fen werden. Sie wollen alles in die efficaciam phantasiae resolviren. Und gewiß, wie ge- schäfftig und mächtig die Phantasie zu allerhand ungeheuren Mißgeburten seye, können sie kei- nen bessern Beweißthum als eben sich selbsten in diesem Gespenst anziehen. Sie bilden sich in dieser Sache eine Menge Dinge ein, und beweisen keine einige. Es ist dieses res facti; sie bringen aber nicht nur kein documentum historicum auf, sondern bilden sich Begeben- heiten ein, welche der historischen Relation schnur gerad entgegen seyn: Es folgt ja nicht: vieleicht kan dieses so seyn, Ergo ists würcklich also. Die corrupte Phantasie hat schon sol- che und solche Kranckheiten gebohren: Ergo liegen diese Leute in Servien alle an der Phan- tasie kranck. Wo findet man in der histori- schen Relation, daß alle an einer acuten Kranck- heit in gar kurtzer Zeit sterben? Findet man nicht auch solche darunter, die etliche Wochen und Monathen an verzehrenden Kranckheiten algemach gestorben sind? Wo ist doch die al- lergeringste Spur in der Specie Facti von de- nen erdichteten Liebes-Händeln, die den An- fang sollen gemacht haben? Stehet nicht aus- trücklich num. 2. daß ein sechzigjähriges Weib Miliza den Anfang zu dermaligen Vampyren gegeben, nicht, da sie einem Buhler ungetreu
fen werden. Sie wollen alles in die efficaciam phantasiæ resolviren. Und gewiß, wie ge- schaͤfftig und maͤchtig die Phantasie zu allerhand ungeheuren Mißgeburten seye, koͤnnen sie kei- nen bessern Beweißthum als eben sich selbsten in diesem Gespenst anziehen. Sie bilden sich in dieser Sache eine Menge Dinge ein, und beweisen keine einige. Es ist dieses res facti; sie bringen aber nicht nur kein documentum historicum auf, sondern bilden sich Begeben- heiten ein, welche der historischen Relation schnur gerad entgegen seyn: Es folgt ja nicht: vieleicht kan dieses so seyn, Ergo ists wuͤrcklich also. Die corrupte Phantasie hat schon sol- che und solche Kranckheiten gebohren: Ergo liegen diese Leute in Servien alle an der Phan- tasie kranck. Wo findet man in der histori- schen Relation, daß alle an einer acuten Kranck- heit in gar kurtzer Zeit sterben? Findet man nicht auch solche darunter, die etliche Wochen und Monathen an verzehrenden Kranckheiten algemach gestorben sind? Wo ist doch die al- lergeringste Spur in der Specie Facti von de- nen erdichteten Liebes-Haͤndeln, die den An- fang sollen gemacht haben? Stehet nicht aus- truͤcklich num. 2. daß ein sechzigjaͤhriges Weib Miliza den Anfang zu dermaligen Vampyren gegeben, nicht, da sie einem Buhler ungetreu
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ungeheuren Mißgeburten seye, koͤnnen sie kei-
nen bessern Beweißthum als eben sich selbsten
in diesem Gespenst anziehen. Sie bilden sich
in dieser Sache eine Menge Dinge ein, und
beweisen keine einige. Es ist dieses res facti;
sie bringen aber nicht nur kein documentum
historicum auf, sondern bilden sich Begeben-
heiten ein, welche der historischen Relation
schnur gerad entgegen seyn: Es folgt ja nicht:
vieleicht kan dieses so seyn, Ergo ists wuͤrcklich
also. Die corrupte Phantasie hat schon sol-
che und solche Kranckheiten gebohren: Ergo
liegen diese Leute in Servien alle an der Phan-
tasie kranck. Wo findet man in der histori-
schen Relation, daß alle an einer acuten Kranck-
heit in gar kurtzer Zeit sterben? Findet man
nicht auch solche darunter, die etliche Wochen
und Monathen an verzehrenden Kranckheiten
algemach gestorben sind? Wo ist doch die al-
lergeringste Spur in der Specie Facti von de-
nen erdichteten Liebes-Haͤndeln, die den An-
fang sollen gemacht haben? Stehet nicht aus-
truͤcklich num. 2. daß ein sechzigjaͤhriges Weib
Miliza den Anfang zu dermaligen Vampyren
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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/60>, abgerufen am 06.07.2024.
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