W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.§. 11. Und damit ist der Weg von der Thesi zur hypothesi wircklich geöfnet. Wer die Schrifft respectirt, sie als eine Praesidem Philosophiae verehret, und noch einen Teufel erkennet (denn mit keinen andern wollen wir zu thun haben) der wird keinen Anstand haben, den Teufel unter denen Vampyrs nicht nur zu vermuthen, sondern auch in seiner groben Gestalt gleichsam mit Händen zu greifen. Wenn hie der Teufel, der Fürst der Finsterniß, der in der Finsterniß dieser Welt zu agiren gewohnt und befugt ist, der Feind des menschlichen Geschlechts, der Würg-Engel, der umhergehende brüllende Löwe, der Mörder von Anfang, in dieser Mord-Gruben nichts zu thun hat, so weiß ich nicht, wo er mehr etwas zu thun haben solte. Hiezu fehlt es ihme nicht am Willen, und nicht am Vermögen. Nicht am Willen, wie bekandt. Denn er ist ein überaus feuriger, hitziger, hungeriger, grimmiger und unruhiger Geist, der dürre Stätte durchwandelt, und wider sein inwendiges Zorn-Feuer Ruhe suchet, fürnehmlich aber Ruhe und Abkühlung in denen Leibern, nach welchen er eine unsägliche Begierde hat, Matth. XII, 43. Kan er keine lebendige Leiber haben, so sucht er die todten Cörper in den Gräbern. Darum hält er sich so gern in §. 11. Und damit ist der Weg von der Thesi zur hypothesi wircklich geoͤfnet. Wer die Schrifft respectirt, sie als eine Præsidem Philosophiæ verehret, und noch einen Teufel erkennet (denn mit keinen andern wollen wir zu thun haben) der wird keinen Anstand haben, den Teufel unter denen Vampyrs nicht nur zu vermuthen, sondern auch in seiner groben Gestalt gleichsam mit Haͤnden zu greifen. Wenn hie der Teufel, der Fuͤrst der Finsterniß, der in der Finsterniß dieser Welt zu agiren gewohnt und befugt ist, der Feind des menschlichen Geschlechts, der Wuͤrg-Engel, der umhergehende bruͤllende Loͤwe, der Moͤrder von Anfang, in dieser Mord-Gruben nichts zu thun hat, so weiß ich nicht, wo er mehr etwas zu thun haben solte. Hiezu fehlt es ihme nicht am Willen, und nicht am Vermoͤgen. Nicht am Willen, wie bekandt. Denn er ist ein uͤberaus feuriger, hitziger, hungeriger, grimmiger und unruhiger Geist, der duͤrre Staͤtte durchwandelt, und wider sein inwendiges Zorn-Feuer Ruhe suchet, fuͤrnehmlich aber Ruhe und Abkuͤhlung in denen Leibern, nach welchen er eine unsaͤgliche Begierde hat, Matth. XII, 43. Kan er keine lebendige Leiber haben, so sucht er die todten Coͤrper in den Graͤbern. Darum haͤlt er sich so gern in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="78" facs="#f0078"/> <div n="3"> <head>§. 11.</head> <p>Und damit ist der Weg von der <hi rendition="#aq">Thesi</hi> zur <hi rendition="#aq">hypothesi</hi> wircklich geoͤfnet. Wer die Schrifft <hi rendition="#aq">respecti</hi>rt, sie als eine <hi rendition="#aq">Præsidem Philosophiæ</hi> verehret, und noch einen Teufel erkennet (denn mit keinen andern wollen wir zu thun haben) der wird keinen Anstand haben, den Teufel unter denen <hi rendition="#aq">Vampyrs</hi> nicht nur zu vermuthen, sondern auch in seiner groben Gestalt gleichsam mit Haͤnden zu greifen. Wenn hie der Teufel, der Fuͤrst der Finsterniß, der in der Finsterniß dieser Welt zu <hi rendition="#aq">agi</hi>ren gewohnt und befugt ist, der Feind des menschlichen Geschlechts, der Wuͤrg-Engel, der umhergehende bruͤllende Loͤwe, der Moͤrder von Anfang, in dieser Mord-Gruben nichts zu thun hat, so weiß ich nicht, wo er mehr etwas zu thun haben solte. Hiezu fehlt es ihme nicht am Willen, und nicht am Vermoͤgen. Nicht am Willen, wie bekandt. Denn er ist ein uͤberaus feuriger, hitziger, hungeriger, grimmiger und unruhiger Geist, der duͤrre Staͤtte durchwandelt, und wider sein inwendiges Zorn-Feuer Ruhe suchet, fuͤrnehmlich aber Ruhe und Abkuͤhlung in denen Leibern, nach welchen er eine unsaͤgliche Begierde hat, <hi rendition="#aq">Matth. XII, 43.</hi> Kan er keine lebendige Leiber haben, so sucht er die todten Coͤrper in den Graͤbern. Darum haͤlt er sich so gern in </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0078]
§. 11. Und damit ist der Weg von der Thesi zur hypothesi wircklich geoͤfnet. Wer die Schrifft respectirt, sie als eine Præsidem Philosophiæ verehret, und noch einen Teufel erkennet (denn mit keinen andern wollen wir zu thun haben) der wird keinen Anstand haben, den Teufel unter denen Vampyrs nicht nur zu vermuthen, sondern auch in seiner groben Gestalt gleichsam mit Haͤnden zu greifen. Wenn hie der Teufel, der Fuͤrst der Finsterniß, der in der Finsterniß dieser Welt zu agiren gewohnt und befugt ist, der Feind des menschlichen Geschlechts, der Wuͤrg-Engel, der umhergehende bruͤllende Loͤwe, der Moͤrder von Anfang, in dieser Mord-Gruben nichts zu thun hat, so weiß ich nicht, wo er mehr etwas zu thun haben solte. Hiezu fehlt es ihme nicht am Willen, und nicht am Vermoͤgen. Nicht am Willen, wie bekandt. Denn er ist ein uͤberaus feuriger, hitziger, hungeriger, grimmiger und unruhiger Geist, der duͤrre Staͤtte durchwandelt, und wider sein inwendiges Zorn-Feuer Ruhe suchet, fuͤrnehmlich aber Ruhe und Abkuͤhlung in denen Leibern, nach welchen er eine unsaͤgliche Begierde hat, Matth. XII, 43. Kan er keine lebendige Leiber haben, so sucht er die todten Coͤrper in den Graͤbern. Darum haͤlt er sich so gern in
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/78>, abgerufen am 03.03.2025. |