Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Die zweispännigen Luxus-Equipagen. Dem Mail-Phaeton ganz ähnlich, nur etwas kleiner und Eine noch kleinere und leichtere, allerdings auch weit weniger Wir kommen nun zu einem Fuhrwerk, das wir, obschon es Die zweispännigen Luxus-Equipagen. Dem Mail-Phaëton ganz ähnlich, nur etwas kleiner und Eine noch kleinere und leichtere, allerdings auch weit weniger Wir kommen nun zu einem Fuhrwerk, das wir, obschon es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0115" n="101"/> <fw place="top" type="header">Die zweispännigen Luxus-Equipagen.</fw><lb/> <p>Dem Mail-Phaëton ganz ähnlich, nur etwas kleiner und<lb/> leichter und nicht mit Langbaum versehen, ist der <hi rendition="#g">Demi-Mail-<lb/> Phaëton</hi>. Für diesen genügen daher Pferde, die nicht mehr<lb/> wie 155—158 cm messen, doch wie immer heisst es auch hier:<lb/> je kleiner das Pferd ist, desto grösser werden die Anforderungen,<lb/> die man an das Gangwerk stellt. Ein weiterer Vorteil, den<lb/> die Benützung des Demi-Mail-Phaëton gewährt, besteht darin,<lb/> dass nur ein Diener mitgenommen zu werden braucht.</p><lb/> <p>Eine noch kleinere und leichtere, allerdings auch weit weniger<lb/> vornehme Form genannter Wagengattung stellt der <hi rendition="#g">Stanhope-<lb/> Phaëton</hi> dar. Charakteristisch für diesen ist, dass der rück-<lb/> wärtige Teil des Kastens durch geschwungene eiserne Stützen<lb/> ersetzt worden, die sowohl den Dienersitz wie auch den vorderen<lb/> Kastenteil tragen. Schön kann diese Konstruktion wohl nicht<lb/> genannt werden; doch besitzt sie unzweifelhaft den Vorzug<lb/> grosser Leichtigkeit. Tierquälerei wäre es somit nicht, einen Stan-<lb/> hope-Phaëton einspännig zu fahren. Das ist aber auch alles,<lb/> was sich zu Gunsten einer derartigen Anspannung sagen liesse.</p><lb/> <p>Wir kommen nun zu einem Fuhrwerk, das wir, obschon es<lb/> in Deutschland zu den seltensten Erscheinungen gehört, doch<lb/> der Vollständigkeit wegen nicht ganz mit Stillschweigen über-<lb/> gehen wollen. Es ist dies das <hi rendition="#g">Karrickel</hi>, (lateinisch <hi rendition="#g">Carri-<lb/> culus</hi> oder <hi rendition="#g">Carrus</hi>, englisch <hi rendition="#g">Curricle</hi>, französisch <hi rendition="#g">Carrick<lb/> à pompe</hi>). Wenn wir hier das Wort „Fuhrwerk“ benützen<lb/> und nicht, wie es wohl richtiger wäre, „Anspannung“ schreiben,<lb/> so hat das seine guten Gründe. Uns ist nämlich in erster Reihe<lb/> darum zu thun, dem Leser die gegenwärtig wieder modern ge-<lb/> wordene Curricle-Equipage in ihrer orthodoxen Form vorzu-<lb/> führen. Letztere wird aber nicht durch die eigenartige An-<lb/> spannung allein geschaffen; auch der Wagen spielt hierbei eine<lb/> sehr wichtige Rolle. Dass nahezu jedes zweiräderige Vehikel<lb/> zum Karrickelfahren benützt werden <hi rendition="#g">kann</hi>, lässt sich allerdings<lb/> nicht in Abrede stellen; als korrekt und stilgerecht wird jedoch<lb/> in den englischen und französischen Fachkreisen für diesen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
Dem Mail-Phaëton ganz ähnlich, nur etwas kleiner und
leichter und nicht mit Langbaum versehen, ist der Demi-Mail-
Phaëton. Für diesen genügen daher Pferde, die nicht mehr
wie 155—158 cm messen, doch wie immer heisst es auch hier:
je kleiner das Pferd ist, desto grösser werden die Anforderungen,
die man an das Gangwerk stellt. Ein weiterer Vorteil, den
die Benützung des Demi-Mail-Phaëton gewährt, besteht darin,
dass nur ein Diener mitgenommen zu werden braucht.
Eine noch kleinere und leichtere, allerdings auch weit weniger
vornehme Form genannter Wagengattung stellt der Stanhope-
Phaëton dar. Charakteristisch für diesen ist, dass der rück-
wärtige Teil des Kastens durch geschwungene eiserne Stützen
ersetzt worden, die sowohl den Dienersitz wie auch den vorderen
Kastenteil tragen. Schön kann diese Konstruktion wohl nicht
genannt werden; doch besitzt sie unzweifelhaft den Vorzug
grosser Leichtigkeit. Tierquälerei wäre es somit nicht, einen Stan-
hope-Phaëton einspännig zu fahren. Das ist aber auch alles,
was sich zu Gunsten einer derartigen Anspannung sagen liesse.
Wir kommen nun zu einem Fuhrwerk, das wir, obschon es
in Deutschland zu den seltensten Erscheinungen gehört, doch
der Vollständigkeit wegen nicht ganz mit Stillschweigen über-
gehen wollen. Es ist dies das Karrickel, (lateinisch Carri-
culus oder Carrus, englisch Curricle, französisch Carrick
à pompe). Wenn wir hier das Wort „Fuhrwerk“ benützen
und nicht, wie es wohl richtiger wäre, „Anspannung“ schreiben,
so hat das seine guten Gründe. Uns ist nämlich in erster Reihe
darum zu thun, dem Leser die gegenwärtig wieder modern ge-
wordene Curricle-Equipage in ihrer orthodoxen Form vorzu-
führen. Letztere wird aber nicht durch die eigenartige An-
spannung allein geschaffen; auch der Wagen spielt hierbei eine
sehr wichtige Rolle. Dass nahezu jedes zweiräderige Vehikel
zum Karrickelfahren benützt werden kann, lässt sich allerdings
nicht in Abrede stellen; als korrekt und stilgerecht wird jedoch
in den englischen und französischen Fachkreisen für diesen
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