Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Siebennde Capitel.
cens: Principatum fato dari. Si quid prae-
terea desiderarent, promittens se tribu-
turum.
Das ist: So grosse Gnad hät-
te er ihnen erwiesen/ daß er sie nur
vermahnet/ solche Gedanken fahren
zu lassen/ in Erwägung: das Käiser-
tum und Königreiche nit dem wer-
den/ der sich darum reisse: sondern
dem/ dem es durch das Glück oder
Göttliche Ordnung bescheret sey.
Was sie sonsten an ihn begehren
würden solt ihnen willfahrt werden!

M. Aurelius Antoninus schrieb/ in Be-
trachtung solcher sonderbaren Vorsehung
deß Göttlichen Wesens über Käisertum
und Königreiche/ seinem Bruder Lucio
Vero
seine Meynung gar schön und wahr-
hafftig. Er vernahm/ daß dieser allerdings
darauf umgieng und schon den vollen
Schluß gefaßt hätte/ Avidium Cassium
aus dem Weg zu räumen; weil er besorgte/
das Regiment würde auf ihn fallen. Schrieb
ihm demnach solche Wort dagegen: Si ei
divinitus debetur imperium, non poteri-

mus

Das Sieben̄de Capitel.
cens: Principatum fato dari. Si quid præ-
terea deſiderarent, promittens ſe tribu-
turum.
Das iſt: So groſſe Gnad haͤt-
te er ihnen erwieſen/ daß er ſie nur
vermahnet/ ſolche Gedanken fahren
zu laſſen/ in Erwaͤgung: das Kaͤiſer-
tum und Koͤnigreiche nit dem wer-
den/ der ſich darum reiſſe: ſondern
dem/ dem es durch das Gluͤck oder
Goͤttliche Ordnung beſcheret ſey.
Was ſie ſonſten an ihn begehren
wuͤrden ſolt ihnen willfahrt werden!

M. Aurelius Antoninus ſchrieb/ in Be-
trachtung ſolcher ſonderbaren Vorſehung
deß Goͤttlichen Weſens uͤber Kaͤiſertum
und Koͤnigreiche/ ſeinem Bruder Lucio
Vero
ſeine Meynung gar ſchoͤn und wahr-
hafftig. Er vernahm/ daß dieſer allerdings
darauf umgieng und ſchon den vollen
Schluß gefaßt haͤtte/ Avidium Caſſium
aus dem Weg zu raͤumen; weil er beſorgte/
das Regiment wuͤrde auf ihn fallẽ. Schrieb
ihm demnach ſolche Wort dagegen: Si ei
divinitus debetur imperium, non poteri-

mus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0238" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Sieben&#x0304;de Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">cens: Principatum fato dari. Si quid præ-<lb/>
terea de&#x017F;iderarent, promittens &#x017F;e tribu-<lb/>
turum.</hi> Das i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">So gro&#x017F;&#x017F;e Gnad ha&#x0364;t-<lb/>
te er ihnen erwie&#x017F;en/ daß er &#x017F;ie nur<lb/>
vermahnet/ &#x017F;olche Gedanken fahren<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en/ in Erwa&#x0364;gung: das Ka&#x0364;i&#x017F;er-<lb/>
tum und Ko&#x0364;nigreiche nit dem wer-<lb/>
den/ der &#x017F;ich darum rei&#x017F;&#x017F;e: &#x017F;ondern<lb/>
dem/ dem es durch das Glu&#x0364;ck oder<lb/>
Go&#x0364;ttliche Ordnung be&#x017F;cheret &#x017F;ey.<lb/>
Was &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten an ihn begehren<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;olt ihnen willfahrt werden!</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">M. Aurelius Antoninus</hi> &#x017F;chrieb/ in Be-<lb/>
trachtung &#x017F;olcher &#x017F;onderbaren Vor&#x017F;ehung<lb/>
deß Go&#x0364;ttlichen We&#x017F;ens u&#x0364;ber Ka&#x0364;i&#x017F;ertum<lb/>
und Ko&#x0364;nigreiche/ &#x017F;einem Bruder <hi rendition="#aq">Lucio<lb/>
Vero</hi> &#x017F;eine Meynung gar &#x017F;cho&#x0364;n und wahr-<lb/>
hafftig. Er vernahm/ daß die&#x017F;er allerdings<lb/>
darauf umgieng und &#x017F;chon den vollen<lb/>
Schluß gefaßt ha&#x0364;tte/ <hi rendition="#aq">Avidium Ca&#x017F;&#x017F;ium</hi><lb/>
aus dem Weg zu ra&#x0364;umen; weil er be&#x017F;orgte/<lb/>
das Regiment wu&#x0364;rde auf ihn falle&#x0303;. Schrieb<lb/>
ihm demnach &#x017F;olche Wort dagegen: <hi rendition="#aq">Si ei<lb/>
divinitus debetur imperium, non poteri-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">mus</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0238] Das Sieben̄de Capitel. cens: Principatum fato dari. Si quid præ- terea deſiderarent, promittens ſe tribu- turum. Das iſt: So groſſe Gnad haͤt- te er ihnen erwieſen/ daß er ſie nur vermahnet/ ſolche Gedanken fahren zu laſſen/ in Erwaͤgung: das Kaͤiſer- tum und Koͤnigreiche nit dem wer- den/ der ſich darum reiſſe: ſondern dem/ dem es durch das Gluͤck oder Goͤttliche Ordnung beſcheret ſey. Was ſie ſonſten an ihn begehren wuͤrden ſolt ihnen willfahrt werden! M. Aurelius Antoninus ſchrieb/ in Be- trachtung ſolcher ſonderbaren Vorſehung deß Goͤttlichen Weſens uͤber Kaͤiſertum und Koͤnigreiche/ ſeinem Bruder Lucio Vero ſeine Meynung gar ſchoͤn und wahr- hafftig. Er vernahm/ daß dieſer allerdings darauf umgieng und ſchon den vollen Schluß gefaßt haͤtte/ Avidium Caſſium aus dem Weg zu raͤumen; weil er beſorgte/ das Regiment wuͤrde auf ihn fallẽ. Schrieb ihm demnach ſolche Wort dagegen: Si ei divinitus debetur imperium, non poteri- mus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/238
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/238>, abgerufen am 23.11.2024.