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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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wodurch oben zwey lange Bäume durchpassiren, welche von zwey Ochsen
gezogen, das gantze Werck treibet. Jndem sich nun diese Waltzen um-
drehen, so werden von denen sich dabey befindenden Mohren die Zucker-
Röhren zwischen dieselben häuffig hinein gestossen, da denn die Rollen
dieselben zerknirschen und zugleich zur andern Seiten auswerffen; Der
Safft indessen rinnet in ein sehr groß Gefäß, welches darunter stehet.
von dannen er durch Hülffe eines kleinen Cangls, oder Rinne, in den ersten
und grössern Kessel geleitet, ein wenig warm gemacht, und ungesotten ab-
geschäumet wird. Nach diesem thut man ihn wieder in einen etwas klei-
nern, und dann wieder in noch kleinere Kessel, bis er gantz ausgekochet
und perfectioniret worden, worauf er, weil er noch warm ist, in gewisse
Formen gegossen wird. Hieraus werden nun durch wiederholtes Raffini-
ren die Zucker-Hüte verfertiget, und in 2. 3. 4. bis 6. pfündige sortiret.
Je kleiner die Hüte sind, ie besser ist er auch. Bey uns sind die besten
die Canarien-Zucker, die andern werden Refinat genennet, welche verschie-
dene Sorten haben. Es pfleget auch der Zucker nach den Orten, wo er
herkommet, unterschieden zu werden, dahero ist.

Saccharum Canariense, Canarien-Zucker, dieser kommt dem Ma-
dery-Zucker nahe bey, wird von den Canarien-Jnsuln also genennet, dessen
findet man bey den Specerey-Händlern verschiedene Sorten.

Saccharum Maderiense, Madery-Zucker, kommt von der Jnsul
Madera, ist der beste und feineste Zucker, und hat vor andern den Vorzug.

Saccharum Melitense, Melis-Zucker, kommt aus der Jnsul Mal-
tha, kommt dem Canarien-Zucker an Härte sehr nahe, ist aber grauer
und nicht so weiß.

Saccharum Thomaeum, Thomas-Zucker, soll aus der Jnsul S.
Thomae
gebracht werden: Pomet aber berichtet, daß er aus dem Syrup
der grossen Zucker-Hüte gemacht werde, und also eine Art der Cassonade
sey. Jst gemeiniglich roth, und wird deswegen Saccharum rubrum, der
rothe Zucker genennet, muß fein trocken seyn, und nicht nach Brand
schmecken. Weil aber aller Hut-Zucker noch sehr schleimet, so ist er zu
grösserer Reinigkeit zu bringen, und pfleget der

Saccharum candum, oder Candirte Zucker, davon gemacht zu
werden, dessen ist zweyerley, als

Saccharum candum album, der weisse Zucker-Candi, wird von
dem besten Madery- oder Canarien-Zucker gemachet, welcher geschwind
mit Wasser über dem Feuer zerlassen und syrupisiret, alsdenn in ein mit

vielen

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wodurch oben zwey lange Baͤume durchpaſſiren, welche von zwey Ochſen
gezogen, das gantze Werck treibet. Jndem ſich nun dieſe Waltzen um-
drehen, ſo werden von denen ſich dabey befindenden Mohren die Zucker-
Roͤhren zwiſchen dieſelben haͤuffig hinein geſtoſſen, da denn die Rollen
dieſelben zerknirſchen und zugleich zur andern Seiten auswerffen; Der
Safft indeſſen rinnet in ein ſehr groß Gefaͤß, welches darunter ſtehet.
von dannen er durch Huͤlffe eines kleinen Cangls, oder Rinne, in den erſten
und groͤſſern Keſſel geleitet, ein wenig warm gemacht, und ungeſotten ab-
geſchaͤumet wird. Nach dieſem thut man ihn wieder in einen etwas klei-
nern, und dann wieder in noch kleinere Keſſel, bis er gantz ausgekochet
und perfectioniret worden, worauf er, weil er noch warm iſt, in gewiſſe
Formen gegoſſen wird. Hieraus werden nun durch wiederholtes Raffini-
ren die Zucker-Huͤte verfertiget, und in 2. 3. 4. bis 6. pfuͤndige ſortiret.
Je kleiner die Huͤte ſind, ie beſſer iſt er auch. Bey uns ſind die beſten
die Canarien-Zucker, die andern werden Refinat genennet, welche verſchie-
dene Sorten haben. Es pfleget auch der Zucker nach den Orten, wo er
herkommet, unterſchieden zu werden, dahero iſt.

Saccharum Canarienſe, Canarien-Zucker, dieſer kommt dem Ma-
dery-Zucker nahe bey, wird von den Canarien-Jnſuln alſo genennet, deſſen
findet man bey den Specerey-Haͤndlern verſchiedene Sorten.

Saccharum Maderienſe, Madery-Zucker, kommt von der Jnſul
Madera, iſt der beſte und feineſte Zucker, und hat vor andern den Vorzug.

Saccharum Melitenſe, Melis-Zucker, kommt aus der Jnſul Mal-
tha, kommt dem Canarien-Zucker an Haͤrte ſehr nahe, iſt aber grauer
und nicht ſo weiß.

Saccharum Thomæum, Thomas-Zucker, ſoll aus der Jnſul S.
Thomæ
gebracht werden: Pomet aber berichtet, daß er aus dem Syrup
der groſſen Zucker-Huͤte gemacht werde, und alſo eine Art der Caſſonade
ſey. Jſt gemeiniglich roth, und wird deswegen Saccharum rubrum, der
rothe Zucker genennet, muß fein trocken ſeyn, und nicht nach Brand
ſchmecken. Weil aber aller Hut-Zucker noch ſehr ſchleimet, ſo iſt er zu
groͤſſerer Reinigkeit zu bringen, und pfleget der

Saccharum candum, oder Candirte Zucker, davon gemacht zu
werden, deſſen iſt zweyerley, als

Saccharum candum album, der weiſſe Zucker-Candi, wird von
dem beſten Madery- oder Canarien-Zucker gemachet, welcher geſchwind
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[816/0828] SA wodurch oben zwey lange Baͤume durchpaſſiren, welche von zwey Ochſen gezogen, das gantze Werck treibet. Jndem ſich nun dieſe Waltzen um- drehen, ſo werden von denen ſich dabey befindenden Mohren die Zucker- Roͤhren zwiſchen dieſelben haͤuffig hinein geſtoſſen, da denn die Rollen dieſelben zerknirſchen und zugleich zur andern Seiten auswerffen; Der Safft indeſſen rinnet in ein ſehr groß Gefaͤß, welches darunter ſtehet. von dannen er durch Huͤlffe eines kleinen Cangls, oder Rinne, in den erſten und groͤſſern Keſſel geleitet, ein wenig warm gemacht, und ungeſotten ab- geſchaͤumet wird. Nach dieſem thut man ihn wieder in einen etwas klei- nern, und dann wieder in noch kleinere Keſſel, bis er gantz ausgekochet und perfectioniret worden, worauf er, weil er noch warm iſt, in gewiſſe Formen gegoſſen wird. Hieraus werden nun durch wiederholtes Raffini- ren die Zucker-Huͤte verfertiget, und in 2. 3. 4. bis 6. pfuͤndige ſortiret. Je kleiner die Huͤte ſind, ie beſſer iſt er auch. Bey uns ſind die beſten die Canarien-Zucker, die andern werden Refinat genennet, welche verſchie- dene Sorten haben. Es pfleget auch der Zucker nach den Orten, wo er herkommet, unterſchieden zu werden, dahero iſt. Saccharum Canarienſe, Canarien-Zucker, dieſer kommt dem Ma- dery-Zucker nahe bey, wird von den Canarien-Jnſuln alſo genennet, deſſen findet man bey den Specerey-Haͤndlern verſchiedene Sorten. Saccharum Maderienſe, Madery-Zucker, kommt von der Jnſul Madera, iſt der beſte und feineſte Zucker, und hat vor andern den Vorzug. Saccharum Melitenſe, Melis-Zucker, kommt aus der Jnſul Mal- tha, kommt dem Canarien-Zucker an Haͤrte ſehr nahe, iſt aber grauer und nicht ſo weiß. Saccharum Thomæum, Thomas-Zucker, ſoll aus der Jnſul S. Thomæ gebracht werden: Pomet aber berichtet, daß er aus dem Syrup der groſſen Zucker-Huͤte gemacht werde, und alſo eine Art der Caſſonade ſey. Jſt gemeiniglich roth, und wird deswegen Saccharum rubrum, der rothe Zucker genennet, muß fein trocken ſeyn, und nicht nach Brand ſchmecken. Weil aber aller Hut-Zucker noch ſehr ſchleimet, ſo iſt er zu groͤſſerer Reinigkeit zu bringen, und pfleget der Saccharum candum, oder Candirte Zucker, davon gemacht zu werden, deſſen iſt zweyerley, als Saccharum candum album, der weiſſe Zucker-Candi, wird von dem beſten Madery- oder Canarien-Zucker gemachet, welcher geſchwind mit Waſſer uͤber dem Feuer zerlaſſen und ſyrupiſiret, alsdenn in ein mit vielen

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/828>, abgerufen am 22.11.2024.