Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zwölfte Capitel.

Neidestu nun den/ so neidestu die Voll-
kommenheit deß Werks; Hinderstu den/
so hinderst du den Bau: Legst du dich dar-
zwischen/ so ligt dein Grund so lang öd/ und
gibt einen Unform in Regiment/ einen
Mangel am Hof/ einen Abtrag dem Colle-
gio,
einen Anstoß der Handlung/ eine Ab-
nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der
Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein
Verachtung nach deinem Tod; der Re-
chenschaft zugeschweigen/ die du Gott dar-
für schuldig bleibest. Jetzt antworte du mir
nach deinem Gewissen: Ob es nit das höch-
ste Unrecht sey/ ein mit Neid ersessenes Ge-
müht gegen dem tragen/ der dir entweder
gleich/ oder höher ist/ oder den du besorgest/
daß er höher steigen werde als du bist?

Jn besagtem allen möchte sich aber das
Herz noch befriedigen können/ wann es nur
auch darinnen könte/ so es sehen soll/ daß
manchmal so ein viel geringerer empor stei-
get/ und er als ein höherer dahinden bleiben
soll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red-
lich Gemüht verdriessen/ und einen Unwil-
len verursachen/ wann es sonst niemals ei-
nigen Neid getragen hätte?

Lasset
Das Zwoͤlfte Capitel.

Neideſtu nun den/ ſo neideſtu die Voll-
kommenheit deß Werks; Hinderſtu den/
ſo hinderſt du den Bau: Legſt du dich dar-
zwiſchen/ ſo ligt dein Grund ſo lang oͤd/ und
gibt einen Unform in Regiment/ einen
Mangel am Hof/ einen Abtrag dem Colle-
gio,
einen Anſtoß der Handlung/ eine Ab-
nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der
Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein
Verachtung nach deinem Tod; der Re-
chenſchaft zugeſchweigen/ die du Gott dar-
für ſchuldig bleibeſt. Jetzt antworte du mir
nach deinem Gewiſſen: Ob es nit das hoͤch-
ſte Unrecht ſey/ ein mit Neid erſeſſenes Ge-
muͤht gegen dem tragen/ der dir entweder
gleich/ oder hoͤher iſt/ oder den du beſorgeſt/
daß er hoͤher ſteigen werde als du biſt?

Jn beſagtem allen moͤchte ſich aber das
Herz noch befriedigen koͤnnen/ wann es nur
auch darinnen koͤnte/ ſo es ſehen ſoll/ daß
manchmal ſo ein viel geringerer empor ſtei-
get/ und er als ein hoͤherer dahinden bleiben
ſoll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red-
lich Gemuͤht verdrieſſen/ und einen Unwil-
len verurſachen/ wann es ſonſt niemals ei-
nigen Neid getragen haͤtte?

Laſſet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0456" n="376"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Zwo&#x0364;lfte Capitel.</hi> </fw><lb/>
        <p>Neide&#x017F;tu nun den/ &#x017F;o neide&#x017F;tu die Voll-<lb/>
kommenheit deß Werks; Hinder&#x017F;tu den/<lb/>
&#x017F;o hinder&#x017F;t du den Bau: Leg&#x017F;t du dich dar-<lb/>
zwi&#x017F;chen/ &#x017F;o ligt dein Grund &#x017F;o lang o&#x0364;d/ und<lb/>
gibt einen Unform in Regiment/ einen<lb/>
Mangel am Hof/ einen Abtrag dem <hi rendition="#aq">Colle-<lb/>
gio,</hi> einen An&#x017F;toß der Handlung/ eine Ab-<lb/>
nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der<lb/>
Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein<lb/>
Verachtung nach deinem Tod; der Re-<lb/>
chen&#x017F;chaft zuge&#x017F;chweigen/ die du Gott dar-<lb/>
für &#x017F;chuldig bleibe&#x017F;t. Jetzt antworte du mir<lb/>
nach deinem Gewi&#x017F;&#x017F;en: Ob es nit das ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te Unrecht &#x017F;ey/ ein mit Neid er&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enes Ge-<lb/>
mu&#x0364;ht gegen dem tragen/ der dir entweder<lb/>
gleich/ oder ho&#x0364;her i&#x017F;t/ oder den du be&#x017F;orge&#x017F;t/<lb/>
daß er ho&#x0364;her &#x017F;teigen werde als du bi&#x017F;t?</p><lb/>
        <p>Jn be&#x017F;agtem allen mo&#x0364;chte &#x017F;ich aber das<lb/>
Herz noch befriedigen ko&#x0364;nnen/ wann es nur<lb/>
auch darinnen ko&#x0364;nte/ &#x017F;o es &#x017F;ehen &#x017F;oll/ daß<lb/>
manchmal &#x017F;o ein viel geringerer empor &#x017F;tei-<lb/>
get/ und er als ein ho&#x0364;herer dahinden bleiben<lb/>
&#x017F;oll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red-<lb/>
lich Gemu&#x0364;ht verdrie&#x017F;&#x017F;en/ und einen Unwil-<lb/>
len verur&#x017F;achen/ wann es &#x017F;on&#x017F;t niemals ei-<lb/>
nigen Neid getragen ha&#x0364;tte?</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">La&#x017F;&#x017F;et</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0456] Das Zwoͤlfte Capitel. Neideſtu nun den/ ſo neideſtu die Voll- kommenheit deß Werks; Hinderſtu den/ ſo hinderſt du den Bau: Legſt du dich dar- zwiſchen/ ſo ligt dein Grund ſo lang oͤd/ und gibt einen Unform in Regiment/ einen Mangel am Hof/ einen Abtrag dem Colle- gio, einen Anſtoß der Handlung/ eine Ab- nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein Verachtung nach deinem Tod; der Re- chenſchaft zugeſchweigen/ die du Gott dar- für ſchuldig bleibeſt. Jetzt antworte du mir nach deinem Gewiſſen: Ob es nit das hoͤch- ſte Unrecht ſey/ ein mit Neid erſeſſenes Ge- muͤht gegen dem tragen/ der dir entweder gleich/ oder hoͤher iſt/ oder den du beſorgeſt/ daß er hoͤher ſteigen werde als du biſt? Jn beſagtem allen moͤchte ſich aber das Herz noch befriedigen koͤnnen/ wann es nur auch darinnen koͤnte/ ſo es ſehen ſoll/ daß manchmal ſo ein viel geringerer empor ſtei- get/ und er als ein hoͤherer dahinden bleiben ſoll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red- lich Gemuͤht verdrieſſen/ und einen Unwil- len verurſachen/ wann es ſonſt niemals ei- nigen Neid getragen haͤtte? Laſſet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/456
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/456>, abgerufen am 24.11.2024.