zulassen will? Muß denn auch diß Kennzei- chen der ersten Welt an uns eintreffen: Die Menschen seynd Fleisch! Ich hatte wenige Zeit zuvor in des Engelländers Chambers Lexico Univers. Artium & Scientiarum, Lond. 1728. gelesen, daß er meynt, der Enthusiamus seye denen Artificibus und Inventoribus wie ar- tium, also auch Systematum, ja dem gantzen Menschlichen Geschlecht so eigen, daß der Mensch besser könne beschrieben werden, er seye ein Animal enthusiasticum, als wie vulgo, ein Animal rationale. Das hat sich aufs we- nigste an dem Hn. Auctore verificirt. Ge- wiß, er muß in einem starcken raptu enthusia- stico gewesen seyn, da er ein solches Systema von so lebvoller Materie, von so unerweißli- chen suppositionibus, von so chimerischen Ein- bildungen, daß der Haß die Imagination der Verstorbenen dermassen anflamme, daß sie solche Tragoedie unter den Lebenden spielen können, ersonnen hat.
§. 2.
Hac non successit, alia aggrediamur via, dachten andere, welchen Molliers Maladie ima- ginee eingefallen ist. Denn diese weitsehen- de dencken, es könte diese gantze Sache eine Un- garische Kranckheit, und eine Wirckung der cor- rupten Phantasie seyn. Was die morbi idea-
zulassen will? Muß denn auch diß Kennzei- chen der ersten Welt an uns eintreffen: Die Menschen seynd Fleisch! Ich hatte wenige Zeit zuvor in des Engellaͤnders Chambers Lexico Univers. Artium & Scientiarum, Lond. 1728. gelesen, daß er meynt, der Enthusiamus seye denen Artificibus und Inventoribus wie ar- tium, also auch Systematum, ja dem gantzen Menschlichen Geschlecht so eigen, daß der Mensch besser koͤnne beschrieben werden, er seye ein Animal enthusiasticum, als wie vulgo, ein Animal rationale. Das hat sich aufs we- nigste an dem Hn. Auctore verificirt. Ge- wiß, er muß in einem starcken raptu enthusia- stico gewesen seyn, da er ein solches Systema von so lebvoller Materie, von so unerweißli- chen suppositionibus, von so chimerischen Ein- bildungen, daß der Haß die Imagination der Verstorbenen dermassen anflamme, daß sie solche Tragœdie unter den Lebenden spielen koͤnnen, ersonnen hat.
§. 2.
Hac non successit, alia aggrediamur via, dachten andere, welchen Molliers Maladie ima- ginée eingefallen ist. Denn diese weitsehen- de dencken, es koͤnte diese gantze Sache eine Un- garische Kranckheit, und eine Wirckung der cor- rupten Phantasie seyn. Was die morbi idea-
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Menschen seynd Fleisch! Ich hatte wenige Zeit
zuvor in des Engellaͤnders Chambers Lexico
Univers. Artium & Scientiarum, Lond. 1728.
gelesen, daß er meynt, der Enthusiamus seye
denen Artificibus und Inventoribus wie ar-
tium, also auch Systematum, ja dem gantzen
Menschlichen Geschlecht so eigen, daß der
Mensch besser koͤnne beschrieben werden, er seye
ein Animal enthusiasticum, als wie vulgo, ein
Animal rationale. Das hat sich aufs we-
nigste an dem Hn. Auctore verificirt. Ge-
wiß, er muß in einem starcken raptu enthusia-
stico gewesen seyn, da er ein solches Systema
von so lebvoller Materie, von so unerweißli-
chen suppositionibus, von so chimerischen Ein-
bildungen, daß der Haß die Imagination der
Verstorbenen dermassen anflamme, daß sie
solche Tragœdie unter den Lebenden spielen
koͤnnen, ersonnen hat.
§. 2. Hac non successit, alia aggrediamur via,
dachten andere, welchen Molliers Maladie ima-
ginée eingefallen ist. Denn diese weitsehen-
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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/50>, abgerufen am 16.02.2025.
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