Es darff der Patient den Mund nicht aufthun, noch etwas hartes essen, oder er muß hungern, bis daß der Schmertz weg ist; wolte er aber etwas zu sich nehmen, muß es nur dünne Speise seyn.
Luxatio ossis coccygis, die Verrenckung des Steiß-Beins, ge- schiehet einwärts, wenn man gewaltig auf selbiges fällt, oder wenn man sich im sitzen dran stöst, oder mit einem harten Schlag darauf getroffen wird. Dieses einzusetzen, muß man den Finger in das Intestinum rectum hinein stecken, daß man das luxirte Bein erreichen kan, und mit der andern Hand muß das auswendige gleich gehalten und eingesetzet werden.
Luxatio ossis femoris, die Verrenckung des Hüfft-Beins, wird sehr schwer curiret, so, daß es fest bleibet, weil dieses Bein mit seiner Pfanne, vermöge eines starcken Ligamenti, vereiniget wird; ist es aber gebrochen, so ist die Ergäntzung der Fasern unmöglich, und die Patienten werden lahm. Jngleichen wird auch die
Luxatio ossis genu, die Verrenckung des Knies, sehr schwer curi- ret, wenn es aus einander gewichen; und wo eine Fractur zugleich mit ein- laufft, so werden die Patienten hinckend.
Luxatio vertebrarum dorsi, die Verrenckung der Rückgrads- Würbel, wird also eingesetzet, daß der Chirurgus, wenn der Leib gnug- sam ausgestrecket ist, mit seinen Händen das Gelenck hinein rücke: so es aber auf solche Weise nicht geschehen kan, so müssen zwey Stecken eines Fin- gers dicke genommen, und selbe mit Leinwand gleichfalls so dicke, mehr oder weniger umwunden werden. Diese Stecken legt man auf beyde Seiten des ausgewichenen Wirbel-Beins, und drücket allein darauf, dieselben in seine articularem Apophysin zu bringen; denn auf die Apophysin selbst, welche in der Mitten ist, darff man nicht drücken, sie möchte sonsten zerbrechen. Bevor aber diese Einrichtung geschiehet, muß man den Incommoditäten, die dabey sind, erstlich entgegen gehen, dahero dienen aus Resolventibus und Nerv. Fomenta und Linimenta, dergleichen sind Sacculi aus flor. Anthos, Chamomill. Sambuc. Rosar. herb. Alth. Majoran. Rut. Verbasc. sem. Lini &c. in Milch gekochet, und warm auf den laedirten Ort zu legen, hier- zwischen werden auch dienliche Linimenta gebrauchet, z. E.
olei Chamomill.
Lumbricor. ana j.
Salviae ß.
Axung.
LU
ſpirit. Vini q. ſ.
f. Emplaſtr.
Es darff der Patient den Mund nicht aufthun, noch etwas hartes eſſen, oder er muß hungern, bis daß der Schmertz weg iſt; wolte er aber etwas zu ſich nehmen, muß es nur duͤnne Speiſe ſeyn.
Luxatio oſſis coccygis, die Verrenckung des Steiß-Beins, ge- ſchiehet einwaͤrts, wenn man gewaltig auf ſelbiges faͤllt, oder wenn man ſich im ſitzen dran ſtoͤſt, oder mit einem harten Schlag darauf getroffen wird. Dieſes einzuſetzen, muß man den Finger in das Inteſtinum rectum hinein ſtecken, daß man das luxirte Bein erreichen kan, und mit der andern Hand muß das auswendige gleich gehalten und eingeſetzet werden.
Luxatio oſſis femoris, die Verrenckung des Huͤfft-Beins, wird ſehr ſchwer curiret, ſo, daß es feſt bleibet, weil dieſes Bein mit ſeiner Pfanne, vermoͤge eines ſtarcken Ligamenti, vereiniget wird; iſt es aber gebrochen, ſo iſt die Ergaͤntzung der Faſern unmoͤglich, und die Patienten werden lahm. Jngleichen wird auch die
Luxatio oſſis genu, die Verrenckung des Knies, ſehr ſchwer curi- ret, wenn es aus einander gewichen; und wo eine Fractur zugleich mit ein- laufft, ſo werden die Patienten hinckend.
Luxatio vertebrarum dorſi, die Verrenckung der Ruͤckgrads- Wuͤrbel, wird alſo eingeſetzet, daß der Chirurgus, wenn der Leib gnug- ſam ausgeſtrecket iſt, mit ſeinen Haͤnden das Gelenck hinein ruͤcke: ſo es aber auf ſolche Weiſe nicht geſchehen kan, ſo muͤſſen zwey Stecken eines Fin- gers dicke genommen, und ſelbe mit Leinwand gleichfalls ſo dicke, mehr oder weniger umwunden werden. Dieſe Stecken legt man auf beyde Seiten des ausgewichenen Wirbel-Beins, und druͤcket allein darauf, dieſelben in ſeine articularem Apophyſin zu bringen; denn auf die Apophyſin ſelbſt, welche in der Mitten iſt, darff man nicht druͤcken, ſie moͤchte ſonſten zerbrechen. Bevor aber dieſe Einrichtung geſchiehet, muß man den Incommoditaͤten, die dabey ſind, erſtlich entgegen gehen, dahero dienen aus Reſolventibus und Nerv. Fomenta und Linimenta, dergleichen ſind Sacculi aus flor. Anthos, Chamomill. Sambuc. Roſar. herb. Alth. Majoran. Rut. Verbaſc. ſem. Lini &c. in Milch gekochet, und warm auf den lædirten Ort zu legen, hier- zwiſchen werden auch dienliche Linimenta gebrauchet, z. E.
℞ olei Chamomill.
Lumbricor. ana ℥j.
Salviæ ℥ß.
Axung.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0539"n="527"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g">LU</hi></hi></hi></fw><lb/><list><item><hirendition="#aq">ſpirit. Vini q. ſ.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">f. Emplaſtr.</hi></item></list><lb/><p>Es darff der Patient den Mund nicht aufthun, noch etwas hartes eſſen,<lb/>
oder er muß hungern, bis daß der Schmertz weg iſt; wolte er aber etwas<lb/>
zu ſich nehmen, muß es nur duͤnne Speiſe ſeyn.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Luxatio oſſis coccygis,</hi> die <hirendition="#fr">Verrenckung des Steiß-Beins,</hi> ge-<lb/>ſchiehet einwaͤrts, wenn man gewaltig auf ſelbiges faͤllt, oder wenn man ſich<lb/>
im ſitzen dran ſtoͤſt, oder mit einem harten Schlag darauf getroffen wird.<lb/>
Dieſes einzuſetzen, muß man den Finger in das <hirendition="#aq">Inteſtinum rectum</hi> hinein<lb/>ſtecken, daß man das <hirendition="#aq">luxi</hi>rte Bein erreichen kan, und mit der andern Hand<lb/>
muß das auswendige gleich gehalten und eingeſetzet werden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Luxatio oſſis femoris,</hi> die <hirendition="#fr">Verrenckung des Huͤfft-Beins,</hi> wird<lb/>ſehr ſchwer <hirendition="#aq">curi</hi>ret, ſo, daß es feſt bleibet, weil dieſes Bein mit ſeiner Pfanne,<lb/>
vermoͤge eines ſtarcken <hirendition="#aq">Ligamenti,</hi> vereiniget wird; iſt es aber gebrochen,<lb/>ſo iſt die Ergaͤntzung der Faſern unmoͤglich, und die Patienten werden lahm.<lb/>
Jngleichen wird auch die</p><lb/><p><hirendition="#aq">Luxatio oſſis genu,</hi> die <hirendition="#fr">Verrenckung des Knies,</hi>ſehr ſchwer <hirendition="#aq">curi-</hi><lb/>
ret, wenn es aus einander gewichen; und wo eine <hirendition="#aq">Fractur</hi> zugleich mit ein-<lb/>
laufft, ſo werden die Patienten hinckend.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Luxatio vertebrarum dorſi,</hi> die <hirendition="#fr">Verrenckung der Ruͤckgrads-<lb/>
Wuͤrbel,</hi> wird alſo eingeſetzet, daß der <hirendition="#aq">Chirurgus,</hi> wenn der Leib gnug-<lb/>ſam ausgeſtrecket iſt, mit ſeinen Haͤnden das Gelenck hinein ruͤcke: ſo es<lb/>
aber auf ſolche Weiſe nicht geſchehen kan, ſo muͤſſen zwey Stecken eines Fin-<lb/>
gers dicke genommen, und ſelbe mit Leinwand gleichfalls ſo dicke, mehr oder<lb/>
weniger umwunden werden. Dieſe Stecken legt man auf beyde Seiten<lb/>
des ausgewichenen Wirbel-Beins, und druͤcket allein darauf, dieſelben in<lb/>ſeine <hirendition="#aq">articularem Apophyſin</hi> zu bringen; denn auf die <hirendition="#aq">Apophyſin</hi>ſelbſt,<lb/>
welche in der Mitten iſt, darff man nicht druͤcken, ſie moͤchte ſonſten zerbrechen.<lb/>
Bevor aber dieſe Einrichtung geſchiehet, muß man den <hirendition="#aq">Incommodit</hi>aͤten,<lb/>
die dabey ſind, erſtlich entgegen gehen, dahero dienen aus <hirendition="#aq">Reſolventibus</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Nerv. Fomenta</hi> und <hirendition="#aq">Linimenta,</hi> dergleichen ſind <hirendition="#aq">Sacculi</hi> aus <hirendition="#aq">flor. Anthos,<lb/>
Chamomill. Sambuc. Roſar. herb. Alth. Majoran. Rut. Verbaſc. ſem.<lb/>
Lini &c.</hi> in Milch gekochet, und warm auf den <hirendition="#aq">lædi</hi>rten Ort zu legen, hier-<lb/>
zwiſchen werden auch dienliche <hirendition="#aq">Linimenta</hi> gebrauchet, z. E.</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">℞ olei Chamomill.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">Lumbricor. ana ℥j.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">Salviæ ℥ß.</hi></item></list><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Axung.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[527/0539]
LU
ſpirit. Vini q. ſ.
f. Emplaſtr.
Es darff der Patient den Mund nicht aufthun, noch etwas hartes eſſen,
oder er muß hungern, bis daß der Schmertz weg iſt; wolte er aber etwas
zu ſich nehmen, muß es nur duͤnne Speiſe ſeyn.
Luxatio oſſis coccygis, die Verrenckung des Steiß-Beins, ge-
ſchiehet einwaͤrts, wenn man gewaltig auf ſelbiges faͤllt, oder wenn man ſich
im ſitzen dran ſtoͤſt, oder mit einem harten Schlag darauf getroffen wird.
Dieſes einzuſetzen, muß man den Finger in das Inteſtinum rectum hinein
ſtecken, daß man das luxirte Bein erreichen kan, und mit der andern Hand
muß das auswendige gleich gehalten und eingeſetzet werden.
Luxatio oſſis femoris, die Verrenckung des Huͤfft-Beins, wird
ſehr ſchwer curiret, ſo, daß es feſt bleibet, weil dieſes Bein mit ſeiner Pfanne,
vermoͤge eines ſtarcken Ligamenti, vereiniget wird; iſt es aber gebrochen,
ſo iſt die Ergaͤntzung der Faſern unmoͤglich, und die Patienten werden lahm.
Jngleichen wird auch die
Luxatio oſſis genu, die Verrenckung des Knies, ſehr ſchwer curi-
ret, wenn es aus einander gewichen; und wo eine Fractur zugleich mit ein-
laufft, ſo werden die Patienten hinckend.
Luxatio vertebrarum dorſi, die Verrenckung der Ruͤckgrads-
Wuͤrbel, wird alſo eingeſetzet, daß der Chirurgus, wenn der Leib gnug-
ſam ausgeſtrecket iſt, mit ſeinen Haͤnden das Gelenck hinein ruͤcke: ſo es
aber auf ſolche Weiſe nicht geſchehen kan, ſo muͤſſen zwey Stecken eines Fin-
gers dicke genommen, und ſelbe mit Leinwand gleichfalls ſo dicke, mehr oder
weniger umwunden werden. Dieſe Stecken legt man auf beyde Seiten
des ausgewichenen Wirbel-Beins, und druͤcket allein darauf, dieſelben in
ſeine articularem Apophyſin zu bringen; denn auf die Apophyſin ſelbſt,
welche in der Mitten iſt, darff man nicht druͤcken, ſie moͤchte ſonſten zerbrechen.
Bevor aber dieſe Einrichtung geſchiehet, muß man den Incommoditaͤten,
die dabey ſind, erſtlich entgegen gehen, dahero dienen aus Reſolventibus und
Nerv. Fomenta und Linimenta, dergleichen ſind Sacculi aus flor. Anthos,
Chamomill. Sambuc. Roſar. herb. Alth. Majoran. Rut. Verbaſc. ſem.
Lini &c. in Milch gekochet, und warm auf den lædirten Ort zu legen, hier-
zwiſchen werden auch dienliche Linimenta gebrauchet, z. E.
℞ olei Chamomill.
Lumbricor. ana ℥j.
Salviæ ℥ß.
Axung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/539>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.