weise eingeübte Verbindungen (fixe Ideen) zurück, ein Zu- stand der endlich in vollständige geistige Paralyse übergeht.
7. Abgesehen von den eigentlichen Geisteskrankheiten finden sich die soeben erörterten Abweichungen des Be- wusstseins vorzugsweise in zwei in die Breite des nor- malen Lebens fallenden Zuständen: im Traum und in der Hypnose.
Die Vorstellungen des Traumes gehen jedenfalls zum größten Theil von Sinnesreizen, namentlich auch von sol- chen des allgemeinen Sinnes aus, und sie sind daher zu- meist phantastische Illusionen, wahrscheinlich nur zum kleineren Theil reine, zu Hallucinationen gesteigerte Er- innerungsvorstellungen. Auffallend ist außerdem das Zu- rücktreten der Apperceptionsverbindungen gegenüber den Associationen, womit die oft vorkommenden Veränderungen und Vertauschungen des Selbstbewusstseins, die Verwirrungen des Urtheils u. dgl. zusammenhängen. Das Unterscheidende des Traumes von andern ähnlichen psychischen Zuständen liegt übrigens weniger in diesen positiven Eigenschaften als in der Beschränkung der durch die Hallucinationen bezeug- ten Erregbarkeitserhöhung auf die sensorischen Func- tionen, während die äußeren Willensthätigkeiten beim ge- wöhnlichen Schlaf und Traum vollständig gehemmt sind.
Wenn sich die phantastischen Traumvorstellungen zu- gleich mit entsprechenden Willenshandlungen verbinden, so entstehen die im ganzen seltenen, bereits gewissen Formen der Hypnose verwandten Erscheinungen des Schlafwan- delns. Am häufigsten kommen solche motorische Begleit- erscheinungen beschränkt auf die Sprachbewegungen, als Sprechen im Traum, vor.
8. Als Hypnose bezeichnet man gewisse dem Schlaf und Traum verwandte Zustände, die durch bestimmte psy- chische Einwirkungen hervorgerufen werden, und in denen
III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
weise eingeübte Verbindungen (fixe Ideen) zurück, ein Zu- stand der endlich in vollständige geistige Paralyse übergeht.
7. Abgesehen von den eigentlichen Geisteskrankheiten finden sich die soeben erörterten Abweichungen des Be- wusstseins vorzugsweise in zwei in die Breite des nor- malen Lebens fallenden Zuständen: im Traum und in der Hypnose.
Die Vorstellungen des Traumes gehen jedenfalls zum größten Theil von Sinnesreizen, namentlich auch von sol- chen des allgemeinen Sinnes aus, und sie sind daher zu- meist phantastische Illusionen, wahrscheinlich nur zum kleineren Theil reine, zu Hallucinationen gesteigerte Er- innerungsvorstellungen. Auffallend ist außerdem das Zu- rücktreten der Apperceptionsverbindungen gegenüber den Associationen, womit die oft vorkommenden Veränderungen und Vertauschungen des Selbstbewusstseins, die Verwirrungen des Urtheils u. dgl. zusammenhängen. Das Unterscheidende des Traumes von andern ähnlichen psychischen Zuständen liegt übrigens weniger in diesen positiven Eigenschaften als in der Beschränkung der durch die Hallucinationen bezeug- ten Erregbarkeitserhöhung auf die sensorischen Func- tionen, während die äußeren Willensthätigkeiten beim ge- wöhnlichen Schlaf und Traum vollständig gehemmt sind.
Wenn sich die phantastischen Traumvorstellungen zu- gleich mit entsprechenden Willenshandlungen verbinden, so entstehen die im ganzen seltenen, bereits gewissen Formen der Hypnose verwandten Erscheinungen des Schlafwan- delns. Am häufigsten kommen solche motorische Begleit- erscheinungen beschränkt auf die Sprachbewegungen, als Sprechen im Traum, vor.
8. Als Hypnose bezeichnet man gewisse dem Schlaf und Traum verwandte Zustände, die durch bestimmte psy- chische Einwirkungen hervorgerufen werden, und in denen
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III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
weise eingeübte Verbindungen (fixe Ideen) zurück, ein Zu-
stand der endlich in vollständige geistige Paralyse übergeht.
7. Abgesehen von den eigentlichen Geisteskrankheiten
finden sich die soeben erörterten Abweichungen des Be-
wusstseins vorzugsweise in zwei in die Breite des nor-
malen Lebens fallenden Zuständen: im Traum und in der
Hypnose.
Die Vorstellungen des Traumes gehen jedenfalls zum
größten Theil von Sinnesreizen, namentlich auch von sol-
chen des allgemeinen Sinnes aus, und sie sind daher zu-
meist phantastische Illusionen, wahrscheinlich nur zum
kleineren Theil reine, zu Hallucinationen gesteigerte Er-
innerungsvorstellungen. Auffallend ist außerdem das Zu-
rücktreten der Apperceptionsverbindungen gegenüber den
Associationen, womit die oft vorkommenden Veränderungen
und Vertauschungen des Selbstbewusstseins, die Verwirrungen
des Urtheils u. dgl. zusammenhängen. Das Unterscheidende
des Traumes von andern ähnlichen psychischen Zuständen
liegt übrigens weniger in diesen positiven Eigenschaften als
in der Beschränkung der durch die Hallucinationen bezeug-
ten Erregbarkeitserhöhung auf die sensorischen Func-
tionen, während die äußeren Willensthätigkeiten beim ge-
wöhnlichen Schlaf und Traum vollständig gehemmt sind.
Wenn sich die phantastischen Traumvorstellungen zu-
gleich mit entsprechenden Willenshandlungen verbinden, so
entstehen die im ganzen seltenen, bereits gewissen Formen
der Hypnose verwandten Erscheinungen des Schlafwan-
delns. Am häufigsten kommen solche motorische Begleit-
erscheinungen beschränkt auf die Sprachbewegungen, als
Sprechen im Traum, vor.
8. Als Hypnose bezeichnet man gewisse dem Schlaf
und Traum verwandte Zustände, die durch bestimmte psy-
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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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