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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 20. Die psychische Entwicklung des Kindes.
lich, dass alle diese Eindrücke von dunklen Empfindungen
und Gefühlen begleitet sind; aber die Beschaffenheit der
Reactionsbewegungen kann nicht aus den Gefühlen, als
deren Symptome wir sie betrachten, sondern nur aus den
angeborenen centralen Reflexverbindungen abgeleitet werden.

Etwas klarer bewusste, wenn auch, wie der rasche
Wechsel der Stimmungen zeigt, immer noch relativ sehr
vergängliche Empfindungen und Gefühle sind wahrscheinlich
erst vom Ende des ersten Lebensmonats an vorhanden, weil
nun erst nicht mehr bloß Unlust-, sondern auch Lust-
symptome, Lachen, lebhafte rhythmische Bewegungen der
Arme und Beine, nach bestimmten Sinneseindrücken zu be-
obachten sind. Auch die Reflexmechanismen sind übrigens
in der ersten Lebenszeit noch nicht vollständig ausgebildet,
wie dies durch die anatomische Thatsache, dass manche der
Faserverbindungen zwischen Großhirncentren erst nach der
Geburt entstehen, verständlich wird. So fehlen namentlich
noch die associirten Reflexbewegungen der beiden Augen.
Zwar wendet sich meist schon von Anfang an das einzelne
Auge einem Lichte zu, aber die Bewegungen beider Augen
sind noch vollkommen unregelmäßig, und erst im Laufe der
drei ersten Monate stellt sich allmählich die normale Coor-
dination der Bewegungen mit gemeinsamem Fixationspunkt
beider Augen ein. Auch hier ist jedoch die eintretende
Regelmäßigkeit nicht als eine Folge vollkommenerer Ge-
sichtswahrnehmungen aufzufassen, sondern als das Symptom
eines in Function tretenden Reflexcentrums, dessen Wir-
kungen umgekehrt erst vollkommenere Gesichtswahrneh-
mungen möglich machen.

2. Ueber die qualitativen Verhältnisse der psychischen
Elemente
beim Kinde lassen sich im allgemeinen keine
zureichenden Aufschlüsse gewinnen, weil es uns an sicheren
objectiven Symptomen mangelt. Wahrscheinlich ist die

§ 20. Die psychische Entwicklung des Kindes.
lich, dass alle diese Eindrücke von dunklen Empfindungen
und Gefühlen begleitet sind; aber die Beschaffenheit der
Reactionsbewegungen kann nicht aus den Gefühlen, als
deren Symptome wir sie betrachten, sondern nur aus den
angeborenen centralen Reflexverbindungen abgeleitet werden.

Etwas klarer bewusste, wenn auch, wie der rasche
Wechsel der Stimmungen zeigt, immer noch relativ sehr
vergängliche Empfindungen und Gefühle sind wahrscheinlich
erst vom Ende des ersten Lebensmonats an vorhanden, weil
nun erst nicht mehr bloß Unlust-, sondern auch Lust-
symptome, Lachen, lebhafte rhythmische Bewegungen der
Arme und Beine, nach bestimmten Sinneseindrücken zu be-
obachten sind. Auch die Reflexmechanismen sind übrigens
in der ersten Lebenszeit noch nicht vollständig ausgebildet,
wie dies durch die anatomische Thatsache, dass manche der
Faserverbindungen zwischen Großhirncentren erst nach der
Geburt entstehen, verständlich wird. So fehlen namentlich
noch die associirten Reflexbewegungen der beiden Augen.
Zwar wendet sich meist schon von Anfang an das einzelne
Auge einem Lichte zu, aber die Bewegungen beider Augen
sind noch vollkommen unregelmäßig, und erst im Laufe der
drei ersten Monate stellt sich allmählich die normale Coor-
dination der Bewegungen mit gemeinsamem Fixationspunkt
beider Augen ein. Auch hier ist jedoch die eintretende
Regelmäßigkeit nicht als eine Folge vollkommenerer Ge-
sichtswahrnehmungen aufzufassen, sondern als das Symptom
eines in Function tretenden Reflexcentrums, dessen Wir-
kungen umgekehrt erst vollkommenere Gesichtswahrneh-
mungen möglich machen.

2. Ueber die qualitativen Verhältnisse der psychischen
Elemente
beim Kinde lassen sich im allgemeinen keine
zureichenden Aufschlüsse gewinnen, weil es uns an sicheren
objectiven Symptomen mangelt. Wahrscheinlich ist die

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[333/0349] § 20. Die psychische Entwicklung des Kindes. lich, dass alle diese Eindrücke von dunklen Empfindungen und Gefühlen begleitet sind; aber die Beschaffenheit der Reactionsbewegungen kann nicht aus den Gefühlen, als deren Symptome wir sie betrachten, sondern nur aus den angeborenen centralen Reflexverbindungen abgeleitet werden. Etwas klarer bewusste, wenn auch, wie der rasche Wechsel der Stimmungen zeigt, immer noch relativ sehr vergängliche Empfindungen und Gefühle sind wahrscheinlich erst vom Ende des ersten Lebensmonats an vorhanden, weil nun erst nicht mehr bloß Unlust-, sondern auch Lust- symptome, Lachen, lebhafte rhythmische Bewegungen der Arme und Beine, nach bestimmten Sinneseindrücken zu be- obachten sind. Auch die Reflexmechanismen sind übrigens in der ersten Lebenszeit noch nicht vollständig ausgebildet, wie dies durch die anatomische Thatsache, dass manche der Faserverbindungen zwischen Großhirncentren erst nach der Geburt entstehen, verständlich wird. So fehlen namentlich noch die associirten Reflexbewegungen der beiden Augen. Zwar wendet sich meist schon von Anfang an das einzelne Auge einem Lichte zu, aber die Bewegungen beider Augen sind noch vollkommen unregelmäßig, und erst im Laufe der drei ersten Monate stellt sich allmählich die normale Coor- dination der Bewegungen mit gemeinsamem Fixationspunkt beider Augen ein. Auch hier ist jedoch die eintretende Regelmäßigkeit nicht als eine Folge vollkommenerer Ge- sichtswahrnehmungen aufzufassen, sondern als das Symptom eines in Function tretenden Reflexcentrums, dessen Wir- kungen umgekehrt erst vollkommenere Gesichtswahrneh- mungen möglich machen. 2. Ueber die qualitativen Verhältnisse der psychischen Elemente beim Kinde lassen sich im allgemeinen keine zureichenden Aufschlüsse gewinnen, weil es uns an sicheren objectiven Symptomen mangelt. Wahrscheinlich ist die

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/349>, abgerufen am 24.11.2024.