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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.

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ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich
meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich
dabey über die gewohnliche Gesetze der Natur
hinausdencke. Ja ich schäme mich nicht zu be-
kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur
ein einiger Cörper ausgegraben würde, der et-
liche Wochen oder Monathe neben andern Ver-
weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge-
ruch, ohne Fäulniß, mit frischem Fleisch, und
flüßigem klaren Blut geblieben wäre, so könte
ich mich nicht enthalten, über die tägliche und
gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se-
hen, und auf eine dazwischen laufende fremde
und höhere Ursache zu gedencken. Welches ist
aber dieselbe fremde und höhere Ursache? da bit-
te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die
Ordnung dahin führet. Wenn ich nun dieses
mein Glaubens-Bekäntniß von solcher Art Leu-
te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re-
de, welche hatten sagen hören, daß nicht nur
gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß
sie auch in den Gräbern schmatzeten/ oder
vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und
da muß ich nun

Den II. Gang thun.
§. I.

HJe will ich erstlich die Historie erzehlen.
2. die fürnehmste Meynungen berühren.

ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich
meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich
dabey uͤber die gewohnliche Gesetze der Natur
hinausdencke. Ja ich schaͤme mich nicht zu be-
kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur
ein einiger Coͤrper ausgegraben wuͤrde, der et-
liche Wochen oder Monathe neben andern Ver-
weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge-
ruch, ohne Faͤulniß, mit frischem Fleisch, und
fluͤßigem klaren Blut geblieben waͤre, so koͤnte
ich mich nicht enthalten, uͤber die taͤgliche und
gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se-
hen, und auf eine dazwischen laufende fremde
und hoͤhere Ursache zu gedencken. Welches ist
aber dieselbe fremde und hoͤhere Ursache? da bit-
te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die
Ordnung dahin fuͤhret. Wenn ich nun dieses
mein Glaubens-Bekaͤntniß von solcher Art Leu-
te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re-
de, welche hatten sagen hoͤren, daß nicht nur
gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß
sie auch in den Graͤbern schmatzeten/ oder
vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und
da muß ich nun

Den II. Gang thun.
§. I.

HJe will ich erstlich die Historie erzehlen.
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[31/0031] ereigne, was sich da ereignet: so bekenne ich meine Einfalt vor Herren und Frauen, daß ich dabey uͤber die gewohnliche Gesetze der Natur hinausdencke. Ja ich schaͤme mich nicht zu be- kennen, wenn auf hiesigem Kirch-Hofe nur ein einiger Coͤrper ausgegraben wuͤrde, der et- liche Wochen oder Monathe neben andern Ver- weßten unverweßlich gelegen, ohne Todten-Ge- ruch, ohne Faͤulniß, mit frischem Fleisch, und fluͤßigem klaren Blut geblieben waͤre, so koͤnte ich mich nicht enthalten, uͤber die taͤgliche und gewohnliche Ordnung der Natur hinaus zu se- hen, und auf eine dazwischen laufende fremde und hoͤhere Ursache zu gedencken. Welches ist aber dieselbe fremde und hoͤhere Ursache? da bit- te ich mir ein wenig Gedult aus, biß uns die Ordnung dahin fuͤhret. Wenn ich nun dieses mein Glaubens-Bekaͤntniß von solcher Art Leu- te gethan hatte: so fielen mir andere in die Re- de, welche hatten sagen hoͤren, daß nicht nur gewiße Todten unversehrt blieben, sondern daß sie auch in den Graͤbern schmatzeten/ oder vielleicht mit ihrem Nachbar schwatzeten. Und da muß ich nun Den II. Gang thun. §. I. HJe will ich erstlich die Historie erzehlen. 2. die fuͤrnehmste Meynungen beruͤhren.

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Zitationshilfe: W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/31>, abgerufen am 24.11.2024.