derholen, und denselben Spiritum etliche mal von einer frischen Materie abzuziehen. Denn auf diese Art kan es geschehen, daß z. E. der auf Löf- fel-Kraut gegossene spiritus Juniperi so feurig wird, daß er kaum ohne Furcht einer Laesion der Zungen gekostet werden kan. Ja auch der per fermentationem bereitete spiritus Rosarum wird einen weit angenehmern Geruch erlangen, wenn er von frischen Blumen etliche mal abgezogen worden. Und also gehet es auch mit den andern an. Nun ist noch übrig, daß der Spiritus rectificiret, und von seinem überflüßigen Phlegmate be- freyet werde; solches kan man am füglichsten durch einen hohen Kolben thun, daß die Striche oder Striae im Alembico observiret werden mögen. Denn so lange man mäßiges Feuer hat, so lange wird das Phlegma nicht leicht zugleich mit übersteigen; wenn aber die Striae schon gebrechen, und die wäßrigen Tropffen entweder im Alembic oder Recipienten sich sehen lassen, so ist es Zeit, daß man, nachdem man den Spiritum weggenommen, das geistreiche Wasser, welches dann folget, in ein Glas sammle. Wenn man recht gearbeitet, so ist eine Rectification schon genung, einen alco- holisirten Spiritum zu erlangen. Wegen Verwahrung dieser Spiri- tuum ist noch zu mercken, daß das Glas niemalen damit voll, sondern auf den dritt- oder vierdten Theil ledig gelassen werde; denn wenn sich der bey einer geringen Hitze oder Bewegung stehende Spiritus ausdehnen will, und das Loch des Glases fest vermachet ist, so kan es nicht anders seyn, als daß er das Glas zerschmettert und zu Stücken schläget. Nun kom- men auch noch die
Spiritus urinosi, oder harnichte Geister vor. Gleichwie die Ve- getabilia zu Bereitung der brennenden Geister, und hergegen die Mine- ralia zu den sauren dienlich sind; also werden vornemlich die Animalia oder die Thiere zu den urinösen Geistern am allerbequemsten ersunden. Denn einige Thiere werden gantz genommen, wie die Keller-Regen-Wür- mer, Kröten und Schlangen; von andern Thieren nimmt man entweder harte, weiche oder fliessende Theile. Harte sind insgemein die Kno- chen, Hirsch-Horn, Helffenbein, Elends-Klau etc. Weiche sind Hirsch-Hertz, Biebergeil, die Nachgeburt etc. Zu den fliessenden wird das Menschen- Blut und Urin gebraucht. Welche von diesen safftreich oder fliessend sind, wie die Regen- und Keller-Würmer, Nachgeburth, Blut und Harn, wer- den insgemein zur Fäulung bey Seite geleget, allein diese stinckende Arbeit kan nicht gut seyn, sonderlich wenn sie sich im destilliren in einem Schaum aufwerffen; in den Recipienten steigen, und die gantze Destillation verderben.
Es
SP
derholen, und denſelben Spiritum etliche mal von einer friſchen Materie abzuziehen. Denn auf dieſe Art kan es geſchehen, daß z. E. der auf Loͤf- fel-Kraut gegoſſene ſpiritus Juniperi ſo feurig wird, daß er kaum ohne Furcht einer Læſion der Zungen gekoſtet werden kan. Ja auch der per fermentationem bereitete ſpiritus Roſarum wird einen weit angenehmern Geruch erlangen, wenn er von friſchen Blumen etliche mal abgezogen worden. Und alſo gehet es auch mit den andern an. Nun iſt noch uͤbrig, daß der Spiritus rectificiret, und von ſeinem uͤberfluͤßigen Phlegmate be- freyet werde; ſolches kan man am fuͤglichſten durch einen hohen Kolben thun, daß die Striche oder Striæ im Alembico obſerviret werden moͤgen. Denn ſo lange man maͤßiges Feuer hat, ſo lange wird das Phlegma nicht leicht zugleich mit uͤberſteigen; wenn aber die Striæ ſchon gebrechen, und die waͤßrigen Tropffen entweder im Alembic oder Recipienten ſich ſehen laſſen, ſo iſt es Zeit, daß man, nachdem man den Spiritum weggenommen, das geiſtreiche Waſſer, welches dann folget, in ein Glas ſammle. Wenn man recht gearbeitet, ſo iſt eine Rectification ſchon genung, einen alco- holiſirten Spiritum zu erlangen. Wegen Verwahrung dieſer Spiri- tuum iſt noch zu mercken, daß das Glas niemalen damit voll, ſondern auf den dritt- oder vierdten Theil ledig gelaſſen werde; denn wenn ſich der bey einer geringen Hitze oder Bewegung ſtehende Spiritus ausdehnen will, und das Loch des Glaſes feſt vermachet iſt, ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß er das Glas zerſchmettert und zu Stuͤcken ſchlaͤget. Nun kom- men auch noch die
Spiritus urinoſi, oder harnichte Geiſter vor. Gleichwie die Ve- getabilia zu Bereitung der brennenden Geiſter, und hergegen die Mine- ralia zu den ſauren dienlich ſind; alſo werden vornemlich die Animalia oder die Thiere zu den urinoͤſen Geiſtern am allerbequemſten erſunden. Denn einige Thiere werden gantz genommen, wie die Keller-Regen-Wuͤr- mer, Kroͤten und Schlangen; von andern Thieren nimmt man entweder harte, weiche oder flieſſende Theile. Harte ſind insgemein die Kno- chen, Hirſch-Horn, Helffenbein, Elends-Klau ꝛc. Weiche ſind Hirſch-Hertz, Biebergeil, die Nachgeburt ꝛc. Zu den flieſſenden wird das Menſchen- Blut und Urin gebraucht. Welche von dieſen ſafftreich oder flieſſend ſind, wie die Regen- und Keller-Wuͤrmer, Nachgeburth, Blut und Harn, wer- den insgemein zur Faͤulung bey Seite geleget, allein dieſe ſtinckende Arbeit kan nicht gut ſeyn, ſonderlich wenn ſie ſich im deſtilliren in einem Schaum aufwerffen; in den Recipienten ſteigen, und die gantze Deſtillation verderben.
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derholen, und denſelben Spiritum etliche mal von einer friſchen Materie
abzuziehen. Denn auf dieſe Art kan es geſchehen, daß z. E. der auf Loͤf-
fel-Kraut gegoſſene ſpiritus Juniperi ſo feurig wird, daß er kaum ohne
Furcht einer Læſion der Zungen gekoſtet werden kan. Ja auch der per
fermentationem bereitete ſpiritus Roſarum wird einen weit angenehmern
Geruch erlangen, wenn er von friſchen Blumen etliche mal abgezogen
worden. Und alſo gehet es auch mit den andern an. Nun iſt noch uͤbrig,
daß der Spiritus rectificiret, und von ſeinem uͤberfluͤßigen Phlegmate be-
freyet werde; ſolches kan man am fuͤglichſten durch einen hohen Kolben
thun, daß die Striche oder Striæ im Alembico obſerviret werden moͤgen.
Denn ſo lange man maͤßiges Feuer hat, ſo lange wird das Phlegma nicht
leicht zugleich mit uͤberſteigen; wenn aber die Striæ ſchon gebrechen, und
die waͤßrigen Tropffen entweder im Alembic oder Recipienten ſich ſehen
laſſen, ſo iſt es Zeit, daß man, nachdem man den Spiritum weggenommen,
das geiſtreiche Waſſer, welches dann folget, in ein Glas ſammle. Wenn
man recht gearbeitet, ſo iſt eine Rectification ſchon genung, einen alco-
holiſirten Spiritum zu erlangen. Wegen Verwahrung dieſer Spiri-
tuum iſt noch zu mercken, daß das Glas niemalen damit voll, ſondern auf
den dritt- oder vierdten Theil ledig gelaſſen werde; denn wenn ſich der bey
einer geringen Hitze oder Bewegung ſtehende Spiritus ausdehnen will,
und das Loch des Glaſes feſt vermachet iſt, ſo kan es nicht anders ſeyn,
als daß er das Glas zerſchmettert und zu Stuͤcken ſchlaͤget. Nun kom-
men auch noch die
Spiritus urinoſi, oder harnichte Geiſter vor. Gleichwie die Ve-
getabilia zu Bereitung der brennenden Geiſter, und hergegen die Mine-
ralia zu den ſauren dienlich ſind; alſo werden vornemlich die Animalia
oder die Thiere zu den urinoͤſen Geiſtern am allerbequemſten erſunden.
Denn einige Thiere werden gantz genommen, wie die Keller-Regen-Wuͤr-
mer, Kroͤten und Schlangen; von andern Thieren nimmt man entweder
harte, weiche oder flieſſende Theile. Harte ſind insgemein die Kno-
chen, Hirſch-Horn, Helffenbein, Elends-Klau ꝛc. Weiche ſind Hirſch-Hertz,
Biebergeil, die Nachgeburt ꝛc. Zu den flieſſenden wird das Menſchen-
Blut und Urin gebraucht. Welche von dieſen ſafftreich oder flieſſend ſind,
wie die Regen- und Keller-Wuͤrmer, Nachgeburth, Blut und Harn, wer-
den insgemein zur Faͤulung bey Seite geleget, allein dieſe ſtinckende Arbeit
kan nicht gut ſeyn, ſonderlich wenn ſie ſich im deſtilliren in einem Schaum
aufwerffen; in den Recipienten ſteigen, und die gantze Deſtillation verderben.
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/900>, abgerufen am 25.11.2024.
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