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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Siebennde Capitel.
schen Willen. So heist es: Haron Re-
schied/ als er das Königreich Aegypten ein-
genommen hatte/ sagte: Er wolte wegen
Ubermütigkeit und grosser Hoffart der Ae-
gyptischen Könige/ die in gemein sich als
Götter wolten ehren lassen/ das Reich einen
von seinen geringesten Schlaven bescheiden/
daß er nach seinem Tod das Regiment füh-
ren solte. Nun hatte er einen Mohren mit
Namen Chossib/ den er zu solcher Hoheit
würdig achtete. Man saget aber/ daß die-
ser an Witz und Verstande so einfältig und
schlecht gewesen/ daß er auch einsmals/ als
die Ackersleute sich beklaget/ daß der Nilus
im überlauffen ihnen grossen Schaden ge-
tahn/ in dem er den Baumwollen-Saa-
men teihls verschlemmet/ teihls weggefüh-
ret/ soll geantwortet haben: Mann hätte
die Wollen sollen säen/ so wäre sie nit
verdorben.
Als dieses ein beherzter Mann/
so dabey stund/ hörete/ sprach er: Wann
Herrlichkeit und Reichtum nur durch
Weißheit den Leuten zukäme/ wür-
den die einfältigen und dummen Leute
grossen Mangel leiden.
Aber GOtt

gibt

Das Sieben̄de Capitel.
ſchen Willen. So heiſt es: Haron Re-
ſchied/ als er das Koͤnigreich Aegypten ein-
genommen hatte/ ſagte: Er wolte wegen
Ubermuͤtigkeit und groſſer Hoffart der Ae-
gyptiſchen Koͤnige/ die in gemein ſich als
Goͤtter wolten ehren laſſen/ das Reich einẽ
von ſeinen geringeſten Schlaven beſcheiden/
daß er nach ſeinem Tod das Regiment fuͤh-
ren ſolte. Nun hatte er einen Mohren mit
Namen Choſſib/ den er zu ſolcher Hoheit
wuͤrdig achtete. Man ſaget aber/ daß die-
ſer an Witz und Verſtande ſo einfaͤltig und
ſchlecht geweſen/ daß er auch einsmals/ als
die Ackersleute ſich beklaget/ daß der Nilus
im uͤberlauffen ihnen groſſen Schaden ge-
tahn/ in dem er den Baumwollen-Saa-
men teihls verſchlemmet/ teihls weggefüh-
ret/ ſoll geantwortet haben: Mann haͤtte
die Wollen ſollen ſaͤen/ ſo waͤre ſie nit
verdorben.
Als dieſes ein beherzter Mann/
ſo dabey ſtund/ hoͤrete/ ſprach er: Wann
Herꝛlichkeit und Reichtum nur durch
Weißheit den Leuten zukaͤme/ wuͤr-
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groſſen Mangel leiden.
Aber GOtt

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[184/0254] Das Sieben̄de Capitel. ſchen Willen. So heiſt es: Haron Re- ſchied/ als er das Koͤnigreich Aegypten ein- genommen hatte/ ſagte: Er wolte wegen Ubermuͤtigkeit und groſſer Hoffart der Ae- gyptiſchen Koͤnige/ die in gemein ſich als Goͤtter wolten ehren laſſen/ das Reich einẽ von ſeinen geringeſten Schlaven beſcheiden/ daß er nach ſeinem Tod das Regiment fuͤh- ren ſolte. Nun hatte er einen Mohren mit Namen Choſſib/ den er zu ſolcher Hoheit wuͤrdig achtete. Man ſaget aber/ daß die- ſer an Witz und Verſtande ſo einfaͤltig und ſchlecht geweſen/ daß er auch einsmals/ als die Ackersleute ſich beklaget/ daß der Nilus im uͤberlauffen ihnen groſſen Schaden ge- tahn/ in dem er den Baumwollen-Saa- men teihls verſchlemmet/ teihls weggefüh- ret/ ſoll geantwortet haben: Mann haͤtte die Wollen ſollen ſaͤen/ ſo waͤre ſie nit verdorben. Als dieſes ein beherzter Mann/ ſo dabey ſtund/ hoͤrete/ ſprach er: Wann Herꝛlichkeit und Reichtum nur durch Weißheit den Leuten zukaͤme/ wuͤr- den die einfaͤltigen und dummen Leute groſſen Mangel leiden. Aber GOtt gibt

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/254>, abgerufen am 22.11.2024.