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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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getheilet wird, ist nöthig anzuführen, weiche es eigentlich von solchen sey.
Willisius Anatom. Cerebr. p. 109. hat stattlich bewiesen, daß es die Tubuli
nervei
sind, welche in dem Sieb-förmigen Bein verborgen liegen, von den
Processibus mammillaribus herrühren, und mit der dura Meninge bekleidet
sind, und dieses confirmiret er mit der Experienz; denn er hat in denen
Thieren, welche einen sehr scharffen Geruch haben, wie die sonderlich sind,
die Kraut fressen, nicht nur weitere Processus mammillares, von welchen
diese Tubuli entspringen, angemercket, sondern auch gezeiget, daß besagte
Tubuli in diesen Thieren weit augenscheinlicher sind, als in denen Thieren,
welche Fleisch fressen, ausgenommen die Wind-Hunde. (3) Der Modus,
oder die Art und Weise, wie das Riechen geschiehet, ist diese: indem
die Geruch-gebenden Effluvia in der Lufft herum fliegen, die Lufft aber im
Inspiriren durch die Nase eingezogen wird, insinuiren sich solche Effluvia
zugleich in die Nase, setzen sich an die innere angefeuchtete Tunicam der
Nase eine weile an, und dringen nachgehends bis an die Tubulos nerveos,
allwo sie von dem da sitzenden Spiritu angemercket und beurtheilet werden.
Darum sind bey dem Riechen zwey Requisita hauptnöthig, das (1) ist, daß
wir durch Inspiriren die Geruch-tragenden Effluvia an uns ziehen, das (2)
ist, daß wir, vermöge der Feuchtigkeit der Nasen, solche Effluvia ein wenig
anhalten, ehe sie tieffer hinein dringen.

Olfactus laesus, das verletzte Riechen, bestehet in Coryza, Ozaena und
Polypo, von welchen an behörigen Oertern nachzusehen.

Olibanum siehe Thus.

Oligophoros, ein leichter Wein, der nicht spirituös ist.

Oligotrophia, eine schwache und verringerte Nutrition.

Oligotrophus, eine Speise, die wenig Nahrung giebet.

Olivae, die Oliven, sind gelb-grüne Früchte des Oel-Baums von
unterschiedlicher Grösse, welche unter einer glatten Haut und ölichten
Marck einen sehr harten und rauhen Kern in sich haben, und eines etwas
bittern und anhaltenden herben Geschmacks sind; werden aus Spanien,
Jtalien und der Provintz Languedoc in Franckreich eingemacht heraus
gebracht. Dieser eingemachten Oliven kommen nach Unterscheid der
Länder, wo sie gewachsen, verschiedene Sorten, deren meistens dreyerley
bekannt sind: (1) die Spanischen, welche groß, wie ein Tauben-Ey, bleich-
grün und eines bittern Geschmacks sind, und derowegen nicht einem ieden
anstehen; (2) die Provintzialischen, welche von mittelmäßiger Grösse
sind, und dann (3) die Jtaliänischen, welche die kleinesten, bisweilen nur wie

die

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getheilet wird, iſt noͤthig anzufuͤhren, weiche es eigentlich von ſolchen ſey.
Williſius Anatom. Cerebr. p. 109. hat ſtattlich bewieſen, daß es die Tubuli
nervei
ſind, welche in dem Sieb-foͤrmigen Bein verborgen liegen, von den
Proceſſibus mammillaribus herruͤhren, und mit der dura Meninge bekleidet
ſind, und dieſes confirmiret er mit der Experienz; denn er hat in denen
Thieren, welche einen ſehr ſcharffen Geruch haben, wie die ſonderlich ſind,
die Kraut freſſen, nicht nur weitere Proceſſus mammillares, von welchen
dieſe Tubuli entſpringen, angemercket, ſondern auch gezeiget, daß beſagte
Tubuli in dieſen Thieren weit augenſcheinlicher ſind, als in denen Thieren,
welche Fleiſch freſſen, ausgenommen die Wind-Hunde. (3) Der Modus,
oder die Art und Weiſe, wie das Riechen geſchiehet, iſt dieſe: indem
die Geruch-gebenden Effluvia in der Lufft herum fliegen, die Lufft aber im
Inſpiriren durch die Naſe eingezogen wird, inſinuiren ſich ſolche Effluvia
zugleich in die Naſe, ſetzen ſich an die innere angefeuchtete Tunicam der
Naſe eine weile an, und dringen nachgehends bis an die Tubulos nerveos,
allwo ſie von dem da ſitzenden Spiritu angemercket und beurtheilet werden.
Darum ſind bey dem Riechen zwey Requiſita hauptnoͤthig, das (1) iſt, daß
wir durch Inſpiriren die Geruch-tragenden Effluvia an uns ziehen, das (2)
iſt, daß wir, vermoͤge der Feuchtigkeit der Naſen, ſolche Effluvia ein wenig
anhalten, ehe ſie tieffer hinein dringen.

Olfactus læſus, das verletzte Riechen, beſtehet in Coryza, Ozæna und
Polypo, von welchen an behoͤrigen Oertern nachzuſehen.

Olibanum ſiehe Thus.

Oligophoros, ein leichter Wein, der nicht ſpirituoͤs iſt.

Oligotrophia, eine ſchwache und verringerte Nutrition.

Oligotrophus, eine Speiſe, die wenig Nahrung giebet.

Olivæ, die Oliven, ſind gelb-gruͤne Fruͤchte des Oel-Baums von
unterſchiedlicher Groͤſſe, welche unter einer glatten Haut und oͤlichten
Marck einen ſehr harten und rauhen Kern in ſich haben, und eines etwas
bittern und anhaltenden herben Geſchmacks ſind; werden aus Spanien,
Jtalien und der Provintz Languedoc in Franckreich eingemacht heraus
gebracht. Dieſer eingemachten Oliven kommen nach Unterſcheid der
Laͤnder, wo ſie gewachſen, verſchiedene Sorten, deren meiſtens dreyerley
bekannt ſind: (1) die Spaniſchen, welche groß, wie ein Tauben-Ey, bleich-
gruͤn und eines bittern Geſchmacks ſind, und derowegen nicht einem ieden
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[654/0666] OL getheilet wird, iſt noͤthig anzufuͤhren, weiche es eigentlich von ſolchen ſey. Williſius Anatom. Cerebr. p. 109. hat ſtattlich bewieſen, daß es die Tubuli nervei ſind, welche in dem Sieb-foͤrmigen Bein verborgen liegen, von den Proceſſibus mammillaribus herruͤhren, und mit der dura Meninge bekleidet ſind, und dieſes confirmiret er mit der Experienz; denn er hat in denen Thieren, welche einen ſehr ſcharffen Geruch haben, wie die ſonderlich ſind, die Kraut freſſen, nicht nur weitere Proceſſus mammillares, von welchen dieſe Tubuli entſpringen, angemercket, ſondern auch gezeiget, daß beſagte Tubuli in dieſen Thieren weit augenſcheinlicher ſind, als in denen Thieren, welche Fleiſch freſſen, ausgenommen die Wind-Hunde. (3) Der Modus, oder die Art und Weiſe, wie das Riechen geſchiehet, iſt dieſe: indem die Geruch-gebenden Effluvia in der Lufft herum fliegen, die Lufft aber im Inſpiriren durch die Naſe eingezogen wird, inſinuiren ſich ſolche Effluvia zugleich in die Naſe, ſetzen ſich an die innere angefeuchtete Tunicam der Naſe eine weile an, und dringen nachgehends bis an die Tubulos nerveos, allwo ſie von dem da ſitzenden Spiritu angemercket und beurtheilet werden. Darum ſind bey dem Riechen zwey Requiſita hauptnoͤthig, das (1) iſt, daß wir durch Inſpiriren die Geruch-tragenden Effluvia an uns ziehen, das (2) iſt, daß wir, vermoͤge der Feuchtigkeit der Naſen, ſolche Effluvia ein wenig anhalten, ehe ſie tieffer hinein dringen. Olfactus læſus, das verletzte Riechen, beſtehet in Coryza, Ozæna und Polypo, von welchen an behoͤrigen Oertern nachzuſehen. Olibanum ſiehe Thus. Oligophoros, ein leichter Wein, der nicht ſpirituoͤs iſt. Oligotrophia, eine ſchwache und verringerte Nutrition. Oligotrophus, eine Speiſe, die wenig Nahrung giebet. Olivæ, die Oliven, ſind gelb-gruͤne Fruͤchte des Oel-Baums von unterſchiedlicher Groͤſſe, welche unter einer glatten Haut und oͤlichten Marck einen ſehr harten und rauhen Kern in ſich haben, und eines etwas bittern und anhaltenden herben Geſchmacks ſind; werden aus Spanien, Jtalien und der Provintz Languedoc in Franckreich eingemacht heraus gebracht. Dieſer eingemachten Oliven kommen nach Unterſcheid der Laͤnder, wo ſie gewachſen, verſchiedene Sorten, deren meiſtens dreyerley bekannt ſind: (1) die Spaniſchen, welche groß, wie ein Tauben-Ey, bleich- gruͤn und eines bittern Geſchmacks ſind, und derowegen nicht einem ieden anſtehen; (2) die Provintzialiſchen, welche von mittelmaͤßiger Groͤſſe ſind, und dann (3) die Jtaliaͤniſchen, welche die kleineſten, bisweilen nur wie die

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/666>, abgerufen am 22.11.2024.