftigeren Be-
wegungen sich äußern. Diese Ausdrucksbewegungen, die
als Reflexe mit begleitenden Gefühlen gedeutet werden
müssen, gehen dann gelegentlich, sobald die Aufmerksam-
keit auf die Umgebung rege geworden ist, in gewollte
Ausdrucksbewegungen über, bei denen das Kind durch ver-
schiedene begleitende Symptome verräth, dass es nicht bloß
Schmerz, Verdruss, Aerger u. dgl. fühlt, sondern dass es
diese Affecte auch nach außen kundzugeben wünscht. Die
ersten Bewegungen aber, bei denen zweifellos ein der Be-
wegung vorausgehendes Motiv zu erkennen ist, sind die von
der 12. bis 14. Woche an auftretenden Greifbewegungen,
an denen sich namentlich anfänglich neben den Händen die
Füße betheiligen, und die, ebenso wie sie zu den ersten
deutlichen Symptomen von Sinneswahrnehmungen gehören,
so auch zum ersten Mal die Existenz eines aus Motiv,
Entschluss und Handlung zusammengesetzten einfachen Wil-
lensvorganges verrathen. Etwas später sind absichtliche
Nachahmungsbewegungen zu beobachten, unter denen die
einfachsten mimischen Nachahmungen, wie Zuspitzen des
Mundes, Stirnrunzeln, den pantomimischen, wie Ballen der
Faust, Taktbewegungen u. dgl., vorausgehen. Ganz allmäh-
lich, in der Regel erst vom Beginn der zweiten Hälfte des
ersten Lebensjahres an, gehen aus diesen einfachen zu-
sammengesetzte
Willenshandlungen hervor, indem deut-
lich entweder ein der Handlung vorausgehendes Schwanken
des Entschlusses oder auch eine willkürliche Unterdrückung
einer beabsichtigten oder schon begonnenen Handlung zu
beobachten ist.

Bei dieser Entwicklung der eigentlichen Willkürhand-
lungen spielt das Gehenlernen des Kindes, das im letzten

IV. Die psychischen Entwicklungen.
teristische Unterschiede zeigen, deren hauptsächlichster darin
besteht, dass die Lustaffecte in rhythmischen, die Unlust-
affecte in arhythmischen und in der Regel heftigeren Be-
wegungen sich äußern. Diese Ausdrucksbewegungen, die
als Reflexe mit begleitenden Gefühlen gedeutet werden
müssen, gehen dann gelegentlich, sobald die Aufmerksam-
keit auf die Umgebung rege geworden ist, in gewollte
Ausdrucksbewegungen über, bei denen das Kind durch ver-
schiedene begleitende Symptome verräth, dass es nicht bloß
Schmerz, Verdruss, Aerger u. dgl. fühlt, sondern dass es
diese Affecte auch nach außen kundzugeben wünscht. Die
ersten Bewegungen aber, bei denen zweifellos ein der Be-
wegung vorausgehendes Motiv zu erkennen ist, sind die von
der 12. bis 14. Woche an auftretenden Greifbewegungen,
an denen sich namentlich anfänglich neben den Händen die
Füße betheiligen, und die, ebenso wie sie zu den ersten
deutlichen Symptomen von Sinneswahrnehmungen gehören,
so auch zum ersten Mal die Existenz eines aus Motiv,
Entschluss und Handlung zusammengesetzten einfachen Wil-
lensvorganges verrathen. Etwas später sind absichtliche
Nachahmungsbewegungen zu beobachten, unter denen die
einfachsten mimischen Nachahmungen, wie Zuspitzen des
Mundes, Stirnrunzeln, den pantomimischen, wie Ballen der
Faust, Taktbewegungen u. dgl., vorausgehen. Ganz allmäh-
lich, in der Regel erst vom Beginn der zweiten Hälfte des
ersten Lebensjahres an, gehen aus diesen einfachen zu-
sammengesetzte
Willenshandlungen hervor, indem deut-
lich entweder ein der Handlung vorausgehendes Schwanken
des Entschlusses oder auch eine willkürliche Unterdrückung
einer beabsichtigten oder schon begonnenen Handlung zu
beobachten ist.

Bei dieser Entwicklung der eigentlichen Willkürhand-
lungen spielt das Gehenlernen des Kindes, das im letzten

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[340/0356] IV. Die psychischen Entwicklungen. teristische Unterschiede zeigen, deren hauptsächlichster darin besteht, dass die Lustaffecte in rhythmischen, die Unlust- affecte in arhythmischen und in der Regel heftigeren Be- wegungen sich äußern. Diese Ausdrucksbewegungen, die als Reflexe mit begleitenden Gefühlen gedeutet werden müssen, gehen dann gelegentlich, sobald die Aufmerksam- keit auf die Umgebung rege geworden ist, in gewollte Ausdrucksbewegungen über, bei denen das Kind durch ver- schiedene begleitende Symptome verräth, dass es nicht bloß Schmerz, Verdruss, Aerger u. dgl. fühlt, sondern dass es diese Affecte auch nach außen kundzugeben wünscht. Die ersten Bewegungen aber, bei denen zweifellos ein der Be- wegung vorausgehendes Motiv zu erkennen ist, sind die von der 12. bis 14. Woche an auftretenden Greifbewegungen, an denen sich namentlich anfänglich neben den Händen die Füße betheiligen, und die, ebenso wie sie zu den ersten deutlichen Symptomen von Sinneswahrnehmungen gehören, so auch zum ersten Mal die Existenz eines aus Motiv, Entschluss und Handlung zusammengesetzten einfachen Wil- lensvorganges verrathen. Etwas später sind absichtliche Nachahmungsbewegungen zu beobachten, unter denen die einfachsten mimischen Nachahmungen, wie Zuspitzen des Mundes, Stirnrunzeln, den pantomimischen, wie Ballen der Faust, Taktbewegungen u. dgl., vorausgehen. Ganz allmäh- lich, in der Regel erst vom Beginn der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres an, gehen aus diesen einfachen zu- sammengesetzte Willenshandlungen hervor, indem deut- lich entweder ein der Handlung vorausgehendes Schwanken des Entschlusses oder auch eine willkürliche Unterdrückung einer beabsichtigten oder schon begonnenen Handlung zu beobachten ist. Bei dieser Entwicklung der eigentlichen Willkürhand- lungen spielt das Gehenlernen des Kindes, das im letzten

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/356>, abgerufen am 24.11.2024.