Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Zwölfte Capitel. Lasset demnach zusehen/ was da Raht? te/
Das Zwoͤlfte Capitel. Laſſet demnach zuſehen/ was da Raht? te/
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Das Zwoͤlfte Capitel.
Laſſet demnach zuſehen/ was da Raht?
Dieſe Frag aber muß zuvor entſchieden
werden: Welcher Geſtalt jener gerin-
ger/ dieſer hoͤher iſt? Jſt er geringer dem
Stand/ und Adel/ und Geſchlecht/ und dem
Reichtum/ und dergleichen nach; oder der
Kunſt und Qualitaͤten nach? Um jenes
willen allein einem Feind ſeyn/ weil er ge-
ringer vom Stand/ niderer von der Geburt/
aͤrmer an Mitteln; dannoch hoͤhere Ehr/ ein
fuͤrnehmer Amt/ baͤſſere Kundſchaft/ er-
wuͤnſchtere Heuraht erlanget: Um deßwil-
len/ ſprich ich/ allein einen Neiden/ iſt fuͤr-
wahr unbeſonnen gehandelt. Dann wie
die Tugend keine Perſon anſihet/ ſich auch
maͤnniglich ſelbſt anbeut/ weß Stands/
welcher Wuͤrden er ſey: alſo geſchiht ihr
auch unrecht/ wann ſie gedruckt und ge-
feindet werden ſoll/ ſo ſie ihre Wohnung bey
dieſem oder jenem von Stand/ Geburt/
Mitteln/ geringerem aufgeſchlagẽ hat. Der
Adel/ den allein die Mutter gibt/ iſt ein ge-
mein Ding/ und ſo hin zu ſchaͤtzen/ wann
das Gemuͤht nicht darbey einen adelt.
Wann Reichtum zugleich Weißheit fuͤhr-
te/
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Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/457>, abgerufen am 29.07.2024. |