Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

CI
stillat. abziehet, und das übrige sublimiret: insgemein sublimiren sie von
der Mixtur xxv. Lb. auf einmal, und wenn solches geschehen, wiederum so
viel, bis das Gefäs voll ist. Er muß von schöner hoher Farbe und
schönen Streiffen seyn.

Cinnabaris nativa, der natürliche oder Berg-Zinnober, ist eine
Art von Qvecksilber-Ertz, und bestehet aus einem rothen, schweren und
gläntzenden Stein, welcher gleichsam von der Natur selbsten aus den
Mercurialischen und schweflichten Dünsten, welche durch des unterirdi-
sche Feuer sublimiret sind, mit dem Stein-Saamen zusammengesetzet
und gezeuget worden: findet sich häuffig in Spanien, wie auch an ver-
schiedenen Orten in Franckreich, Teutschland und Ungarn. Man fin-
det bey den Materialisten verschiedene Sorten, entweder steinicht oder pur
in Körnern, welcher letztere so schlechterdinges gestossen und gerieben
werden kan, da der erste viel Reinigung bedarff. Der beste ist der veri-
table
Spanische Berg-Zinnober, welcher hoch an der Farbe und schön
gläntzend ist, auch nicht zu viel steinichtes hat: statt dieses kan man auch
einen saubern, und absonderlich den Ungarischen nehmen, so eine Gold-
artige Natur hat.

Cinnamomum, Cassia cinnamomea und Canella, der Zimmet,
bestehet aus einer dünnen, von seiner äussern Schale gesauberten, und in
lange Röhren zusammen gerolleten Rinde, so gelb-röthlich ist, und einen
scharff-beissenden, süßlichten und aromatischen Geruch hat: wird aus
Ost-Jndien, absonderlich aus der Jnsul Ceylon über Holland ins Reich
und andere Länder gebracht. Der Baum dieser Rinde wird von Her-
manno
für ein besonder Baum-Geschlecht gehalten: der Stamm hat
eines Linden-Baums Dicke und Grösse, breite, grosse und immer-grü-
nende Blätter, wie Citronen-Blätter; es taugen nur junge, als 3. a
4 jährige Bäume zum Zimmet; die Einsammlung und Abschälung der
Rinde geschiehet des Jahres zweymal, als im Februario und Augusto,
zu welcher Zeit eine gewisse Feuchtigkeit zwischen dem Stamm und der
Schale zu finden, und also beyde desto leichter zu separiren sind. Die
Probe des Zimmets ist, wenn die Rinde dünn und zart, auf der Zunge
sehr scharff, doch mit einer anhaltenden Süßigkeit vermischet ist, einen
guten Geruch und hoch-rothe Farbe hat. Der Zimmet erquicket die Le-
bens-Geister, stärcket den Magen, Mutter und andere Glieder, wird de-
rowegen in Ohnmachten, Hertz-Klopffen, Magen-Weh und Bangigkeit,
vornemlich aber wider alle Mutter-Beschwerungen und Schwachheiten

der

CI
ſtillat. abziehet, und das uͤbrige ſublimiret: insgemein ſublimiren ſie von
der Mixtur xxv. ℔. auf einmal, und wenn ſolches geſchehen, wiederum ſo
viel, bis das Gefaͤs voll iſt. Er muß von ſchoͤner hoher Farbe und
ſchoͤnen Streiffen ſeyn.

Cinnabaris nativa, der natuͤrliche oder Berg-Zinnober, iſt eine
Art von Qveckſilber-Ertz, und beſtehet aus einem rothen, ſchweren und
glaͤntzenden Stein, welcher gleichſam von der Natur ſelbſten aus den
Mercurialiſchen und ſchweflichten Duͤnſten, welche durch des unterirdi-
ſche Feuer ſublimiret ſind, mit dem Stein-Saamen zuſammengeſetzet
und gezeuget worden: findet ſich haͤuffig in Spanien, wie auch an ver-
ſchiedenen Orten in Franckreich, Teutſchland und Ungarn. Man fin-
det bey den Materialiſten verſchiedene Sorten, entweder ſteinicht oder pur
in Koͤrnern, welcher letztere ſo ſchlechterdinges geſtoſſen und gerieben
werden kan, da der erſte viel Reinigung bedarff. Der beſte iſt der veri-
table
Spaniſche Berg-Zinnober, welcher hoch an der Farbe und ſchoͤn
glaͤntzend iſt, auch nicht zu viel ſteinichtes hat: ſtatt dieſes kan man auch
einen ſaubern, und abſonderlich den Ungariſchen nehmen, ſo eine Gold-
artige Natur hat.

Cinnamomum, Caſſia cinnamomea und Canella, der Zimmet,
beſtehet aus einer duͤnnen, von ſeiner aͤuſſern Schale geſauberten, und in
lange Roͤhren zuſammen gerolleten Rinde, ſo gelb-roͤthlich iſt, und einen
ſcharff-beiſſenden, ſuͤßlichten und aromatiſchen Geruch hat: wird aus
Oſt-Jndien, abſonderlich aus der Jnſul Ceylon uͤber Holland ins Reich
und andere Laͤnder gebracht. Der Baum dieſer Rinde wird von Her-
manno
fuͤr ein beſonder Baum-Geſchlecht gehalten: der Stamm hat
eines Linden-Baums Dicke und Groͤſſe, breite, groſſe und immer-gruͤ-
nende Blaͤtter, wie Citronen-Blaͤtter; es taugen nur junge, als 3. à
4 jaͤhrige Baͤume zum Zimmet; die Einſammlung und Abſchaͤlung der
Rinde geſchiehet des Jahres zweymal, als im Februario und Auguſto,
zu welcher Zeit eine gewiſſe Feuchtigkeit zwiſchen dem Stamm und der
Schale zu finden, und alſo beyde deſto leichter zu ſepariren ſind. Die
Probe des Zimmets iſt, wenn die Rinde duͤnn und zart, auf der Zunge
ſehr ſcharff, doch mit einer anhaltenden Suͤßigkeit vermiſchet iſt, einen
guten Geruch und hoch-rothe Farbe hat. Der Zimmet erquicket die Le-
bens-Geiſter, ſtaͤrcket den Magen, Mutter und andere Glieder, wird de-
rowegen in Ohnmachten, Hertz-Klopffen, Magen-Weh und Bangigkeit,
vornemlich aber wider alle Mutter-Beſchwerungen und Schwachheiten

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0220" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">CI</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;tillat.</hi> abziehet, und das u&#x0364;brige <hi rendition="#aq">&#x017F;ublimi</hi>ret: insgemein <hi rendition="#aq">&#x017F;ublimi</hi>ren &#x017F;ie von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Mixtur xxv. &#x2114;.</hi> auf einmal, und wenn &#x017F;olches ge&#x017F;chehen, wiederum &#x017F;o<lb/>
viel, bis das Gefa&#x0364;s voll i&#x017F;t. Er muß von &#x017F;cho&#x0364;ner hoher Farbe und<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Streiffen &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cinnabaris nativa,</hi> der <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rliche oder Berg-Zinnober,</hi> i&#x017F;t eine<lb/>
Art von Qveck&#x017F;ilber-Ertz, und be&#x017F;tehet aus einem rothen, &#x017F;chweren und<lb/>
gla&#x0364;ntzenden Stein, welcher gleich&#x017F;am von der Natur &#x017F;elb&#x017F;ten aus den<lb/><hi rendition="#aq">Mercuriali</hi>&#x017F;chen und &#x017F;chweflichten Du&#x0364;n&#x017F;ten, welche durch des unterirdi-<lb/>
&#x017F;che Feuer <hi rendition="#aq">&#x017F;ublimi</hi>ret &#x017F;ind, mit dem Stein-Saamen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzet<lb/>
und gezeuget worden: findet &#x017F;ich ha&#x0364;uffig in Spanien, wie auch an ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Orten in Franckreich, Teut&#x017F;chland und Ungarn. Man fin-<lb/>
det bey den <hi rendition="#aq">Materiali&#x017F;t</hi>en ver&#x017F;chiedene Sorten, entweder &#x017F;teinicht oder pur<lb/>
in Ko&#x0364;rnern, welcher letztere &#x017F;o &#x017F;chlechterdinges ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und gerieben<lb/>
werden kan, da der er&#x017F;te viel Reinigung bedarff. Der be&#x017F;te i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">veri-<lb/>
table</hi> Spani&#x017F;che Berg-Zinnober, welcher hoch an der Farbe und &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
gla&#x0364;ntzend i&#x017F;t, auch nicht zu viel &#x017F;teinichtes hat: &#x017F;tatt die&#x017F;es kan man auch<lb/>
einen &#x017F;aubern, und ab&#x017F;onderlich den Ungari&#x017F;chen nehmen, &#x017F;o eine Gold-<lb/>
artige Natur hat.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cinnamomum, Ca&#x017F;&#x017F;ia cinnamomea</hi> und <hi rendition="#aq">Canella,</hi> der <hi rendition="#fr">Zimmet,</hi><lb/>
be&#x017F;tehet aus einer du&#x0364;nnen, von &#x017F;einer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Schale ge&#x017F;auberten, und in<lb/>
lange Ro&#x0364;hren zu&#x017F;ammen gerolleten Rinde, &#x017F;o gelb-ro&#x0364;thlich i&#x017F;t, und einen<lb/>
&#x017F;charff-bei&#x017F;&#x017F;enden, &#x017F;u&#x0364;ßlichten und <hi rendition="#aq">aromati</hi>&#x017F;chen Geruch hat: wird aus<lb/>
O&#x017F;t-Jndien, ab&#x017F;onderlich aus der Jn&#x017F;ul Ceylon u&#x0364;ber Holland ins Reich<lb/>
und andere La&#x0364;nder gebracht. Der Baum die&#x017F;er Rinde wird von <hi rendition="#aq">Her-<lb/>
manno</hi> fu&#x0364;r ein be&#x017F;onder Baum-Ge&#x017F;chlecht gehalten: der Stamm hat<lb/>
eines Linden-Baums Dicke und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, breite, gro&#x017F;&#x017F;e und immer-gru&#x0364;-<lb/>
nende Bla&#x0364;tter, wie Citronen-Bla&#x0364;tter; es taugen nur junge, als 3. <hi rendition="#aq">à</hi><lb/>
4 ja&#x0364;hrige Ba&#x0364;ume zum Zimmet; die Ein&#x017F;ammlung und Ab&#x017F;cha&#x0364;lung der<lb/>
Rinde ge&#x017F;chiehet des Jahres zweymal, als im <hi rendition="#aq">Februario</hi> und <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;to,</hi><lb/>
zu welcher Zeit eine gewi&#x017F;&#x017F;e Feuchtigkeit zwi&#x017F;chen dem Stamm und der<lb/>
Schale zu finden, und al&#x017F;o beyde de&#x017F;to leichter zu <hi rendition="#aq">&#x017F;epari</hi>ren &#x017F;ind. Die<lb/>
Probe des Zimmets i&#x017F;t, wenn die Rinde du&#x0364;nn und zart, auf der Zunge<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;charff, doch mit einer anhaltenden Su&#x0364;ßigkeit vermi&#x017F;chet i&#x017F;t, einen<lb/>
guten Geruch und hoch-rothe Farbe hat. Der Zimmet erquicket die Le-<lb/>
bens-Gei&#x017F;ter, &#x017F;ta&#x0364;rcket den Magen, Mutter und andere Glieder, wird de-<lb/>
rowegen in Ohnmachten, Hertz-Klopffen, Magen-Weh und Bangigkeit,<lb/>
vornemlich aber wider alle Mutter-Be&#x017F;chwerungen und Schwachheiten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0220] CI ſtillat. abziehet, und das uͤbrige ſublimiret: insgemein ſublimiren ſie von der Mixtur xxv. ℔. auf einmal, und wenn ſolches geſchehen, wiederum ſo viel, bis das Gefaͤs voll iſt. Er muß von ſchoͤner hoher Farbe und ſchoͤnen Streiffen ſeyn. Cinnabaris nativa, der natuͤrliche oder Berg-Zinnober, iſt eine Art von Qveckſilber-Ertz, und beſtehet aus einem rothen, ſchweren und glaͤntzenden Stein, welcher gleichſam von der Natur ſelbſten aus den Mercurialiſchen und ſchweflichten Duͤnſten, welche durch des unterirdi- ſche Feuer ſublimiret ſind, mit dem Stein-Saamen zuſammengeſetzet und gezeuget worden: findet ſich haͤuffig in Spanien, wie auch an ver- ſchiedenen Orten in Franckreich, Teutſchland und Ungarn. Man fin- det bey den Materialiſten verſchiedene Sorten, entweder ſteinicht oder pur in Koͤrnern, welcher letztere ſo ſchlechterdinges geſtoſſen und gerieben werden kan, da der erſte viel Reinigung bedarff. Der beſte iſt der veri- table Spaniſche Berg-Zinnober, welcher hoch an der Farbe und ſchoͤn glaͤntzend iſt, auch nicht zu viel ſteinichtes hat: ſtatt dieſes kan man auch einen ſaubern, und abſonderlich den Ungariſchen nehmen, ſo eine Gold- artige Natur hat. Cinnamomum, Caſſia cinnamomea und Canella, der Zimmet, beſtehet aus einer duͤnnen, von ſeiner aͤuſſern Schale geſauberten, und in lange Roͤhren zuſammen gerolleten Rinde, ſo gelb-roͤthlich iſt, und einen ſcharff-beiſſenden, ſuͤßlichten und aromatiſchen Geruch hat: wird aus Oſt-Jndien, abſonderlich aus der Jnſul Ceylon uͤber Holland ins Reich und andere Laͤnder gebracht. Der Baum dieſer Rinde wird von Her- manno fuͤr ein beſonder Baum-Geſchlecht gehalten: der Stamm hat eines Linden-Baums Dicke und Groͤſſe, breite, groſſe und immer-gruͤ- nende Blaͤtter, wie Citronen-Blaͤtter; es taugen nur junge, als 3. à 4 jaͤhrige Baͤume zum Zimmet; die Einſammlung und Abſchaͤlung der Rinde geſchiehet des Jahres zweymal, als im Februario und Auguſto, zu welcher Zeit eine gewiſſe Feuchtigkeit zwiſchen dem Stamm und der Schale zu finden, und alſo beyde deſto leichter zu ſepariren ſind. Die Probe des Zimmets iſt, wenn die Rinde duͤnn und zart, auf der Zunge ſehr ſcharff, doch mit einer anhaltenden Suͤßigkeit vermiſchet iſt, einen guten Geruch und hoch-rothe Farbe hat. Der Zimmet erquicket die Le- bens-Geiſter, ſtaͤrcket den Magen, Mutter und andere Glieder, wird de- rowegen in Ohnmachten, Hertz-Klopffen, Magen-Weh und Bangigkeit, vornemlich aber wider alle Mutter-Beſchwerungen und Schwachheiten der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/220
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/220>, abgerufen am 22.11.2024.