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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.

6. Die Begleiterscheinungen der Affecte im Gebiet der
Puls- und Athmungsbewegungen können von dreierlei
Art sein. Sie können bestehen: 1) in der unmittelbaren
Wirkung der Gefühle, aus denen sich die Affecte zusammen-
setzen, also z. B. in einer Verlängerung der Puls- und der
Athmungswellen, wenn die Gefühle Lustgefühle sind, in
einer Verkürzung, wenn sie Unlustgefühle sind u. s. w. (vgl.
S. 103); doch trifft dies nur bei relativ ruhigen Affecten
zu, bei denen die einzelnen Gefühle zureichend Zeit haben
sich zu entwickeln. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, so
treten Erscheinungen auf, die nicht bloß von der Qualität
der Gefühle, sondern zugleich und meist vorzugsweise von
der Intensität der aus ihrer Summation sich ergebenden
Innervationswirkungen abhängen. Solche Summationswir-
kungen können dann bestehen 2) in verstärkter Innervation,
welche bei nicht allzu rascher Folge der Gefühle in Folge
einer in diesem Fall durch die Summation bewirkten Stei-
gerung
der Erregung eintritt; sie äußert sich, weil beim
Herzen die gesteigerte Erregung vorwiegend die Hemmungs-
nerven trifft, in verlangsamten und verstärkten Pulsschlägen,
zu denen sich meist eine gesteigerte Innervation der mimi-
schen und der pantomimischen Muskeln gesellt: sthe-
nische Affecte
. Ist der Verlauf der Gefühle entweder ein
sehr stürmischer, oder dauert er eine ungewöhnlich lange
Zeit in gleicher Richtung, so ist aber die Wirkung des
Affectes 3) eine mehr oder minder ausgebreitete Lähmung
der Herzinnervation und des Tonus der äußeren Muskeln,
unter Umständen verbunden mit speciellen Innervations-
störungen einzelner Muskelgruppen, besonders des Zwerch-
fells und der synergisch mit ihm thätigen Antlitzmuskeln.
Hier ist dann das nächste von der Lähmung der regula-
torischen Herznerven herrührende Symptom starke Puls-
beschleunigung mit entsprechender Athmungsbeschleunigung,

II. Die psychischen Gebilde.

6. Die Begleiterscheinungen der Affecte im Gebiet der
Puls- und Athmungsbewegungen können von dreierlei
Art sein. Sie können bestehen: 1) in der unmittelbaren
Wirkung der Gefühle, aus denen sich die Affecte zusammen-
setzen, also z. B. in einer Verlängerung der Puls- und der
Athmungswellen, wenn die Gefühle Lustgefühle sind, in
einer Verkürzung, wenn sie Unlustgefühle sind u. s. w. (vgl.
S. 103); doch trifft dies nur bei relativ ruhigen Affecten
zu, bei denen die einzelnen Gefühle zureichend Zeit haben
sich zu entwickeln. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, so
treten Erscheinungen auf, die nicht bloß von der Qualität
der Gefühle, sondern zugleich und meist vorzugsweise von
der Intensität der aus ihrer Summation sich ergebenden
Innervationswirkungen abhängen. Solche Summationswir-
kungen können dann bestehen 2) in verstärkter Innervation,
welche bei nicht allzu rascher Folge der Gefühle in Folge
einer in diesem Fall durch die Summation bewirkten Stei-
gerung
der Erregung eintritt; sie äußert sich, weil beim
Herzen die gesteigerte Erregung vorwiegend die Hemmungs-
nerven trifft, in verlangsamten und verstärkten Pulsschlägen,
zu denen sich meist eine gesteigerte Innervation der mimi-
schen und der pantomimischen Muskeln gesellt: sthe-
nische Affecte
. Ist der Verlauf der Gefühle entweder ein
sehr stürmischer, oder dauert er eine ungewöhnlich lange
Zeit in gleicher Richtung, so ist aber die Wirkung des
Affectes 3) eine mehr oder minder ausgebreitete Lähmung
der Herzinnervation und des Tonus der äußeren Muskeln,
unter Umständen verbunden mit speciellen Innervations-
störungen einzelner Muskelgruppen, besonders des Zwerch-
fells und der synergisch mit ihm thätigen Antlitzmuskeln.
Hier ist dann das nächste von der Lähmung der regula-
torischen Herznerven herrührende Symptom starke Puls-
beschleunigung mit entsprechender Athmungsbeschleunigung,

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[204/0220] II. Die psychischen Gebilde. 6. Die Begleiterscheinungen der Affecte im Gebiet der Puls- und Athmungsbewegungen können von dreierlei Art sein. Sie können bestehen: 1) in der unmittelbaren Wirkung der Gefühle, aus denen sich die Affecte zusammen- setzen, also z. B. in einer Verlängerung der Puls- und der Athmungswellen, wenn die Gefühle Lustgefühle sind, in einer Verkürzung, wenn sie Unlustgefühle sind u. s. w. (vgl. S. 103); doch trifft dies nur bei relativ ruhigen Affecten zu, bei denen die einzelnen Gefühle zureichend Zeit haben sich zu entwickeln. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, so treten Erscheinungen auf, die nicht bloß von der Qualität der Gefühle, sondern zugleich und meist vorzugsweise von der Intensität der aus ihrer Summation sich ergebenden Innervationswirkungen abhängen. Solche Summationswir- kungen können dann bestehen 2) in verstärkter Innervation, welche bei nicht allzu rascher Folge der Gefühle in Folge einer in diesem Fall durch die Summation bewirkten Stei- gerung der Erregung eintritt; sie äußert sich, weil beim Herzen die gesteigerte Erregung vorwiegend die Hemmungs- nerven trifft, in verlangsamten und verstärkten Pulsschlägen, zu denen sich meist eine gesteigerte Innervation der mimi- schen und der pantomimischen Muskeln gesellt: sthe- nische Affecte. Ist der Verlauf der Gefühle entweder ein sehr stürmischer, oder dauert er eine ungewöhnlich lange Zeit in gleicher Richtung, so ist aber die Wirkung des Affectes 3) eine mehr oder minder ausgebreitete Lähmung der Herzinnervation und des Tonus der äußeren Muskeln, unter Umständen verbunden mit speciellen Innervations- störungen einzelner Muskelgruppen, besonders des Zwerch- fells und der synergisch mit ihm thätigen Antlitzmuskeln. Hier ist dann das nächste von der Lähmung der regula- torischen Herznerven herrührende Symptom starke Puls- beschleunigung mit entsprechender Athmungsbeschleunigung,

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/220>, abgerufen am 22.11.2024.