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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
Gefühle, sondern auch auf deren physische Begleiterschei-
nungen. Bei den einzelnen Gefühlen beschränken sich diese
auf sehr geringe Veränderungen der Herz- und der Athmungs-
innervation, die nur mit Hülfe exacter graphischer Methoden
nachweisbar sind (S. 102 f). Dies ist bei den Affecten wesent-
lich anders. Hier steigern sich nicht nur durch die Summa-
tion und den Wechsel der auf einander folgenden Gefühls-
reize die Wirkungen auf das Herz, die Blutgefäße und die
Athmung, sondern es werden auch stets in deutlich erkenn-
barer Weise die äußeren Bewegungsorgane in Mitleiden-
schaft gezogen, indem zunächst Bewegungen der Mund-
muskeln (mimische Bewegungen), dann solche der Arme und
des Gesammtkörpers (pantomimische Bewegungen eintreten,
zu denen sich bei stärkeren Affecten auch noch ausgebreitete
Innervationsstörungen, wie Muskelzittern, krampfhafte Er-
schütterungen des Zwerchfells und der Antlitzmuskeln,
lähmungsartiger Nachlass des Muskeltonus, hinzugesellen
können.

Wegen ihrer symptomatischen Bedeutung für die Affecte
bezeichnet man alle diese Bewegungen als Ausdrucks-
bewegungen
. In der Regel treten sie vollkommen un-
willkürlich auf, entweder reflexartig den Affecterregungen
folgend oder in der Form impulsiver, aus den Gefühlsbe-
standtheilen des Affectes entspringender Triebhandlungen.
Sie können dann aber auch durch willkürliche Verstärkung
oder Hemmung der Bewegungen oder selbst durch absicht-
liche Erzeugung solcher in der mannigfaltigsten Weise abge-
ändert werden, so dass bei den Ausdrucksbewegungen die
ganze Scala äußerer Bewegungsreactionen, die uns bei den
Willenshandlungen beschäftigen wird, in Action treten kann
(§ 14). Da aber diese verschiedenen Bewegungsformen
äußerlich einander vollkommen gleichen können, und da sie
überdies nach ihrer psychischen Beschaffenheit oft ohne

II. Die psychischen Gebilde.
Gefühle, sondern auch auf deren physische Begleiterschei-
nungen. Bei den einzelnen Gefühlen beschränken sich diese
auf sehr geringe Veränderungen der Herz- und der Athmungs-
innervation, die nur mit Hülfe exacter graphischer Methoden
nachweisbar sind (S. 102 f). Dies ist bei den Affecten wesent-
lich anders. Hier steigern sich nicht nur durch die Summa-
tion und den Wechsel der auf einander folgenden Gefühls-
reize die Wirkungen auf das Herz, die Blutgefäße und die
Athmung, sondern es werden auch stets in deutlich erkenn-
barer Weise die äußeren Bewegungsorgane in Mitleiden-
schaft gezogen, indem zunächst Bewegungen der Mund-
muskeln (mimische Bewegungen), dann solche der Arme und
des Gesammtkörpers (pantomimische Bewegungen eintreten,
zu denen sich bei stärkeren Affecten auch noch ausgebreitete
Innervationsstörungen, wie Muskelzittern, krampfhafte Er-
schütterungen des Zwerchfells und der Antlitzmuskeln,
lähmungsartiger Nachlass des Muskeltonus, hinzugesellen
können.

Wegen ihrer symptomatischen Bedeutung für die Affecte
bezeichnet man alle diese Bewegungen als Ausdrucks-
bewegungen
. In der Regel treten sie vollkommen un-
willkürlich auf, entweder reflexartig den Affecterregungen
folgend oder in der Form impulsiver, aus den Gefühlsbe-
standtheilen des Affectes entspringender Triebhandlungen.
Sie können dann aber auch durch willkürliche Verstärkung
oder Hemmung der Bewegungen oder selbst durch absicht-
liche Erzeugung solcher in der mannigfaltigsten Weise abge-
ändert werden, so dass bei den Ausdrucksbewegungen die
ganze Scala äußerer Bewegungsreactionen, die uns bei den
Willenshandlungen beschäftigen wird, in Action treten kann
(§ 14). Da aber diese verschiedenen Bewegungsformen
äußerlich einander vollkommen gleichen können, und da sie
überdies nach ihrer psychischen Beschaffenheit oft ohne

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[202/0218] II. Die psychischen Gebilde. Gefühle, sondern auch auf deren physische Begleiterschei- nungen. Bei den einzelnen Gefühlen beschränken sich diese auf sehr geringe Veränderungen der Herz- und der Athmungs- innervation, die nur mit Hülfe exacter graphischer Methoden nachweisbar sind (S. 102 f). Dies ist bei den Affecten wesent- lich anders. Hier steigern sich nicht nur durch die Summa- tion und den Wechsel der auf einander folgenden Gefühls- reize die Wirkungen auf das Herz, die Blutgefäße und die Athmung, sondern es werden auch stets in deutlich erkenn- barer Weise die äußeren Bewegungsorgane in Mitleiden- schaft gezogen, indem zunächst Bewegungen der Mund- muskeln (mimische Bewegungen), dann solche der Arme und des Gesammtkörpers (pantomimische Bewegungen eintreten, zu denen sich bei stärkeren Affecten auch noch ausgebreitete Innervationsstörungen, wie Muskelzittern, krampfhafte Er- schütterungen des Zwerchfells und der Antlitzmuskeln, lähmungsartiger Nachlass des Muskeltonus, hinzugesellen können. Wegen ihrer symptomatischen Bedeutung für die Affecte bezeichnet man alle diese Bewegungen als Ausdrucks- bewegungen. In der Regel treten sie vollkommen un- willkürlich auf, entweder reflexartig den Affecterregungen folgend oder in der Form impulsiver, aus den Gefühlsbe- standtheilen des Affectes entspringender Triebhandlungen. Sie können dann aber auch durch willkürliche Verstärkung oder Hemmung der Bewegungen oder selbst durch absicht- liche Erzeugung solcher in der mannigfaltigsten Weise abge- ändert werden, so dass bei den Ausdrucksbewegungen die ganze Scala äußerer Bewegungsreactionen, die uns bei den Willenshandlungen beschäftigen wird, in Action treten kann (§ 14). Da aber diese verschiedenen Bewegungsformen äußerlich einander vollkommen gleichen können, und da sie überdies nach ihrer psychischen Beschaffenheit oft ohne

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/218>, abgerufen am 22.11.2024.