W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.eingewurtzelte Einbildung, fürchterliche Impressionen etc. meynte aber, daß der Teufel sich dieser Gelegenheit mit bediene, seine Gauckeley zu treiben. Seit deme bin ich mit allerley Personen zu sprechen gekommen. Einige zweiffeln an der Wahrheit dieser Geschichten, erklären solcherley Erzehlungen vor lauter Fabeln, die man nur von hören sagen habe, oder wann auch einige praetendiren, es selber erfahren zu haben, so haben sie doch die Eigenschafften gültiger Zeugen nicht an sich etc. Und freylich wenn fides historica manquirte, wenn alles nichts als ein Rumor adespotus, ungewisses und vages Gesag wäre, welches durch so viel Mäuler, und weit entfernte Meilen sich immerdar vergrösserte, wie die Schneeballen: So belohnte es sich nicht der Mühe, daß wir hieroben in Deutschland über dem Meditiren nur einen Nagel abbissen, geschweige den Kopff zerbrächen. So aber ist es uns ergangen, wie es auch sonsten pfleget, ehe wir uns auf die Füsse machen, und nach Servien lauffen, es gewiß zu erforschen, ehe haben wirs glauben wollen, theils um des deponirten Zeugnisses willen, theils weilen die angegebene obwohl ausserordentliche Würckungen nichts in sich halten, welches als absolut unmöglich, quocunque respectu, schlechterdings müste verworffen werden. eingewurtzelte Einbildung, fuͤrchterliche Impressionen ꝛc. meynte aber, daß der Teufel sich dieser Gelegenheit mit bediene, seine Gauckeley zu treiben. Seit deme bin ich mit allerley Personen zu sprechen gekommen. Einige zweiffeln an der Wahrheit dieser Geschichten, erklaͤren solcherley Erzehlungen vor lauter Fabeln, die man nur von hoͤren sagen habe, oder wann auch einige prætendiren, es selber erfahren zu haben, so haben sie doch die Eigenschafften guͤltiger Zeugen nicht an sich ꝛc. Und freylich wenn fides historica manquirte, wenn alles nichts als ein Rumor adespotus, ungewisses und vages Gesag waͤre, welches durch so viel Maͤuler, und weit entfernte Meilen sich immerdar vergroͤsserte, wie die Schneeballen: So belohnte es sich nicht der Muͤhe, daß wir hieroben in Deutschland uͤber dem Meditiren nur einen Nagel abbissen, geschweige den Kopff zerbraͤchen. So aber ist es uns ergangen, wie es auch sonsten pfleget, ehe wir uns auf die Fuͤsse machen, und nach Servien lauffen, es gewiß zu erforschen, ehe haben wirs glauben wollen, theils um des deponirten Zeugnisses willen, theils weilen die angegebene obwohl ausserordentliche Wuͤrckungen nichts in sich halten, welches als absolut unmoͤglich, quocunque respectu, schlechterdings muͤste verworffen werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0113" n="113"/> eingewurtzelte Einbildung, fuͤrchterliche <hi rendition="#aq">Impressionen</hi> ꝛc. meynte aber, daß der Teufel sich dieser Gelegenheit mit bediene, seine Gauckeley zu treiben. Seit deme bin ich mit allerley Personen zu sprechen gekommen. Einige zweiffeln an der Wahrheit dieser Geschichten, erklaͤren solcherley Erzehlungen vor lauter Fabeln, die man nur von hoͤren sagen habe, oder wann auch einige <hi rendition="#aq">prætendi</hi>ren, es selber erfahren zu haben, so haben sie doch die Eigenschafften guͤltiger Zeugen nicht an sich ꝛc. Und freylich wenn <hi rendition="#aq">fides historica manqui</hi>rte, wenn alles nichts als ein <hi rendition="#aq">Rumor adespotus</hi>, ungewisses und <hi rendition="#aq">vag</hi>es Gesag waͤre, welches durch so viel Maͤuler, und weit entfernte Meilen sich immerdar vergroͤsserte, wie die Schneeballen: So belohnte es sich nicht der Muͤhe, daß wir hieroben in Deutschland uͤber dem <hi rendition="#aq">Mediti</hi>ren nur einen Nagel abbissen, geschweige den Kopff zerbraͤchen. So aber ist es uns ergangen, wie es auch sonsten pfleget, ehe wir uns auf die Fuͤsse machen, und nach <hi rendition="#aq">Servien</hi> lauffen, es gewiß zu erforschen, ehe haben wirs glauben wollen, theils um des <hi rendition="#aq">deponi</hi>rten Zeugnisses willen, theils weilen die angegebene obwohl ausserordentliche Wuͤrckungen nichts in sich halten, welches als <hi rendition="#aq">absolut</hi> unmoͤglich, <hi rendition="#aq">quocunque respectu</hi>, schlechterdings muͤste verworffen werden.</p> <p> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0113]
eingewurtzelte Einbildung, fuͤrchterliche Impressionen ꝛc. meynte aber, daß der Teufel sich dieser Gelegenheit mit bediene, seine Gauckeley zu treiben. Seit deme bin ich mit allerley Personen zu sprechen gekommen. Einige zweiffeln an der Wahrheit dieser Geschichten, erklaͤren solcherley Erzehlungen vor lauter Fabeln, die man nur von hoͤren sagen habe, oder wann auch einige prætendiren, es selber erfahren zu haben, so haben sie doch die Eigenschafften guͤltiger Zeugen nicht an sich ꝛc. Und freylich wenn fides historica manquirte, wenn alles nichts als ein Rumor adespotus, ungewisses und vages Gesag waͤre, welches durch so viel Maͤuler, und weit entfernte Meilen sich immerdar vergroͤsserte, wie die Schneeballen: So belohnte es sich nicht der Muͤhe, daß wir hieroben in Deutschland uͤber dem Meditiren nur einen Nagel abbissen, geschweige den Kopff zerbraͤchen. So aber ist es uns ergangen, wie es auch sonsten pfleget, ehe wir uns auf die Fuͤsse machen, und nach Servien lauffen, es gewiß zu erforschen, ehe haben wirs glauben wollen, theils um des deponirten Zeugnisses willen, theils weilen die angegebene obwohl ausserordentliche Wuͤrckungen nichts in sich halten, welches als absolut unmoͤglich, quocunque respectu, schlechterdings muͤste verworffen werden.
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/113>, abgerufen am 06.07.2024. |