W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.der Leut und örter nicht bekant ist. Wir haben oben schon ein Exempel gehört, wie eine ängstliche und zagende Jungfer durch Veränderung des Bettes ist curirt worden. Und in eben selbigen Actis wird von einem Mann erzehlet, der in seiner Kranckheit viel Erscheinungen und Ansprache zu haben vermeynte. Nach seiner Genesung gieng ihm dieser Affect so nach, daß er bißweilen Bildungen zu sehen vermeynte, die ihme etwas ansagen wolten. Darwider hatte er kein besser Mittel, als die Veränderung des Orts. So bald er aus der Stadt gieng, so bald wurde er von allen Zufällen frey. §. 3. Gedächte aber jemand wider obigen §. 1. Was hilffts, einen solchen Cörper zu verbrennen? Kan doch der Teufel, wie man oben beweisen wolte, in viel andere fahren! So ist die Antwort nicht schwer. Der Teufel kan nicht thun, was er will; und er darf auch nicht alles thun, was er könte. Er stehet unter der Regierung GOttes, der seine ihm allein bewußte Ursachen hat, warum er ihm über den einen Cörper etwas zu erlauben für gut befindet, hingegen aber über den andern nicht: wie es ja auch so mit ihme gegen die lebendige Cörper gehalten wird, sonsten kein Mensch lebendig bliebe. Ich habe aber kein Bedencken zu sagen, daß man den der Leut und oͤrter nicht bekant ist. Wir haben oben schon ein Exempel gehoͤrt, wie eine aͤngstliche und zagende Jungfer durch Veraͤnderung des Bettes ist curirt worden. Und in eben selbigen Actis wird von einem Mann erzehlet, der in seiner Kranckheit viel Erscheinungen und Ansprache zu haben vermeynte. Nach seiner Genesung gieng ihm dieser Affect so nach, daß er bißweilen Bildungen zu sehen vermeynte, die ihme etwas ansagen wolten. Darwider hatte er kein besser Mittel, als die Veraͤnderung des Orts. So bald er aus der Stadt gieng, so bald wurde er von allen Zufaͤllen frey. §. 3. Gedaͤchte aber jemand wider obigen §. 1. Was hilffts, einen solchen Coͤrper zu verbrennen? Kan doch der Teufel, wie man oben beweisen wolte, in viel andere fahren! So ist die Antwort nicht schwer. Der Teufel kan nicht thun, was er will; und er darf auch nicht alles thun, was er koͤnte. Er stehet unter der Regierung GOttes, der seine ihm allein bewußte Ursachen hat, warum er ihm uͤber den einen Coͤrper etwas zu erlauben fuͤr gut befindet, hingegen aber uͤber den andern nicht: wie es ja auch so mit ihme gegen die lebendige Coͤrper gehalten wird, sonsten kein Mensch lebendig bliebe. Ich habe aber kein Bedencken zu sagen, daß man den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb n="95" facs="#f0095"/> der Leut und oͤrter nicht bekant ist. Wir haben oben schon ein Exempel gehoͤrt, wie eine aͤngstliche und zagende Jungfer durch Veraͤnderung des Bettes ist <hi rendition="#aq">curi</hi>rt worden. Und in eben selbigen <hi rendition="#aq">Actis</hi> wird von einem Mann erzehlet, der in seiner Kranckheit viel Erscheinungen und Ansprache zu haben vermeynte. Nach seiner Genesung gieng ihm dieser <hi rendition="#aq">Affect</hi> so nach, daß er bißweilen Bildungen zu sehen vermeynte, die ihme etwas ansagen wolten. Darwider hatte er kein besser Mittel, als die Veraͤnderung des Orts. So bald er aus der Stadt gieng, so bald wurde er von allen Zufaͤllen frey.</p> </div> <div n="3"> <head>§. 3.</head> <p>Gedaͤchte aber jemand wider obigen §. 1. Was hilffts, einen solchen Coͤrper zu verbrennen? Kan doch der Teufel, wie man oben beweisen wolte, in viel andere fahren! So ist die Antwort nicht schwer. Der Teufel kan nicht thun, was er will; und er darf auch nicht alles thun, was er koͤnte. Er stehet unter der Regierung GOttes, der seine ihm allein bewußte Ursachen hat, warum er ihm uͤber den einen Coͤrper etwas zu erlauben fuͤr gut befindet, hingegen aber uͤber den andern nicht: wie es ja auch so mit ihme gegen die lebendige Coͤrper gehalten wird, sonsten kein Mensch lebendig bliebe. Ich habe aber kein Bedencken zu sagen, daß man den </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0095]
der Leut und oͤrter nicht bekant ist. Wir haben oben schon ein Exempel gehoͤrt, wie eine aͤngstliche und zagende Jungfer durch Veraͤnderung des Bettes ist curirt worden. Und in eben selbigen Actis wird von einem Mann erzehlet, der in seiner Kranckheit viel Erscheinungen und Ansprache zu haben vermeynte. Nach seiner Genesung gieng ihm dieser Affect so nach, daß er bißweilen Bildungen zu sehen vermeynte, die ihme etwas ansagen wolten. Darwider hatte er kein besser Mittel, als die Veraͤnderung des Orts. So bald er aus der Stadt gieng, so bald wurde er von allen Zufaͤllen frey.
§. 3. Gedaͤchte aber jemand wider obigen §. 1. Was hilffts, einen solchen Coͤrper zu verbrennen? Kan doch der Teufel, wie man oben beweisen wolte, in viel andere fahren! So ist die Antwort nicht schwer. Der Teufel kan nicht thun, was er will; und er darf auch nicht alles thun, was er koͤnte. Er stehet unter der Regierung GOttes, der seine ihm allein bewußte Ursachen hat, warum er ihm uͤber den einen Coͤrper etwas zu erlauben fuͤr gut befindet, hingegen aber uͤber den andern nicht: wie es ja auch so mit ihme gegen die lebendige Coͤrper gehalten wird, sonsten kein Mensch lebendig bliebe. Ich habe aber kein Bedencken zu sagen, daß man den
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/95>, abgerufen am 03.03.2025. |