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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Eslenz und das Extractum sind auch wider den Scharbock gut. Das
aus dem Holtz destillirte Oel, oleum templinum genannt, vertreibt die
Wartzen und Zitter-Mähler.

Piper aethiopicum nigrum, siehe Piper longum.

Piper album, der weisse Pfeffer, ist der durch künstliche Beitzung
und Einweichung geschälete, grosse, reine und also verfertigte schwartze
Pfeffer. Der beste ist der Holländische, groß und schwer-körnichte, wel-
cher keine schwartze Körner, noch Fragmenta, Staub oder Unreinigkeiten
in sich hat: er muß auch auf den Seiten Striemen und Streiffen haben
wie Ribben, und wenn er gestossen wird, so ist das Mehl weiß-grau.
Sein Gebrauch kommt mit dem schwartzen überein, und wird nächst die-
sem zu dem Theriac genommen. Von dem in Franckreich ambrirten
weissen Pfeffer, siehe Bergerac.

Piper Hispanicum, Siliquastrum, Spanischer Pfeffer, wächset in
America, absonderlich in Brasilien, häussig, wird aber auch ietzund aus dem
Saamen in den Lust-Gärten erzogen; bestehet aus länglichten und eines
Daumens grossen Schoten, welche roth oder gelb anzusehen, und einen sehr
scharfen und brennenden Geschmack haben. Das Kraut wächset ohngefehr
einer Ellen hoch, hat schwartz-grüne, glatte und länglichte Blätter, neben den
Aestlein kommen weisse Blümlein hervor, wornach die Schötlein mit dem
kleinen gelbichten Saamen folgen. Man hat dessen vielerley Arten, nach-
dem die Schoten entweder lang oder rund, starck oder krumm, glatt oder
rauh sind. Der beste muß noch frisch seyn, und aus gantzen, grossen und recht
rothen Schoten bestehen. Er kommt mit den Kräfften dem rechten Pfeffer
sehr nah, und stärcket den Magen: man condirt ihn auch mit Zucker, oder
mit Eßig und Fenchel, und brauchet ihn bey den Braten. Sonsten wird er
am meisten von den Eßigmachern gebrauchet; die Brandweinbrenner
wissen den schlechten Korn-Brandwein, wenn sie zu viel lauffen lassen,
damit zu stärcken.

Piper Jamaicense, de Jamaica, de Thevet, Piper tavasci, West-Jn-
dianischer runde Pfeffer,
wird von andern auch Amomum Plinii ge-
nannt; weil diese Frucht an Gestalt und Kräfften mit der Frucht der Cassiae
caryophyllatae
gäntzlich überein kommet, so entstehet nicht eine geringe Prae-
sumtion,
daß sie von solchem Baum herrühre. Diese Frucht hat äusserlich
das Ansehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen sie auch Cocculi Indi
aromatici
genennet werden. Diese Körner haben eben diese Kräffte, wel-
che der Nelcken-Zimmet selbsten hat, können auch in allen denenjenigen
Kranckheiten, worinnen diese gerühmet worden, (davon siehe Cassia caryo-
phyllata
) füglich gebrauchet werden.


Piper

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Eſlenz und das Extractum ſind auch wider den Scharbock gut. Das
aus dem Holtz deſtillirte Oel, oleum templinum genannt, vertreibt die
Wartzen und Zitter-Maͤhler.

Piper æthiopicum nigrum, ſiehe Piper longum.

Piper album, der weiſſe Pfeffer, iſt der durch kuͤnſtliche Beitzung
und Einweichung geſchaͤlete, groſſe, reine und alſo verfertigte ſchwartze
Pfeffer. Der beſte iſt der Hollaͤndiſche, groß und ſchwer-koͤrnichte, wel-
cher keine ſchwartze Koͤrner, noch Fragmenta, Staub oder Unreinigkeiten
in ſich hat: er muß auch auf den Seiten Striemen und Streiffen haben
wie Ribben, und wenn er geſtoſſen wird, ſo iſt das Mehl weiß-grau.
Sein Gebrauch kommt mit dem ſchwartzen uͤberein, und wird naͤchſt die-
ſem zu dem Theriac genommen. Von dem in Franckreich ambrirten
weiſſen Pfeffer, ſiehe Bergerac.

Piper Hiſpanicum, Siliquaſtrum, Spaniſcher Pfeffer, waͤchſet in
America, abſonderlich in Braſilien, haͤuſſig, wird aber auch ietzund aus dem
Saamen in den Luſt-Gaͤrten erzogen; beſtehet aus laͤnglichten und eines
Daumens groſſen Schoten, welche roth oder gelb anzuſehen, und einen ſehr
ſcharfen und brennenden Geſchmack haben. Das Kraut waͤchſet ohngefehr
einer Ellen hoch, hat ſchwartz-gruͤne, glatte und laͤnglichte Blaͤtter, neben den
Aeſtlein kommen weiſſe Bluͤmlein hervor, wornach die Schoͤtlein mit dem
kleinen gelbichten Saamen folgen. Man hat deſſen vielerley Arten, nach-
dem die Schoten entweder lang oder rund, ſtarck oder krumm, glatt oder
rauh ſind. Der beſte muß noch friſch ſeyn, und aus gantzen, groſſen und recht
rothen Schoten beſtehen. Er kommt mit den Kraͤfften dem rechten Pfeffer
ſehr nah, und ſtaͤrcket den Magen: man condirt ihn auch mit Zucker, oder
mit Eßig und Fenchel, und brauchet ihn bey den Braten. Sonſten wird er
am meiſten von den Eßigmachern gebrauchet; die Brandweinbrenner
wiſſen den ſchlechten Korn-Brandwein, wenn ſie zu viel lauffen laſſen,
damit zu ſtaͤrcken.

Piper Jamaicenſe, de Jamaica, de Thevet, Piper tavaſci, Weſt-Jn-
dianiſcher runde Pfeffer,
wird von andern auch Amomum Plinii ge-
nannt; weil dieſe Frucht an Geſtalt und Kraͤfften mit der Frucht der Caſſiæ
caryophyllatæ
gaͤntzlich uͤberein kommet, ſo entſtehet nicht eine geringe Præ-
ſumtion,
daß ſie von ſolchem Baum herruͤhre. Dieſe Frucht hat aͤuſſerlich
das Anſehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen ſie auch Cocculi Indi
aromatici
genennet werden. Dieſe Koͤrner haben eben dieſe Kraͤffte, wel-
che der Nelcken-Zimmet ſelbſten hat, koͤnnen auch in allen denenjenigen
Kranckheiten, worinnen dieſe geruͤhmet worden, (davon ſiehe Caſſia caryo-
phyllata
) fuͤglich gebrauchet werden.


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[734/0746] PI Eſlenz und das Extractum ſind auch wider den Scharbock gut. Das aus dem Holtz deſtillirte Oel, oleum templinum genannt, vertreibt die Wartzen und Zitter-Maͤhler. Piper æthiopicum nigrum, ſiehe Piper longum. Piper album, der weiſſe Pfeffer, iſt der durch kuͤnſtliche Beitzung und Einweichung geſchaͤlete, groſſe, reine und alſo verfertigte ſchwartze Pfeffer. Der beſte iſt der Hollaͤndiſche, groß und ſchwer-koͤrnichte, wel- cher keine ſchwartze Koͤrner, noch Fragmenta, Staub oder Unreinigkeiten in ſich hat: er muß auch auf den Seiten Striemen und Streiffen haben wie Ribben, und wenn er geſtoſſen wird, ſo iſt das Mehl weiß-grau. Sein Gebrauch kommt mit dem ſchwartzen uͤberein, und wird naͤchſt die- ſem zu dem Theriac genommen. Von dem in Franckreich ambrirten weiſſen Pfeffer, ſiehe Bergerac. Piper Hiſpanicum, Siliquaſtrum, Spaniſcher Pfeffer, waͤchſet in America, abſonderlich in Braſilien, haͤuſſig, wird aber auch ietzund aus dem Saamen in den Luſt-Gaͤrten erzogen; beſtehet aus laͤnglichten und eines Daumens groſſen Schoten, welche roth oder gelb anzuſehen, und einen ſehr ſcharfen und brennenden Geſchmack haben. Das Kraut waͤchſet ohngefehr einer Ellen hoch, hat ſchwartz-gruͤne, glatte und laͤnglichte Blaͤtter, neben den Aeſtlein kommen weiſſe Bluͤmlein hervor, wornach die Schoͤtlein mit dem kleinen gelbichten Saamen folgen. Man hat deſſen vielerley Arten, nach- dem die Schoten entweder lang oder rund, ſtarck oder krumm, glatt oder rauh ſind. Der beſte muß noch friſch ſeyn, und aus gantzen, groſſen und recht rothen Schoten beſtehen. Er kommt mit den Kraͤfften dem rechten Pfeffer ſehr nah, und ſtaͤrcket den Magen: man condirt ihn auch mit Zucker, oder mit Eßig und Fenchel, und brauchet ihn bey den Braten. Sonſten wird er am meiſten von den Eßigmachern gebrauchet; die Brandweinbrenner wiſſen den ſchlechten Korn-Brandwein, wenn ſie zu viel lauffen laſſen, damit zu ſtaͤrcken. Piper Jamaicenſe, de Jamaica, de Thevet, Piper tavaſci, Weſt-Jn- dianiſcher runde Pfeffer, wird von andern auch Amomum Plinii ge- nannt; weil dieſe Frucht an Geſtalt und Kraͤfften mit der Frucht der Caſſiæ caryophyllatæ gaͤntzlich uͤberein kommet, ſo entſtehet nicht eine geringe Præ- ſumtion, daß ſie von ſolchem Baum herruͤhre. Dieſe Frucht hat aͤuſſerlich das Anſehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen ſie auch Cocculi Indi aromatici genennet werden. Dieſe Koͤrner haben eben dieſe Kraͤffte, wel- che der Nelcken-Zimmet ſelbſten hat, koͤnnen auch in allen denenjenigen Kranckheiten, worinnen dieſe geruͤhmet worden, (davon ſiehe Caſſia caryo- phyllata) fuͤglich gebrauchet werden. Piper

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/746>, abgerufen am 22.11.2024.