Moxa ist nichts anders, als das weisse, wollichte, und einer Spinnewebe nicht ungleiche Häutgen, so äusserlich an dem Beyfuß zu finden, auch von dem gedörrten Kraut selbsten, wenn die Stengel heraus gerieben werden, zu praepariren ist. Jhr Gebrauch ist dieser: man macht spitze und läng- lichte Stäblein, gleich einem Räucher-Kertzlein, daraus, setzet solche in der Mania und Epilepsia um den Kopff, im Chiragra und Podagra aber auf Hände oder Füsse, und stecket solche mit einem von gedachten Stäng- lein an, so brennet sie ohne sonderlichen Schmertzen eine Krust, davon der Schmertz und die Kranckheit von Stund an nachlässet; D. Wedel hat gezeiget, daß man wol der Jndianischen Moxa entbehren, und alles mit der Teutschen ausrichten könne.
Mucago, Mucilago, ein Schleim, oder eine zähe schleimichte Feuch- tigkeit; solche ist dreyerley (1) eine natürliche, wie der Mucus intestinorum, oder der Schleim in den Gedärmen, (2) wider die Natur, wie Mucilago tartarea, tartarischer Schleim, woraus der Gries im Urin, die Nodi im Podagra, gezeuget werden, und (3) künstliche, welche durch Hülffe eines hierzu dienlichen Wassers aus einigen Saamen, als Cydoniorum, Psyllii &c. Wurtzeln, als rad. Alth. &c. und Tragacanth gezogen werden.
Mucro, eine Spitze, es sey am Degen, Messer, Lantze, oder wo es wolle, also kommt in der Anatomie vor
Mucro cordis, die Spitze des Hertzens, so das unterste zugespitzte Theil desselben ist.
Mucronatum os, das zugespitzte Bein, siehe Os ensiforme.
Mucus,Rotz und Schleim, es sey in den Gedärmen, oder wo es wolle; in specie wird hierdurch der Rotz, welcher aus den Processibus pa- pillaribus durch das Sieb-förmige Bein, und aus denen nah an der Na- sen und Gaumen gelegenen Drüsen fleust, verstanden.
Muliebria, die weiblichen Geburts-Glieder, und auch die äusserliche Scham derselben.
Mulsum,Meth, ist ein aus Honig und Wasser durch die Fermen- tation bereiteter spirituöser Tranck: allhier wird der Cannische Meth für den besten gehalten.
Mumia, die Mumien, ist ein schwartzes, hartes und hartziges Wesen, von balsamirten Menschen-Cörpern herkommend, eines etwas scharffen und bitterichten Geschmacks und guten Geruchs, kommet aus Egypten, allwo sie sich in sehr tieffen Gruben und in weissen Stein gehauenen Begräbniß-Gemächern bey den berühmten Pyramiden finden
lässet.
F f f f 3
MU
Moxa iſt nichts anders, als das weiſſe, wollichte, und einer Spinnewebe nicht ungleiche Haͤutgen, ſo aͤuſſerlich an dem Beyfuß zu finden, auch von dem gedoͤrrten Kraut ſelbſten, wenn die Stengel heraus gerieben werden, zu præpariren iſt. Jhr Gebrauch iſt dieſer: man macht ſpitze und laͤng- lichte Staͤblein, gleich einem Raͤucher-Kertzlein, daraus, ſetzet ſolche in der Mania und Epilepſia um den Kopff, im Chiragra und Podagra aber auf Haͤnde oder Fuͤſſe, und ſtecket ſolche mit einem von gedachten Staͤng- lein an, ſo brennet ſie ohne ſonderlichen Schmertzen eine Kruſt, davon der Schmertz und die Kranckheit von Stund an nachlaͤſſet; D. Wedel hat gezeiget, daß man wol der Jndianiſchen Moxa entbehren, und alles mit der Teutſchen ausrichten koͤnne.
Mucago, Mucilago, ein Schleim, oder eine zaͤhe ſchleimichte Feuch- tigkeit; ſolche iſt dreyerley (1) eine natuͤrliche, wie der Mucus inteſtinorum, oder der Schleim in den Gedaͤrmen, (2) wider die Natur, wie Mucilago tartarea, tartariſcher Schleim, woraus der Gries im Urin, die Nodi im Podagra, gezeuget werden, und (3) kuͤnſtliche, welche durch Huͤlffe eines hierzu dienlichen Waſſers aus einigen Saamen, als Cydoniorum, Pſyllii &c. Wurtzeln, als rad. Alth. &c. und Tragacanth gezogen werden.
Mucro, eine Spitze, es ſey am Degen, Meſſer, Lantze, oder wo es wolle, alſo kommt in der Anatomie vor
Mucro cordis, die Spitze des Hertzens, ſo das unterſte zugeſpitzte Theil deſſelben iſt.
Mucronatum os, das zugeſpitzte Bein, ſiehe Os enſiforme.
Mucus,Rotz und Schleim, es ſey in den Gedaͤrmen, oder wo es wolle; in ſpecie wird hierdurch der Rotz, welcher aus den Proceſſibus pa- pillaribus durch das Sieb-foͤrmige Bein, und aus denen nah an der Na- ſen und Gaumen gelegenen Druͤſen fleuſt, verſtanden.
Muliebria, die weiblichen Geburts-Glieder, und auch die aͤuſſerliche Scham derſelben.
Mulſum,Meth, iſt ein aus Honig und Waſſer durch die Fermen- tation bereiteter ſpirituoͤſer Tranck: allhier wird der Canniſche Meth fuͤr den beſten gehalten.
Mumia, die Mumien, iſt ein ſchwartzes, hartes und hartziges Weſen, von balſamirten Menſchen-Coͤrpern herkommend, eines etwas ſcharffen und bitterichten Geſchmacks und guten Geruchs, kommet aus Egypten, allwo ſie ſich in ſehr tieffen Gruben und in weiſſen Stein gehauenen Begraͤbniß-Gemaͤchern bey den beruͤhmten Pyramiden finden
laͤſſet.
F f f f 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0609"n="597"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MU</hi></hi></hi></fw><lb/>
Moxa iſt nichts anders, als das weiſſe, wollichte, und einer Spinnewebe<lb/>
nicht ungleiche Haͤutgen, ſo aͤuſſerlich an dem Beyfuß zu finden, auch von<lb/>
dem gedoͤrrten Kraut ſelbſten, wenn die Stengel heraus gerieben werden,<lb/>
zu <hirendition="#aq">præpari</hi>ren iſt. Jhr Gebrauch iſt dieſer: man macht ſpitze und laͤng-<lb/>
lichte Staͤblein, gleich einem Raͤucher-Kertzlein, daraus, ſetzet ſolche in<lb/>
der <hirendition="#aq">Mania</hi> und <hirendition="#aq">Epilepſia</hi> um den Kopff, im <hirendition="#aq">Chiragra</hi> und <hirendition="#aq">Podagra</hi> aber<lb/>
auf Haͤnde oder Fuͤſſe, und ſtecket ſolche mit einem von gedachten Staͤng-<lb/>
lein an, ſo brennet ſie ohne ſonderlichen Schmertzen eine Kruſt, davon der<lb/>
Schmertz und die Kranckheit von Stund an nachlaͤſſet; <hirendition="#aq">D.</hi> Wedel<lb/>
hat gezeiget, daß man wol der Jndianiſchen Moxa entbehren, und alles mit<lb/>
der Teutſchen ausrichten koͤnne.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mucago, Mucilago,</hi> ein <hirendition="#fr">Schleim,</hi> oder eine zaͤhe ſchleimichte Feuch-<lb/>
tigkeit; ſolche iſt dreyerley (1) eine natuͤrliche, wie der <hirendition="#aq">Mucus inteſtinorum,</hi><lb/>
oder der Schleim in den Gedaͤrmen, (2) wider die Natur, wie <hirendition="#aq">Mucilago<lb/>
tartarea,</hi> tartariſcher Schleim, woraus der Gries im Urin, die <hirendition="#aq">Nodi</hi> im<lb/><hirendition="#aq">Podagra,</hi> gezeuget werden, und (3) kuͤnſtliche, welche durch Huͤlffe eines<lb/>
hierzu dienlichen Waſſers aus einigen Saamen, als <hirendition="#aq">Cydoniorum, Pſyllii &c.</hi><lb/>
Wurtzeln, als <hirendition="#aq">rad. Alth. &c.</hi> und Tragacanth gezogen werden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mucro,</hi> eine <hirendition="#fr">Spitze,</hi> es ſey am Degen, Meſſer, Lantze, oder wo es<lb/>
wolle, alſo kommt in der <hirendition="#aq">Anatomie</hi> vor</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mucro cordis,</hi> die <hirendition="#fr">Spitze des Hertzens,</hi>ſo das unterſte zugeſpitzte<lb/>
Theil deſſelben iſt.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mucronatum os,</hi> das zugeſpitzte Bein, ſiehe <hirendition="#aq">Os enſiforme.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Mucus,</hi><hirendition="#fr">Rotz und Schleim,</hi> es ſey in den Gedaͤrmen, oder wo es<lb/>
wolle; <hirendition="#aq">in ſpecie</hi> wird hierdurch der Rotz, welcher aus den <hirendition="#aq">Proceſſibus pa-<lb/>
pillaribus</hi> durch das Sieb-foͤrmige Bein, und aus denen nah an der Na-<lb/>ſen und Gaumen gelegenen Druͤſen fleuſt, verſtanden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Muliebria,</hi> die weiblichen Geburts-Glieder, und auch die aͤuſſerliche<lb/>
Scham derſelben.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mulſum,</hi><hirendition="#fr">Meth,</hi> iſt ein aus Honig und Waſſer durch die <hirendition="#aq">Fermen-<lb/>
tation</hi> bereiteter <hirendition="#aq">ſpiritu</hi>oͤſer Tranck: allhier wird der Canniſche Meth fuͤr<lb/>
den beſten gehalten.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Mumia,</hi> die <hirendition="#fr">Mumien,</hi> iſt ein ſchwartzes, hartes und hartziges<lb/>
Weſen, von balſamirten Menſchen-Coͤrpern herkommend, eines etwas<lb/>ſcharffen und bitterichten Geſchmacks und guten Geruchs, kommet aus<lb/>
Egypten, allwo ſie ſich in ſehr tieffen Gruben und in weiſſen Stein<lb/>
gehauenen Begraͤbniß-Gemaͤchern bey den beruͤhmten Pyramiden finden<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f f f 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">laͤſſet.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[597/0609]
MU
Moxa iſt nichts anders, als das weiſſe, wollichte, und einer Spinnewebe
nicht ungleiche Haͤutgen, ſo aͤuſſerlich an dem Beyfuß zu finden, auch von
dem gedoͤrrten Kraut ſelbſten, wenn die Stengel heraus gerieben werden,
zu præpariren iſt. Jhr Gebrauch iſt dieſer: man macht ſpitze und laͤng-
lichte Staͤblein, gleich einem Raͤucher-Kertzlein, daraus, ſetzet ſolche in
der Mania und Epilepſia um den Kopff, im Chiragra und Podagra aber
auf Haͤnde oder Fuͤſſe, und ſtecket ſolche mit einem von gedachten Staͤng-
lein an, ſo brennet ſie ohne ſonderlichen Schmertzen eine Kruſt, davon der
Schmertz und die Kranckheit von Stund an nachlaͤſſet; D. Wedel
hat gezeiget, daß man wol der Jndianiſchen Moxa entbehren, und alles mit
der Teutſchen ausrichten koͤnne.
Mucago, Mucilago, ein Schleim, oder eine zaͤhe ſchleimichte Feuch-
tigkeit; ſolche iſt dreyerley (1) eine natuͤrliche, wie der Mucus inteſtinorum,
oder der Schleim in den Gedaͤrmen, (2) wider die Natur, wie Mucilago
tartarea, tartariſcher Schleim, woraus der Gries im Urin, die Nodi im
Podagra, gezeuget werden, und (3) kuͤnſtliche, welche durch Huͤlffe eines
hierzu dienlichen Waſſers aus einigen Saamen, als Cydoniorum, Pſyllii &c.
Wurtzeln, als rad. Alth. &c. und Tragacanth gezogen werden.
Mucro, eine Spitze, es ſey am Degen, Meſſer, Lantze, oder wo es
wolle, alſo kommt in der Anatomie vor
Mucro cordis, die Spitze des Hertzens, ſo das unterſte zugeſpitzte
Theil deſſelben iſt.
Mucronatum os, das zugeſpitzte Bein, ſiehe Os enſiforme.
Mucus, Rotz und Schleim, es ſey in den Gedaͤrmen, oder wo es
wolle; in ſpecie wird hierdurch der Rotz, welcher aus den Proceſſibus pa-
pillaribus durch das Sieb-foͤrmige Bein, und aus denen nah an der Na-
ſen und Gaumen gelegenen Druͤſen fleuſt, verſtanden.
Muliebria, die weiblichen Geburts-Glieder, und auch die aͤuſſerliche
Scham derſelben.
Mulſum, Meth, iſt ein aus Honig und Waſſer durch die Fermen-
tation bereiteter ſpirituoͤſer Tranck: allhier wird der Canniſche Meth fuͤr
den beſten gehalten.
Mumia, die Mumien, iſt ein ſchwartzes, hartes und hartziges
Weſen, von balſamirten Menſchen-Coͤrpern herkommend, eines etwas
ſcharffen und bitterichten Geſchmacks und guten Geruchs, kommet aus
Egypten, allwo ſie ſich in ſehr tieffen Gruben und in weiſſen Stein
gehauenen Begraͤbniß-Gemaͤchern bey den beruͤhmten Pyramiden finden
laͤſſet.
F f f f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/609>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.