Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Die Gala-Equipage. Langschweife sind zwar von der Etikette für die Bespannungaller Karrossen antiker Form vorgeschrieben, gehören aber nicht vor den modernen Galawagen. Hier genügt es vollkommen, wenn der Schweif bis zu dem Winkel zwischen Ober- und Unter- schenkel herabreicht. Kurz gestutzt oder gar coupiert darf er allerdings unter keiner Bedingung sein; das wäre ein arger Verstoss gegen die Etikette. Was die Haarfarbe anbelangt, ist Braun in allen Schattierungen, mit schwarzen Extremitäten die beliebteste, jedoch gelangen auch vielfach Rappen und Schimmel zur Verwendung. Füchse dagegen sind nicht zu empfehlen; ebenso eignen sich Pferde mit grösseren Abzeichen nicht für das Galagespann. Kleinere Abzeichen lassen sich ja heutzutage leicht mit etwas Haarfarbe unsichtbar machen. Dieses Mittel wird auch stets anzuwenden sein, wenn man ein im übrigen gut zusammengestelltes Gespann nicht wegen einer kleinen Blässe oder eines weissen Fessels auseinanderreissen will. Dass die Pferde unbedingt in Farbe und Grösse genau zu einander passen müssen, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Kaum weniger wichtig aber ist es, dass sie sich durch ein ruhiges Temperament, vollendete Dressur, stolze Haltung und hohe Knie- aktion auszeichnen. Ein Karrossier der nicht treten kann, ist eben kein echter Karrossier, sondern nur ein grosses Zugpferd, das seinen Hafer durch bescheidenere Dienstleistungen wird ver- dienen müssen. Vor dem Galawagen ist sein Platz jedenfalls nicht. Schlechte Schweifträger reiht man bekanntlich auch nicht gerne in ein vornehmes Gespann ein. Dieser Fehler ist jedoch durch die subkutane Myotomie des Schweifes ziemlich leicht und sicher zu beseitigen. Ein sonst vorzüglich für das Galafuhrwerk geeignetes Pferd sollte daher wegen Niedrig- oder Schieftragen des Schweifes nicht ohne weiteres verworfen werden. Den Pferdetypus, den wir mit vorstehender Beschreibung Die Gala-Equipage. Langschweife sind zwar von der Etikette für die Bespannungaller Karrossen antiker Form vorgeschrieben, gehören aber nicht vor den modernen Galawagen. Hier genügt es vollkommen, wenn der Schweif bis zu dem Winkel zwischen Ober- und Unter- schenkel herabreicht. Kurz gestutzt oder gar coupiert darf er allerdings unter keiner Bedingung sein; das wäre ein arger Verstoss gegen die Etikette. Was die Haarfarbe anbelangt, ist Braun in allen Schattierungen, mit schwarzen Extremitäten die beliebteste, jedoch gelangen auch vielfach Rappen und Schimmel zur Verwendung. Füchse dagegen sind nicht zu empfehlen; ebenso eignen sich Pferde mit grösseren Abzeichen nicht für das Galagespann. Kleinere Abzeichen lassen sich ja heutzutage leicht mit etwas Haarfarbe unsichtbar machen. Dieses Mittel wird auch stets anzuwenden sein, wenn man ein im übrigen gut zusammengestelltes Gespann nicht wegen einer kleinen Blässe oder eines weissen Fessels auseinanderreissen will. Dass die Pferde unbedingt in Farbe und Grösse genau zu einander passen müssen, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Kaum weniger wichtig aber ist es, dass sie sich durch ein ruhiges Temperament, vollendete Dressur, stolze Haltung und hohe Knie- aktion auszeichnen. Ein Karrossier der nicht treten kann, ist eben kein echter Karrossier, sondern nur ein grosses Zugpferd, das seinen Hafer durch bescheidenere Dienstleistungen wird ver- dienen müssen. Vor dem Galawagen ist sein Platz jedenfalls nicht. Schlechte Schweifträger reiht man bekanntlich auch nicht gerne in ein vornehmes Gespann ein. Dieser Fehler ist jedoch durch die subkutane Myotomie des Schweifes ziemlich leicht und sicher zu beseitigen. Ein sonst vorzüglich für das Galafuhrwerk geeignetes Pferd sollte daher wegen Niedrig- oder Schieftragen des Schweifes nicht ohne weiteres verworfen werden. Den Pferdetypus, den wir mit vorstehender Beschreibung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="20"/><fw place="top" type="header">Die Gala-Equipage.</fw><lb/> Langschweife sind zwar von der Etikette für die Bespannung<lb/> aller Karrossen antiker Form vorgeschrieben, gehören aber nicht<lb/> vor den modernen Galawagen. Hier genügt es vollkommen,<lb/> wenn der Schweif bis zu dem Winkel zwischen Ober- und Unter-<lb/> schenkel herabreicht. Kurz gestutzt oder gar <hi rendition="#g">coupiert</hi> darf<lb/> er allerdings unter keiner Bedingung sein; das wäre ein arger<lb/> Verstoss gegen die Etikette. Was die Haarfarbe anbelangt, ist<lb/> Braun in allen Schattierungen, mit schwarzen Extremitäten die<lb/> beliebteste, jedoch gelangen auch vielfach Rappen und Schimmel<lb/> zur Verwendung. Füchse dagegen sind nicht zu empfehlen;<lb/> ebenso eignen sich Pferde mit grösseren Abzeichen nicht für<lb/> das Galagespann. Kleinere Abzeichen lassen sich ja heutzutage<lb/> leicht mit etwas Haarfarbe unsichtbar machen. Dieses Mittel<lb/> wird auch stets anzuwenden sein, wenn man ein im übrigen gut<lb/> zusammengestelltes Gespann nicht wegen einer kleinen Blässe oder<lb/> eines weissen Fessels auseinanderreissen will. Dass die Pferde<lb/> unbedingt in Farbe und Grösse genau zu einander passen müssen,<lb/> braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Kaum<lb/> weniger wichtig aber ist es, dass sie sich durch ein ruhiges<lb/> Temperament, vollendete Dressur, stolze Haltung und hohe Knie-<lb/> aktion auszeichnen. Ein Karrossier der nicht treten kann, ist<lb/> eben kein echter Karrossier, sondern nur ein grosses Zugpferd,<lb/> das seinen Hafer durch bescheidenere Dienstleistungen wird ver-<lb/> dienen müssen. Vor dem Galawagen ist sein Platz jedenfalls<lb/> nicht. Schlechte Schweifträger reiht man bekanntlich auch nicht<lb/> gerne in ein vornehmes Gespann ein. Dieser Fehler ist jedoch<lb/> durch die subkutane Myotomie des Schweifes ziemlich leicht und<lb/> sicher zu beseitigen. Ein sonst vorzüglich für das Galafuhrwerk<lb/> geeignetes Pferd sollte daher wegen Niedrig- oder Schieftragen<lb/> des Schweifes nicht ohne weiteres verworfen werden.</p><lb/> <p>Den Pferdetypus, den wir mit vorstehender Beschreibung<lb/> im Auge gehabt, findet der Leser in Fig. 11 wiedergegeben.<lb/> Dieses Pferd ist auch mit dem bei höchster Gala obligatorischen<lb/> Mähnenschmuck versehen und trägt stilgerechtes Paradegeschirr.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0034]
Die Gala-Equipage.
Langschweife sind zwar von der Etikette für die Bespannung
aller Karrossen antiker Form vorgeschrieben, gehören aber nicht
vor den modernen Galawagen. Hier genügt es vollkommen,
wenn der Schweif bis zu dem Winkel zwischen Ober- und Unter-
schenkel herabreicht. Kurz gestutzt oder gar coupiert darf
er allerdings unter keiner Bedingung sein; das wäre ein arger
Verstoss gegen die Etikette. Was die Haarfarbe anbelangt, ist
Braun in allen Schattierungen, mit schwarzen Extremitäten die
beliebteste, jedoch gelangen auch vielfach Rappen und Schimmel
zur Verwendung. Füchse dagegen sind nicht zu empfehlen;
ebenso eignen sich Pferde mit grösseren Abzeichen nicht für
das Galagespann. Kleinere Abzeichen lassen sich ja heutzutage
leicht mit etwas Haarfarbe unsichtbar machen. Dieses Mittel
wird auch stets anzuwenden sein, wenn man ein im übrigen gut
zusammengestelltes Gespann nicht wegen einer kleinen Blässe oder
eines weissen Fessels auseinanderreissen will. Dass die Pferde
unbedingt in Farbe und Grösse genau zu einander passen müssen,
braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Kaum
weniger wichtig aber ist es, dass sie sich durch ein ruhiges
Temperament, vollendete Dressur, stolze Haltung und hohe Knie-
aktion auszeichnen. Ein Karrossier der nicht treten kann, ist
eben kein echter Karrossier, sondern nur ein grosses Zugpferd,
das seinen Hafer durch bescheidenere Dienstleistungen wird ver-
dienen müssen. Vor dem Galawagen ist sein Platz jedenfalls
nicht. Schlechte Schweifträger reiht man bekanntlich auch nicht
gerne in ein vornehmes Gespann ein. Dieser Fehler ist jedoch
durch die subkutane Myotomie des Schweifes ziemlich leicht und
sicher zu beseitigen. Ein sonst vorzüglich für das Galafuhrwerk
geeignetes Pferd sollte daher wegen Niedrig- oder Schieftragen
des Schweifes nicht ohne weiteres verworfen werden.
Den Pferdetypus, den wir mit vorstehender Beschreibung
im Auge gehabt, findet der Leser in Fig. 11 wiedergegeben.
Dieses Pferd ist auch mit dem bei höchster Gala obligatorischen
Mähnenschmuck versehen und trägt stilgerechtes Paradegeschirr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |