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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
stammen. Unter diesen sind, wie die Erfahrung zeigt, solche
ganz besonders bevorzugt, die sehr häufig vorhanden waren.
Zugleich pflegen aber einzelne Elemente des Eindrucks für
die stattfindende Association vor andern bestimmend zu sein,
so dass, falls diese dominirenden Elemente wechseln können,
wie das namentlich bei den Assimilationen des Gesichtssinns
vorkommt, auch das Assimilationsproduct entsprechende Ver-
änderungen erfährt.

6. Unter den intensiven Gebilden kommen besonders
die Gehörsvorstellungen sehr häufig unter der Mitwir-
kung von Assimilationen zu Stande. Zugleich bieten sie
die augenfälligsten Beispiele für das oben erwähnte Princip
der Geläufigkeit. Unter den Gehörsvorstellungen sind näm-
lich die leicht verfügbaren Wortvorstellungen insofern
die geläufigsten, als ihnen meist mehr als andern Schall-
eindrücken unsere Aufmerksamkeit zugewandt ist. In Folge
dessen ist das Hören der Worte von fortwährenden Assi-
milationen begleitet: der Schalleindruck ist unvollständig,
aber er wird aus früheren Eindrücken so vollkommen er-
gänzt, dass wir es nicht bemerken. Nicht das Hören selbst,
sondern das Verhören, d. h. die durch unrichtige Assi-
milationen bewirkte falsche Ergänzung, macht uns daher
meistens erst auf diesen Process aufmerksam. Ebenso ist
aber dieser aus der Leichtigkeit zu erschließen, mit der man
in beliebige Schalleindrücke, z. B. in Thierstimmen, in das
Geräusch des Wassers, des Windes, einer Maschine u. dgl.,
fast nach Willkür Worte hineinhören kann.

7. Bei den intensiven Gefühlen sind Assimilationen
daran bemerklich, dass Eindrücke, die von sinnlichen oder
ästhetischen Elementargefühlen begleitet werden, sehr häufig
unmittelbar noch eine zweite Gefühlswirkung mit sich führen,
von der wir uns erst Rechenschaft geben können, wenn
wir uns gewisse Vorstellungen vergegenwärtigen, an die jene

III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
stammen. Unter diesen sind, wie die Erfahrung zeigt, solche
ganz besonders bevorzugt, die sehr häufig vorhanden waren.
Zugleich pflegen aber einzelne Elemente des Eindrucks für
die stattfindende Association vor andern bestimmend zu sein,
so dass, falls diese dominirenden Elemente wechseln können,
wie das namentlich bei den Assimilationen des Gesichtssinns
vorkommt, auch das Assimilationsproduct entsprechende Ver-
änderungen erfährt.

6. Unter den intensiven Gebilden kommen besonders
die Gehörsvorstellungen sehr häufig unter der Mitwir-
kung von Assimilationen zu Stande. Zugleich bieten sie
die augenfälligsten Beispiele für das oben erwähnte Princip
der Geläufigkeit. Unter den Gehörsvorstellungen sind näm-
lich die leicht verfügbaren Wortvorstellungen insofern
die geläufigsten, als ihnen meist mehr als andern Schall-
eindrücken unsere Aufmerksamkeit zugewandt ist. In Folge
dessen ist das Hören der Worte von fortwährenden Assi-
milationen begleitet: der Schalleindruck ist unvollständig,
aber er wird aus früheren Eindrücken so vollkommen er-
gänzt, dass wir es nicht bemerken. Nicht das Hören selbst,
sondern das Verhören, d. h. die durch unrichtige Assi-
milationen bewirkte falsche Ergänzung, macht uns daher
meistens erst auf diesen Process aufmerksam. Ebenso ist
aber dieser aus der Leichtigkeit zu erschließen, mit der man
in beliebige Schalleindrücke, z. B. in Thierstimmen, in das
Geräusch des Wassers, des Windes, einer Maschine u. dgl.,
fast nach Willkür Worte hineinhören kann.

7. Bei den intensiven Gefühlen sind Assimilationen
daran bemerklich, dass Eindrücke, die von sinnlichen oder
ästhetischen Elementargefühlen begleitet werden, sehr häufig
unmittelbar noch eine zweite Gefühlswirkung mit sich führen,
von der wir uns erst Rechenschaft geben können, wenn
wir uns gewisse Vorstellungen vergegenwärtigen, an die jene

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[268/0284] III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. stammen. Unter diesen sind, wie die Erfahrung zeigt, solche ganz besonders bevorzugt, die sehr häufig vorhanden waren. Zugleich pflegen aber einzelne Elemente des Eindrucks für die stattfindende Association vor andern bestimmend zu sein, so dass, falls diese dominirenden Elemente wechseln können, wie das namentlich bei den Assimilationen des Gesichtssinns vorkommt, auch das Assimilationsproduct entsprechende Ver- änderungen erfährt. 6. Unter den intensiven Gebilden kommen besonders die Gehörsvorstellungen sehr häufig unter der Mitwir- kung von Assimilationen zu Stande. Zugleich bieten sie die augenfälligsten Beispiele für das oben erwähnte Princip der Geläufigkeit. Unter den Gehörsvorstellungen sind näm- lich die leicht verfügbaren Wortvorstellungen insofern die geläufigsten, als ihnen meist mehr als andern Schall- eindrücken unsere Aufmerksamkeit zugewandt ist. In Folge dessen ist das Hören der Worte von fortwährenden Assi- milationen begleitet: der Schalleindruck ist unvollständig, aber er wird aus früheren Eindrücken so vollkommen er- gänzt, dass wir es nicht bemerken. Nicht das Hören selbst, sondern das Verhören, d. h. die durch unrichtige Assi- milationen bewirkte falsche Ergänzung, macht uns daher meistens erst auf diesen Process aufmerksam. Ebenso ist aber dieser aus der Leichtigkeit zu erschließen, mit der man in beliebige Schalleindrücke, z. B. in Thierstimmen, in das Geräusch des Wassers, des Windes, einer Maschine u. dgl., fast nach Willkür Worte hineinhören kann. 7. Bei den intensiven Gefühlen sind Assimilationen daran bemerklich, dass Eindrücke, die von sinnlichen oder ästhetischen Elementargefühlen begleitet werden, sehr häufig unmittelbar noch eine zweite Gefühlswirkung mit sich führen, von der wir uns erst Rechenschaft geben können, wenn wir uns gewisse Vorstellungen vergegenwärtigen, an die jene

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/284>, abgerufen am 22.11.2024.