Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Vierte Capitel. Der dritte brennt von Lieb: die Schönheit ihnentzündet; sein Hertze Kühlung sucht/ er bittet/ klagt und fleht. Deß Vierten Kunstbegier ihn an die Bücher bindet: zu ernden Wissenschafft viel Fleiß wird aus- geseet. Nicht mit der Feder nur/ man ringt auch mit dem Degen nach einem Ehrenkrantz und nach dem Sie- geslohn. Ein ander sträubet sich/ und strebt dem Tod ent- gegen/ wolt gerne leben lang und langsam ziehn davon. So vieles und noch mehr ist Vieler ihr Verlangen. Doch sindet unter Zehn kaum einer/ was er sucht: er laufft und schnaufft/ kan doch zum Ziele nicht gelangen; oft stirbet in der Blüt die langgesuchte Frucht. Der Crösus werden wolt/ muß armer Jrus bleiben. deß Andren Ehrendurst verdorret in dem Staub. Der Dritte/ ungeliebt muß traurigs Lieben treiben. Der Künstler nicht erlangt verlangtes Lor- beerlaub. Der Kriegsheld sucht den Sieg durch Mann- heit zu erwerben/ muß aber selbst vom Feind sich überwunden sehn. Der
Das Vierte Capitel. Der dritte brennt von Lieb: die Schoͤnheit ihnentzuͤndet; ſein Hertze Kuͤhlung ſucht/ er bittet/ klagt und fleht. Deß Vierten Kunſtbegier ihn an die Bücher bindet: zu ernden Wiſſenſchafft viel Fleiß wird aus- geſeet. Nicht mit der Feder nur/ man ringt auch mit dem Degen nach einem Ehrenkrantz und nach dem Sie- geslohn. Ein ander ſtraͤubet ſich/ und ſtrebt dem Tod ent- gegen/ wolt gerne leben lang uñ langſam ziehn davon. So vieles und noch mehr iſt Vieler ihr Verlangẽ. Doch ſindet unter Zehn kaum einer/ was er ſucht: er laufft und ſchnaufft/ kan doch zum Ziele nicht gelangen; oft ſtirbet in der Bluͤt die langgeſuchte Frucht. Der Croͤſus werden wolt/ muß armer Jrus bleibẽ. deß Andren Ehrendurſt verdorꝛet in dem Staub. Der Dritte/ ungeliebt muß traurigs Lieben treibẽ. Der Künſtler nicht erlangt verlangtes Lor- beerlaub. Der Kriegsheld ſucht den Sieg durch Mann- heit zu erwerben/ muß aber ſelbſt vom Feind ſich uͤberwunden ſehn. Der
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Das Vierte Capitel.
Der dritte brennt von Lieb: die Schoͤnheit ihn
entzuͤndet;
ſein Hertze Kuͤhlung ſucht/ er bittet/ klagt und
fleht.
Deß Vierten Kunſtbegier ihn an die Bücher
bindet:
zu ernden Wiſſenſchafft viel Fleiß wird aus-
geſeet.
Nicht mit der Feder nur/ man ringt auch mit
dem Degen
nach einem Ehrenkrantz und nach dem Sie-
geslohn.
Ein ander ſtraͤubet ſich/ und ſtrebt dem Tod ent-
gegen/
wolt gerne leben lang uñ langſam ziehn davon.
So vieles und noch mehr iſt Vieler ihr Verlangẽ.
Doch ſindet unter Zehn kaum einer/ was er
ſucht:
er laufft und ſchnaufft/ kan doch zum Ziele nicht
gelangen;
oft ſtirbet in der Bluͤt die langgeſuchte Frucht.
Der Croͤſus werden wolt/ muß armer Jrus bleibẽ.
deß Andren Ehrendurſt verdorꝛet in dem
Staub.
Der Dritte/ ungeliebt muß traurigs Lieben treibẽ.
Der Künſtler nicht erlangt verlangtes Lor-
beerlaub.
Der Kriegsheld ſucht den Sieg durch Mann-
heit zu erwerben/
muß aber ſelbſt vom Feind ſich uͤberwunden
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Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/126>, abgerufen am 16.07.2024. |