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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Phlyzacion, ein Wasser-Bläslein auf der Haut vom Feuer oder
Brand.

Phoenigmus, siehe Vesicatorium.

Phoenix, heist bey den Spagyricis und Gold-Künstlern ihre quinta
ignis essentia,
der so gar hoch berussene Lapis philosophicus.

Phosphorus, Noctiluca, ein im Finstern leuchtendes corpus; solches
ist zweyerley, entweder natürlich, z. E. gläntzende Würme, faul Holtz
und andere Dinge mehr; oder künstlich, wie dergleichen vom lapide
Bononiensi,
Kreide, Urin, Blut und vielen andern schwefelichten Dingen
gemachet werden. Als ein gewisser Alchymist zu Hamburg, mit Na-
men Brand, im Urin laborirte, und den lapidem Philosophorum heraus
bringen wolte, hat er zufälliger Weise diesen Phosphorum im 1669sten
Jahr entdecket, aber diese Kunst niemanden mitgetheilet, sondern ist mit
seinem Geheimniß gestorben. Nach seinem Tode machte sich Kunckelius
drüber, und brachte ihn auch heraus, und that gar nicht so heimlich, als
Brand damit, sondern war so generös, daß er diesen Fund vielen von
seinen Freunden communicirte. Um das 1680ste Jahr bekam ihn auch
der Boyle zu Londen von dem Dreßdnischen Medico Krafft, und publicirte
den Proceß in einem schönen Tractat, Noctiluca aerea benamset; nach die-
sem beschrieb ihn ein Deutscher von Adel, der Herr von Homberg; endlich
haben sich mehr gefunden, welche ihn auf unterschiedliche Art ausgearbei-
tet haben. Unter solchen allen ist der Mühe werth, nur einen Proceß
anzuführen. Darum eine gute Quantität frischen Urin, welchen die
Bier-Trincker gelassen haben; laß die Feuchtigkeit im irdenen Becken
über einem gelinden Feuer daraus verrauchen, bis er die Consistenz eines
Extracts und dicken Honigs bekomme; setze die Materie mit einander in
einem irdenen Topff in den Keller, decke ihn da zu, und laß sie 3. bis 4. Mo-
nat zu ihrer Fermentation und Corruption allda stehen. Lbij. fermentirte
Materie, mische sie unter noch einmal so viel Sand oder gepülverten Bo-
lum:
schütte das Mengsel in eine glasurte irdene Retorte, setze einen glä-
sernen grossen Recipienten, der ein wenig einen langen Hals habe, und
darein man 3. bis 4. Pfund gemein Wasser thun kan, daran, verlutir
alle Fugen wohl, mache ein klein Feuer unter die Retorte 2. Stunden
lang an, daß sie davon allmählich warm werde, und der spiritus Urinae
übergehe: Zuletzt treib es durch alle Grade hinan, feure aufs stärckste
drauf los, so wird ein volatilisches Saltz und viel schwartzes stinckigtes
Oel übersteigen; vermehr das Feuer mit der äussersten Gewalt, so

werden
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Phlyzacion, ein Waſſer-Blaͤslein auf der Haut vom Feuer oder
Brand.

Phœnigmus, ſiehe Veſicatorium.

Phœnix, heiſt bey den Spagyricis und Gold-Kuͤnſtlern ihre quinta
ignis eſſentia,
der ſo gar hoch beruſſene Lapis philoſophicus.

Phoſphorus, Noctiluca, ein im Finſtern leuchtendes corpus; ſolches
iſt zweyerley, entweder natuͤrlich, z. E. glaͤntzende Wuͤrme, faul Holtz
und andere Dinge mehr; oder kuͤnſtlich, wie dergleichen vom lapide
Bononienſi,
Kreide, Urin, Blut und vielen andern ſchwefelichten Dingen
gemachet werden. Als ein gewiſſer Alchymiſt zu Hamburg, mit Na-
men Brand, im Urin laborirte, und den lapidem Philoſophorum heraus
bringen wolte, hat er zufaͤlliger Weiſe dieſen Phoſphorum im 1669ſten
Jahr entdecket, aber dieſe Kunſt niemanden mitgetheilet, ſondern iſt mit
ſeinem Geheimniß geſtorben. Nach ſeinem Tode machte ſich Kunckelius
druͤber, und brachte ihn auch heraus, und that gar nicht ſo heimlich, als
Brand damit, ſondern war ſo generoͤs, daß er dieſen Fund vielen von
ſeinen Freunden communicirte. Um das 1680ſte Jahr bekam ihn auch
der Boyle zu Londen von dem Dreßdniſchen Medico Krafft, und publicirte
den Proceß in einem ſchoͤnen Tractat, Noctiluca aërea benamſet; nach die-
ſem beſchrieb ihn ein Deutſcher von Adel, der Herr von Homberg; endlich
haben ſich mehr gefunden, welche ihn auf unterſchiedliche Art ausgearbei-
tet haben. Unter ſolchen allen iſt der Muͤhe werth, nur einen Proceß
anzufuͤhren. Darum ℞ eine gute Quantitaͤt friſchen Urin, welchen die
Bier-Trincker gelaſſen haben; laß die Feuchtigkeit im irdenen Becken
uͤber einem gelinden Feuer daraus verrauchen, bis er die Conſiſtenz eines
Extracts und dicken Honigs bekomme; ſetze die Materie mit einander in
einem irdenen Topff in den Keller, decke ihn da zu, und laß ſie 3. bis 4. Mo-
nat zu ihrer Fermentation und Corruption allda ſtehen. ℞ ℔ij. fermentirte
Materie, miſche ſie unter noch einmal ſo viel Sand oder gepuͤlverten Bo-
lum:
ſchuͤtte das Mengſel in eine glaſurte irdene Retorte, ſetze einen glaͤ-
ſernen groſſen Recipienten, der ein wenig einen langen Hals habe, und
darein man 3. bis 4. Pfund gemein Waſſer thun kan, daran, verlutir
alle Fugen wohl, mache ein klein Feuer unter die Retorte 2. Stunden
lang an, daß ſie davon allmaͤhlich warm werde, und der ſpiritus Urinæ
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[719/0731] PH Phlyzacion, ein Waſſer-Blaͤslein auf der Haut vom Feuer oder Brand. Phœnigmus, ſiehe Veſicatorium. Phœnix, heiſt bey den Spagyricis und Gold-Kuͤnſtlern ihre quinta ignis eſſentia, der ſo gar hoch beruſſene Lapis philoſophicus. Phoſphorus, Noctiluca, ein im Finſtern leuchtendes corpus; ſolches iſt zweyerley, entweder natuͤrlich, z. E. glaͤntzende Wuͤrme, faul Holtz und andere Dinge mehr; oder kuͤnſtlich, wie dergleichen vom lapide Bononienſi, Kreide, Urin, Blut und vielen andern ſchwefelichten Dingen gemachet werden. Als ein gewiſſer Alchymiſt zu Hamburg, mit Na- men Brand, im Urin laborirte, und den lapidem Philoſophorum heraus bringen wolte, hat er zufaͤlliger Weiſe dieſen Phoſphorum im 1669ſten Jahr entdecket, aber dieſe Kunſt niemanden mitgetheilet, ſondern iſt mit ſeinem Geheimniß geſtorben. Nach ſeinem Tode machte ſich Kunckelius druͤber, und brachte ihn auch heraus, und that gar nicht ſo heimlich, als Brand damit, ſondern war ſo generoͤs, daß er dieſen Fund vielen von ſeinen Freunden communicirte. Um das 1680ſte Jahr bekam ihn auch der Boyle zu Londen von dem Dreßdniſchen Medico Krafft, und publicirte den Proceß in einem ſchoͤnen Tractat, Noctiluca aërea benamſet; nach die- ſem beſchrieb ihn ein Deutſcher von Adel, der Herr von Homberg; endlich haben ſich mehr gefunden, welche ihn auf unterſchiedliche Art ausgearbei- tet haben. Unter ſolchen allen iſt der Muͤhe werth, nur einen Proceß anzufuͤhren. Darum ℞ eine gute Quantitaͤt friſchen Urin, welchen die Bier-Trincker gelaſſen haben; laß die Feuchtigkeit im irdenen Becken uͤber einem gelinden Feuer daraus verrauchen, bis er die Conſiſtenz eines Extracts und dicken Honigs bekomme; ſetze die Materie mit einander in einem irdenen Topff in den Keller, decke ihn da zu, und laß ſie 3. bis 4. Mo- nat zu ihrer Fermentation und Corruption allda ſtehen. ℞ ℔ij. fermentirte Materie, miſche ſie unter noch einmal ſo viel Sand oder gepuͤlverten Bo- lum: ſchuͤtte das Mengſel in eine glaſurte irdene Retorte, ſetze einen glaͤ- ſernen groſſen Recipienten, der ein wenig einen langen Hals habe, und darein man 3. bis 4. Pfund gemein Waſſer thun kan, daran, verlutir alle Fugen wohl, mache ein klein Feuer unter die Retorte 2. Stunden lang an, daß ſie davon allmaͤhlich warm werde, und der ſpiritus Urinæ uͤbergehe: Zuletzt treib es durch alle Grade hinan, feure aufs ſtaͤrckſte drauf los, ſo wird ein volatiliſches Saltz und viel ſchwartzes ſtinckigtes Oel uͤberſteigen; vermehr das Feuer mit der aͤuſſerſten Gewalt, ſo werden

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/731>, abgerufen am 25.11.2024.