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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Tacamahaca, ist ein buntes und sprencklichtes Hartz, so theils röth-
lich, theils gelb-braun und fast durchsichtig aussiehet, hat einen hartzigten
aromatischen Geschmack und guten Geruch, wird aus West-Jndien, mit
Blättern verwickelt, gebracht. Es rühret dieses Hartz von einem Baum
selben Namens her, und fliesset entweder von sich selbsten, und zwar weiß,
durchscheinend und von gutem Geruch, ist aber hier sehr rar und fast nicht
zu sehen; oder wird aus denen mit Fleiß geritzten Bäumen gesammlet,
davon man zwey Sorten findet, nemlich die feine und Mittel-
Gattung, jene
ist in Granis, diese aber in grossen Stücken, wovon die
beste viel Grana haben, schön rein und gelb seyn muß. Hat eine zer-
theilend und erwärmende Krafft, dienet wider alle Flüsse und davon
rührende Schmertzen, wird meistens wider Zahn-Weh zu den Fluß-
Pflastern gebrauchet, dienet auch wider Magen-Weh und Colie als ein
Pflaster aufgeleget, deßwegen auch in den Officinen das Emplastrum de
Tacamahaca
zu finden.

Tactus, das Fühlen, einer von den fünff Sinnen, erstrecket sich über
den gantzen Leib, und findet sich nicht wie die übrigen Sinne praecise am
gewissen Theil des Haupts, sondern wo beugsame Fibrae vorkommen, da
ist auch der Sitz des Fühlens. Wenn man nun die Humores, als welche gar
nicht fibrös, und die Beine als gar nicht beugsam, ausnimmt, so findet man
von den übrigen nichts, das nicht das Fühlen haben soll, obgleich ein Theil
mehr empfindlicher ist als das andere. Es bestehet aber das Fühlen dar-
innen, daß der Spiritus, wenn die Fibrae der Haut und anderer Theile durch
einen Contactum angegriffen werden, nothwendig mit zugleich angegriffen
werden muß, und zwar anders von einem kalten, anders vom warmen, har-
ten, weichen, rauhen, glatten, trocknen, feuchten etc. Object. Also wird auch
ein Schmertz von solchen, welche die Fibras sehr scharff angreiffen, und ein
Kitzeln vom gelinden Contactu erwecket. Hierbey ist zu mercken (1) das
Organon oder Werckzeug des Fühlens; solches sind die Papillulae pyrami-
dales nerveae,
welche überall in der Haut, am allerhäuffigsten aber an den
Spitzen der Finger stecken, und am ersten von Marcello Malpighio beschrie-
ben sind. (2) Die Objecta, welche diese Papillulas angreiffen, sind unter
einander an der Figur, Bewegung, Agitation &c. sehr unterschieden, und
sind harte und weiche, feucht und trockne, rauh und glatte, warm und kalte
Dinge etc. So lange nun das Organon von diesen Objectis unmittelbar
berühret wird, entstehet auch das Fühlen, und zwar entweder ohne allen
Verdruß, oder mit einer Annehmlichkeit und Kitzelung. So bald aber

besagte
A a a a a a 2
TA

Tacamahaca, iſt ein buntes und ſprencklichtes Hartz, ſo theils roͤth-
lich, theils gelb-braun und faſt durchſichtig ausſiehet, hat einen hartzigten
aromatiſchen Geſchmack und guten Geruch, wird aus Weſt-Jndien, mit
Blaͤttern verwickelt, gebracht. Es ruͤhret dieſes Hartz von einem Baum
ſelben Namens her, und flieſſet entweder von ſich ſelbſten, und zwar weiß,
durchſcheinend und von gutem Geruch, iſt aber hier ſehr rar und faſt nicht
zu ſehen; oder wird aus denen mit Fleiß geritzten Baͤumen geſammlet,
davon man zwey Sorten findet, nemlich die feine und Mittel-
Gattung, jene
iſt in Granis, dieſe aber in groſſen Stuͤcken, wovon die
beſte viel Grana haben, ſchoͤn rein und gelb ſeyn muß. Hat eine zer-
theilend und erwaͤrmende Krafft, dienet wider alle Fluͤſſe und davon
ruͤhrende Schmertzen, wird meiſtens wider Zahn-Weh zu den Fluß-
Pflaſtern gebrauchet, dienet auch wider Magen-Weh und Colie als ein
Pflaſter aufgeleget, deßwegen auch in den Officinen das Emplaſtrum de
Tacamahaca
zu finden.

Tactus, das Fuͤhlen, einer von den fuͤnff Sinnen, erſtrecket ſich uͤber
den gantzen Leib, und findet ſich nicht wie die uͤbrigen Sinne præciſe am
gewiſſen Theil des Haupts, ſondern wo beugſame Fibræ vorkommen, da
iſt auch der Sitz des Fuͤhlens. Wenn man nun die Humores, als welche gar
nicht fibroͤs, und die Beine als gar nicht beugſam, ausnimmt, ſo findet man
von den uͤbrigen nichts, das nicht das Fuͤhlen haben ſoll, obgleich ein Theil
mehr empfindlicher iſt als das andere. Es beſtehet aber das Fuͤhlen dar-
innen, daß der Spiritus, wenn die Fibræ der Haut und anderer Theile durch
einen Contactum angegriffen werden, nothwendig mit zugleich angegriffen
werden muß, und zwar anders von einem kalten, anders vom warmen, har-
ten, weichen, rauhen, glatten, trocknen, feuchten ꝛc. Object. Alſo wird auch
ein Schmertz von ſolchen, welche die Fibras ſehr ſcharff angreiffen, und ein
Kitzeln vom gelinden Contactu erwecket. Hierbey iſt zu mercken (1) das
Organon oder Werckzeug des Fuͤhlens; ſolches ſind die Papillulæ pyrami-
dales nerveæ,
welche uͤberall in der Haut, am allerhaͤuffigſten aber an den
Spitzen der Finger ſtecken, und am erſten von Marcello Malpighio beſchrie-
ben ſind. (2) Die Objecta, welche dieſe Papillulas angreiffen, ſind unter
einander an der Figur, Bewegung, Agitation &c. ſehr unterſchieden, und
ſind harte und weiche, feucht und trockne, rauh und glatte, warm und kalte
Dinge ꝛc. So lange nun das Organon von dieſen Objectis unmittelbar
beruͤhret wird, entſtehet auch das Fuͤhlen, und zwar entweder ohne allen
Verdruß, oder mit einer Annehmlichkeit und Kitzelung. So bald aber

beſagte
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[923/0935] TA Tacamahaca, iſt ein buntes und ſprencklichtes Hartz, ſo theils roͤth- lich, theils gelb-braun und faſt durchſichtig ausſiehet, hat einen hartzigten aromatiſchen Geſchmack und guten Geruch, wird aus Weſt-Jndien, mit Blaͤttern verwickelt, gebracht. Es ruͤhret dieſes Hartz von einem Baum ſelben Namens her, und flieſſet entweder von ſich ſelbſten, und zwar weiß, durchſcheinend und von gutem Geruch, iſt aber hier ſehr rar und faſt nicht zu ſehen; oder wird aus denen mit Fleiß geritzten Baͤumen geſammlet, davon man zwey Sorten findet, nemlich die feine und Mittel- Gattung, jene iſt in Granis, dieſe aber in groſſen Stuͤcken, wovon die beſte viel Grana haben, ſchoͤn rein und gelb ſeyn muß. Hat eine zer- theilend und erwaͤrmende Krafft, dienet wider alle Fluͤſſe und davon ruͤhrende Schmertzen, wird meiſtens wider Zahn-Weh zu den Fluß- Pflaſtern gebrauchet, dienet auch wider Magen-Weh und Colie als ein Pflaſter aufgeleget, deßwegen auch in den Officinen das Emplaſtrum de Tacamahaca zu finden. Tactus, das Fuͤhlen, einer von den fuͤnff Sinnen, erſtrecket ſich uͤber den gantzen Leib, und findet ſich nicht wie die uͤbrigen Sinne præciſe am gewiſſen Theil des Haupts, ſondern wo beugſame Fibræ vorkommen, da iſt auch der Sitz des Fuͤhlens. Wenn man nun die Humores, als welche gar nicht fibroͤs, und die Beine als gar nicht beugſam, ausnimmt, ſo findet man von den uͤbrigen nichts, das nicht das Fuͤhlen haben ſoll, obgleich ein Theil mehr empfindlicher iſt als das andere. Es beſtehet aber das Fuͤhlen dar- innen, daß der Spiritus, wenn die Fibræ der Haut und anderer Theile durch einen Contactum angegriffen werden, nothwendig mit zugleich angegriffen werden muß, und zwar anders von einem kalten, anders vom warmen, har- ten, weichen, rauhen, glatten, trocknen, feuchten ꝛc. Object. Alſo wird auch ein Schmertz von ſolchen, welche die Fibras ſehr ſcharff angreiffen, und ein Kitzeln vom gelinden Contactu erwecket. Hierbey iſt zu mercken (1) das Organon oder Werckzeug des Fuͤhlens; ſolches ſind die Papillulæ pyrami- dales nerveæ, welche uͤberall in der Haut, am allerhaͤuffigſten aber an den Spitzen der Finger ſtecken, und am erſten von Marcello Malpighio beſchrie- ben ſind. (2) Die Objecta, welche dieſe Papillulas angreiffen, ſind unter einander an der Figur, Bewegung, Agitation &c. ſehr unterſchieden, und ſind harte und weiche, feucht und trockne, rauh und glatte, warm und kalte Dinge ꝛc. So lange nun das Organon von dieſen Objectis unmittelbar beruͤhret wird, entſtehet auch das Fuͤhlen, und zwar entweder ohne allen Verdruß, oder mit einer Annehmlichkeit und Kitzelung. So bald aber beſagte A a a a a a 2

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/935>, abgerufen am 01.09.2024.