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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.

17. Neben den Netzhautempfindungen sind stets noch
andere psychische Elemente an der wechselseitigen räumlichen
Ordnung der Tasteindrücke betheiligt. Die physiologischen
Eigenschaften des Sehorgans weisen hier von vornherein auf
die die Bewegung des Auges begleitenden Empfindungen
hin. Diese Bewegungen spielen in der That bei der Aus-
messung von Strecken im Sehfelde offenbar die nämliche
Rolle wie die Tastbewegungen bei der Ausmessung der Tast-
eindrücke, nur mit dem Unterschied, dass sich auch hier
die roheren Verhältnisse des Tastorgans in verfeinerter und
vervollkommneter Weise wiederholen. Indem das Auge durch
ein äußerst zweckmäßig angeordnetes System von sechs
Muskeln um seinen zum Kopfe immer gleich orientirten
Mittelpunkt nach allen Richtungen gedreht werden kann, ist
es in vorzüglicher Weise geeignet, die Begrenzungslinien der
Objecte continuirlich zu durchlaufen oder jeweils auf dem
kürzesten Wege von einem gegebenen Fixationspunkte zu
einem andern überzugehen. Dabei sind wieder vermöge
der Muskelanordnung die Bewegungen in denjenigen Rich-
tungen, die der Lage der am häufigsten und am genauesten
betrachteten Objecte entsprechen, nämlich die Bewegungen
nach abwärts und einwärts, gegenüber andern bevorzugt.
Indem ferner die Bewegungen beider Augen vermöge der
Synergie ihrer Innervation einander so angepasst sind, dass
die Blicklinien derselben normaler Weise stets auf denselben
Fixationspunkt eingestellt werden, ist dadurch ein Zusammen-
wirken beider Augen ermöglicht, das nicht bloß die Lage-
verhältnisse der Objecte zu einander vollständiger erfassen
lässt, sondern das auch insbesondere das wesentlichste Hülfs-
mittel für die Bestimmung der räumlichen Verhältnisse der
Objecte zum sehenden Subjecte abgibt (24 ff.).

18. In der That lehren nun die Erscheinungen des
Sehens, dass, ebenso wie die Unterscheidung distincter Punkte

II. Die psychischen Gebilde.

17. Neben den Netzhautempfindungen sind stets noch
andere psychische Elemente an der wechselseitigen räumlichen
Ordnung der Tasteindrücke betheiligt. Die physiologischen
Eigenschaften des Sehorgans weisen hier von vornherein auf
die die Bewegung des Auges begleitenden Empfindungen
hin. Diese Bewegungen spielen in der That bei der Aus-
messung von Strecken im Sehfelde offenbar die nämliche
Rolle wie die Tastbewegungen bei der Ausmessung der Tast-
eindrücke, nur mit dem Unterschied, dass sich auch hier
die roheren Verhältnisse des Tastorgans in verfeinerter und
vervollkommneter Weise wiederholen. Indem das Auge durch
ein äußerst zweckmäßig angeordnetes System von sechs
Muskeln um seinen zum Kopfe immer gleich orientirten
Mittelpunkt nach allen Richtungen gedreht werden kann, ist
es in vorzüglicher Weise geeignet, die Begrenzungslinien der
Objecte continuirlich zu durchlaufen oder jeweils auf dem
kürzesten Wege von einem gegebenen Fixationspunkte zu
einem andern überzugehen. Dabei sind wieder vermöge
der Muskelanordnung die Bewegungen in denjenigen Rich-
tungen, die der Lage der am häufigsten und am genauesten
betrachteten Objecte entsprechen, nämlich die Bewegungen
nach abwärts und einwärts, gegenüber andern bevorzugt.
Indem ferner die Bewegungen beider Augen vermöge der
Synergie ihrer Innervation einander so angepasst sind, dass
die Blicklinien derselben normaler Weise stets auf denselben
Fixationspunkt eingestellt werden, ist dadurch ein Zusammen-
wirken beider Augen ermöglicht, das nicht bloß die Lage-
verhältnisse der Objecte zu einander vollständiger erfassen
lässt, sondern das auch insbesondere das wesentlichste Hülfs-
mittel für die Bestimmung der räumlichen Verhältnisse der
Objecte zum sehenden Subjecte abgibt (24 ff.).

18. In der That lehren nun die Erscheinungen des
Sehens, dass, ebenso wie die Unterscheidung distincter Punkte

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[142/0158] II. Die psychischen Gebilde. 17. Neben den Netzhautempfindungen sind stets noch andere psychische Elemente an der wechselseitigen räumlichen Ordnung der Tasteindrücke betheiligt. Die physiologischen Eigenschaften des Sehorgans weisen hier von vornherein auf die die Bewegung des Auges begleitenden Empfindungen hin. Diese Bewegungen spielen in der That bei der Aus- messung von Strecken im Sehfelde offenbar die nämliche Rolle wie die Tastbewegungen bei der Ausmessung der Tast- eindrücke, nur mit dem Unterschied, dass sich auch hier die roheren Verhältnisse des Tastorgans in verfeinerter und vervollkommneter Weise wiederholen. Indem das Auge durch ein äußerst zweckmäßig angeordnetes System von sechs Muskeln um seinen zum Kopfe immer gleich orientirten Mittelpunkt nach allen Richtungen gedreht werden kann, ist es in vorzüglicher Weise geeignet, die Begrenzungslinien der Objecte continuirlich zu durchlaufen oder jeweils auf dem kürzesten Wege von einem gegebenen Fixationspunkte zu einem andern überzugehen. Dabei sind wieder vermöge der Muskelanordnung die Bewegungen in denjenigen Rich- tungen, die der Lage der am häufigsten und am genauesten betrachteten Objecte entsprechen, nämlich die Bewegungen nach abwärts und einwärts, gegenüber andern bevorzugt. Indem ferner die Bewegungen beider Augen vermöge der Synergie ihrer Innervation einander so angepasst sind, dass die Blicklinien derselben normaler Weise stets auf denselben Fixationspunkt eingestellt werden, ist dadurch ein Zusammen- wirken beider Augen ermöglicht, das nicht bloß die Lage- verhältnisse der Objecte zu einander vollständiger erfassen lässt, sondern das auch insbesondere das wesentlichste Hülfs- mittel für die Bestimmung der räumlichen Verhältnisse der Objecte zum sehenden Subjecte abgibt (24 ff.). 18. In der That lehren nun die Erscheinungen des Sehens, dass, ebenso wie die Unterscheidung distincter Punkte

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/158>, abgerufen am 24.11.2024.