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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Die einspännigen Luxus-Equipagen.
selbe möge nun zu den grössten seiner Gattung gehören oder
unter die Ponies rangieren -- und das ist Aktion, viel und hohe
Aktion. Fehlt dem Gaule diese Eigenschaft, so kann er wohl
vor dem Milch- oder Gemüsewagen sehr nützliche Dienste leisten,
mit seiner Verwendung in der Gabel eines fashionablen Carts
aber ist es nichts mehr. Wer ihn trotzdem dazu gebrauchen
wollte, würde sich einfach lächerlich machen.

Es sei indessen nochmals in Erinnerung gebracht, dass der

[Abbildung] Fig. 117.

Neuartiges Hinterzeug.

einspännige Karren stets und
unter allen Umständen als "Ne-
glige
" zu betrachten ist, und
so wie das weibliche Neglige-
kleid nur zur rechten Stunde
und am rechten Orte einen
eleganten Eindruck machen
wird, muss es auch als ein
arger Verstoss gegen die Ge-
setze der Fahr-Etikette be-
zeichnet werden, wenn eine
Dame beim Korso in einem ein-
spännigen Dog-Cart erscheint.
Bei solchen Gelegenheiten ge-
winnt das Dog-Cart nur mit
Tandemanspannung Anspruch
auf die Bezeichnung "chic". Man versuche also nicht, dieser
Wagenart einen Charakter zu verleihen, der in schroffem Wider-
spruch zu ihrer Bestimmung steht. Zum flotten Spazierenfahren
auf wohlgepflegten Park- und Landwegen das mit Recht bevor-
zugte Fuhrwerk der eleganten Welt, erinnert das Dog-Cart bei
Fahrten mit festlichem Gepräge an eine ländliche Schöne, die
aus Versehen in den Kreis blaublütiger Vertreterinnen des High-
life
geraten.

Noch widerwärtiger aber ist dem Fachmann der Anblick
eines vierrädrigen Dog-Carts oder Kutschier-Phaetons mit nur

Die einspännigen Luxus-Equipagen.
selbe möge nun zu den grössten seiner Gattung gehören oder
unter die Ponies rangieren — und das ist Aktion, viel und hohe
Aktion. Fehlt dem Gaule diese Eigenschaft, so kann er wohl
vor dem Milch- oder Gemüsewagen sehr nützliche Dienste leisten,
mit seiner Verwendung in der Gabel eines fashionablen Carts
aber ist es nichts mehr. Wer ihn trotzdem dazu gebrauchen
wollte, würde sich einfach lächerlich machen.

Es sei indessen nochmals in Erinnerung gebracht, dass der

[Abbildung] Fig. 117.

Neuartiges Hinterzeug.

einspännige Karren stets und
unter allen Umständen als „Né-
gligé
“ zu betrachten ist, und
so wie das weibliche Négligé-
kleid nur zur rechten Stunde
und am rechten Orte einen
eleganten Eindruck machen
wird, muss es auch als ein
arger Verstoss gegen die Ge-
setze der Fahr-Etikette be-
zeichnet werden, wenn eine
Dame beim Korso in einem ein-
spännigen Dog-Cart erscheint.
Bei solchen Gelegenheiten ge-
winnt das Dog-Cart nur mit
Tandemanspannung Anspruch
auf die Bezeichnung „chic“. Man versuche also nicht, dieser
Wagenart einen Charakter zu verleihen, der in schroffem Wider-
spruch zu ihrer Bestimmung steht. Zum flotten Spazierenfahren
auf wohlgepflegten Park- und Landwegen das mit Recht bevor-
zugte Fuhrwerk der eleganten Welt, erinnert das Dog-Cart bei
Fahrten mit festlichem Gepräge an eine ländliche Schöne, die
aus Versehen in den Kreis blaublütiger Vertreterinnen des High-
life
geraten.

Noch widerwärtiger aber ist dem Fachmann der Anblick
eines vierrädrigen Dog-Carts oder Kutschier-Phaëtons mit nur

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[156/0170] Die einspännigen Luxus-Equipagen. selbe möge nun zu den grössten seiner Gattung gehören oder unter die Ponies rangieren — und das ist Aktion, viel und hohe Aktion. Fehlt dem Gaule diese Eigenschaft, so kann er wohl vor dem Milch- oder Gemüsewagen sehr nützliche Dienste leisten, mit seiner Verwendung in der Gabel eines fashionablen Carts aber ist es nichts mehr. Wer ihn trotzdem dazu gebrauchen wollte, würde sich einfach lächerlich machen. Es sei indessen nochmals in Erinnerung gebracht, dass der [Abbildung Fig. 117. Neuartiges Hinterzeug.] einspännige Karren stets und unter allen Umständen als „Né- gligé“ zu betrachten ist, und so wie das weibliche Négligé- kleid nur zur rechten Stunde und am rechten Orte einen eleganten Eindruck machen wird, muss es auch als ein arger Verstoss gegen die Ge- setze der Fahr-Etikette be- zeichnet werden, wenn eine Dame beim Korso in einem ein- spännigen Dog-Cart erscheint. Bei solchen Gelegenheiten ge- winnt das Dog-Cart nur mit Tandemanspannung Anspruch auf die Bezeichnung „chic“. Man versuche also nicht, dieser Wagenart einen Charakter zu verleihen, der in schroffem Wider- spruch zu ihrer Bestimmung steht. Zum flotten Spazierenfahren auf wohlgepflegten Park- und Landwegen das mit Recht bevor- zugte Fuhrwerk der eleganten Welt, erinnert das Dog-Cart bei Fahrten mit festlichem Gepräge an eine ländliche Schöne, die aus Versehen in den Kreis blaublütiger Vertreterinnen des High- life geraten. Noch widerwärtiger aber ist dem Fachmann der Anblick eines vierrädrigen Dog-Carts oder Kutschier-Phaëtons mit nur

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/170>, abgerufen am 24.11.2024.