Gewißen, den fidem historicam so zu durch- löchern, und erkennen die Glaubwürdigkeit der Erzehlungen. Aber der eine gibt zur Raison an das unter-irrdische Feuer; der andere die un- ter-irrdische brausende Winde; der dritte das Einfallen des Sargs; der vierte die Hyenam: und ich weiß nicht, was uns hie Juden und Türcken bald von einer Mauß, bald von einem Engel, vorschwatzen wollen. Der Herr Au- ctor, der vor 4. Jahren de Masticationibus mor- tuorum geschrieben, meynt, er habe es bey de- nen zischenden Schlangen und freßigen Wür- mern ertappet, die sich sonderlich bey denen fet- ten und wohl gemästeten ihre Mahlzeit so saff- tig schmäcken ließen, daß man ihr behagliches Schmatzen oben auf der Erden höre. Hingegen finden andere hieran keinen gousto, und wol- len lieber in die Tieffe fahren, und es den Teu- fel bezüchtigen. Doch wissen sie nicht recht, wie sie es auf ihn bringen sollen. Etliche mey- nen, Satanas mache ein fallaciam acusticam, so ein leeres Geräusch vor denen Ohren der Le- bendigen; etliche, es seye zwar ein wahrhaffti- ges Geräusch, aber nicht von den Todten, son- dern von dem Teufel im Grabe angerichtet. So hat D. Lutherus decidirt, wie mans ausführ- lich lesen kan in Tisch-Reden c. IX. f. 151. und nach ihm die meisten Theologi. Man sehe
Gewißen, den fidem historicam so zu durch- loͤchern, und erkennen die Glaubwuͤrdigkeit der Erzehlungen. Aber der eine gibt zur Raison an das unter-irrdische Feuer; der andere die un- ter-irrdische brausende Winde; der dritte das Einfallen des Sargs; der vierte die Hyenam: und ich weiß nicht, was uns hie Juden und Tuͤrcken bald von einer Mauß, bald von einem Engel, vorschwatzen wollen. Der Herr Au- ctor, der vor 4. Jahren de Masticationibus mor- tuorum geschrieben, meynt, er habe es bey de- nen zischenden Schlangen und freßigen Wuͤr- mern ertappet, die sich sonderlich bey denen fet- ten und wohl gemaͤsteten ihre Mahlzeit so saff- tig schmaͤcken ließen, daß man ihr behagliches Schmatzen oben auf der Erden hoͤre. Hingegen finden andere hieran keinen gousto, und wol- len lieber in die Tieffe fahren, und es den Teu- fel bezuͤchtigen. Doch wissen sie nicht recht, wie sie es auf ihn bringen sollen. Etliche mey- nen, Satanas mache ein fallaciam acusticam, so ein leeres Geraͤusch vor denen Ohren der Le- bendigen; etliche, es seye zwar ein wahrhaffti- ges Geraͤusch, aber nicht von den Todten, son- dern von dem Teufel im Grabe angerichtet. So hat D. Lutherus decidirt, wie mans ausfuͤhr- lich lesen kan in Tisch-Reden c. IX. f. 151. und nach ihm die meisten Theologi. Man sehe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0035"n="35"/>
Gewißen, den <hirendition="#aq">fidem historicam</hi> so zu durch-<lb/>
loͤchern, und erkennen die Glaubwuͤrdigkeit der<lb/>
Erzehlungen. Aber der eine gibt zur <hirendition="#aq">Raison</hi><lb/>
an das unter-irrdische Feuer; der andere die un-<lb/>
ter-irrdische brausende Winde; der dritte das<lb/>
Einfallen des Sargs; der vierte die <hirendition="#aq">Hyenam</hi>:<lb/>
und ich weiß nicht, was uns hie Juden und<lb/>
Tuͤrcken bald von einer Mauß, bald von einem<lb/>
Engel, vorschwatzen wollen. Der Herr <hirendition="#aq">Au-<lb/>
ctor</hi>, der vor 4. Jahren <hirendition="#aq">de Masticationibus mor-<lb/>
tuorum</hi> geschrieben, meynt, er habe es bey de-<lb/>
nen zischenden Schlangen und freßigen Wuͤr-<lb/>
mern ertappet, die sich sonderlich bey denen fet-<lb/>
ten und wohl gemaͤsteten ihre Mahlzeit so saff-<lb/>
tig schmaͤcken ließen, daß man ihr behagliches<lb/>
Schmatzen oben auf der Erden hoͤre. Hingegen<lb/>
finden andere hieran keinen <hirendition="#aq">gousto</hi>, und wol-<lb/>
len lieber in die Tieffe fahren, und es den Teu-<lb/>
fel bezuͤchtigen. Doch wissen sie nicht recht,<lb/>
wie sie es auf ihn bringen sollen. Etliche mey-<lb/>
nen, Satanas mache ein <hirendition="#aq">fallaciam acusticam</hi>,<lb/>
so ein leeres Geraͤusch vor denen Ohren der Le-<lb/>
bendigen; etliche, es seye zwar ein wahrhaffti-<lb/>
ges Geraͤusch, aber nicht von den Todten, son-<lb/>
dern von dem Teufel im Grabe angerichtet. So<lb/>
hat <hirendition="#aq">D. Lutherus decidi</hi>rt, wie mans ausfuͤhr-<lb/>
lich lesen kan in Tisch-Reden <hirendition="#aq">c. IX. f. 151.</hi> und<lb/>
nach ihm die meisten <hirendition="#aq">Theologi</hi>. Man sehe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[35/0035]
Gewißen, den fidem historicam so zu durch-
loͤchern, und erkennen die Glaubwuͤrdigkeit der
Erzehlungen. Aber der eine gibt zur Raison
an das unter-irrdische Feuer; der andere die un-
ter-irrdische brausende Winde; der dritte das
Einfallen des Sargs; der vierte die Hyenam:
und ich weiß nicht, was uns hie Juden und
Tuͤrcken bald von einer Mauß, bald von einem
Engel, vorschwatzen wollen. Der Herr Au-
ctor, der vor 4. Jahren de Masticationibus mor-
tuorum geschrieben, meynt, er habe es bey de-
nen zischenden Schlangen und freßigen Wuͤr-
mern ertappet, die sich sonderlich bey denen fet-
ten und wohl gemaͤsteten ihre Mahlzeit so saff-
tig schmaͤcken ließen, daß man ihr behagliches
Schmatzen oben auf der Erden hoͤre. Hingegen
finden andere hieran keinen gousto, und wol-
len lieber in die Tieffe fahren, und es den Teu-
fel bezuͤchtigen. Doch wissen sie nicht recht,
wie sie es auf ihn bringen sollen. Etliche mey-
nen, Satanas mache ein fallaciam acusticam,
so ein leeres Geraͤusch vor denen Ohren der Le-
bendigen; etliche, es seye zwar ein wahrhaffti-
ges Geraͤusch, aber nicht von den Todten, son-
dern von dem Teufel im Grabe angerichtet. So
hat D. Lutherus decidirt, wie mans ausfuͤhr-
lich lesen kan in Tisch-Reden c. IX. f. 151. und
nach ihm die meisten Theologi. Man sehe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/35>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.