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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Andere Capitel.
sagen: daß es lächerlich laute/ daß Göt-
tinnen
seyn sollen/ die solche Verwaltung
auf sich haben; was sind aber über diß/ das
für Göttliche Wesen/ die man für blind
halten soll/ für unbedachtsam/ für wankel-
mütig?

Viel eben aus den Heyden selbsten/ ha-
ben sich mit der Beschreibung und Vor-
bildung deß Glücks nicht befriedigen lassen.
Jener Römische Poet (*) Juvenalis ver-
lacht es öffentlich/ da er spricht.

Nullum Numen abest, si sit prudentia:
sed Te
Nos facimus, Fortuna, Deam, coelo
locamus!

Unser eigne Einbildung/ sagt er/ setzt
das Glück als eine Göttinn uber uns
in Himmel!

Andere/ wie weiland die Chaldeer/ und
noch viel Astrologi, und derer Anhang/
haben deß glücklichen Fortgangs oder un-
glücklichen Ruckgangs Ursach den Ster-
nen zugeschrieben/ vermeinende: welcher in
einem guten Zeichen und Planeten gebo-
ren sey/ als zum Exempel im Jove, dem gehe

es glück-
(*) Sat. X. v. 365.

Das Andere Capitel.
ſagen: daß es laͤcherlich laute/ daß Goͤt-
tinnen
ſeyn ſollen/ die ſolche Verwaltung
auf ſich haben; was ſind aber uͤber diß/ das
fuͤr Goͤttliche Weſen/ die man fuͤr blind
halten ſoll/ fuͤr unbedachtſam/ fuͤr wankel-
mütig?

Viel eben aus den Heyden ſelbſten/ ha-
ben ſich mit der Beſchreibung und Vor-
bildung deß Gluͤcks nicht befriedigen laſſen.
Jener Roͤmiſche Poet (*) Juvenalis ver-
lacht es oͤffentlich/ da er ſpricht.

Nullum Numen abest, ſi ſit prudentia:
ſed Te
Nos facimus, Fortuna, Deam, cœloꝙ́
locamus!

Unſer eigne Einbildung/ ſagt er/ ſetzt
das Gluͤck als eine Goͤttinn ůber uns
in Himmel!

Andere/ wie weiland die Chaldeer/ und
noch viel Aſtrologi, und derer Anhang/
haben deß gluͤcklichen Fortgangs oder un-
gluͤcklichen Ruckgangs Urſach den Ster-
nen zugeſchrieben/ vermeinende: welcher in
einem guten Zeichen und Planeten gebo-
ren ſey/ als zum Exempel im Jove, dem gehe

es gluͤck-
(*) Sat. X. v. 365.
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[26/0086] Das Andere Capitel. ſagen: daß es laͤcherlich laute/ daß Goͤt- tinnen ſeyn ſollen/ die ſolche Verwaltung auf ſich haben; was ſind aber uͤber diß/ das fuͤr Goͤttliche Weſen/ die man fuͤr blind halten ſoll/ fuͤr unbedachtſam/ fuͤr wankel- mütig? Viel eben aus den Heyden ſelbſten/ ha- ben ſich mit der Beſchreibung und Vor- bildung deß Gluͤcks nicht befriedigen laſſen. Jener Roͤmiſche Poet (*) Juvenalis ver- lacht es oͤffentlich/ da er ſpricht. Nullum Numen abest, ſi ſit prudentia: ſed Te Nos facimus, Fortuna, Deam, cœloꝙ́ locamus! Unſer eigne Einbildung/ ſagt er/ ſetzt das Gluͤck als eine Goͤttinn ůber uns in Himmel! Andere/ wie weiland die Chaldeer/ und noch viel Aſtrologi, und derer Anhang/ haben deß gluͤcklichen Fortgangs oder un- gluͤcklichen Ruckgangs Urſach den Ster- nen zugeſchrieben/ vermeinende: welcher in einem guten Zeichen und Planeten gebo- ren ſey/ als zum Exempel im Jove, dem gehe es gluͤck- (*) Sat. X. v. 365.

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/86>, abgerufen am 23.11.2024.