Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

CI
wird allda insgemein verstanden, wenn man des Salis alkali schlechter-
dings gedencket. Und ob man schon aus allen Kräutern ein dergleichen
lixiviöses Saltz auslaugen kan, so werden sie doch insgemein von dem
Kraut, davon sie herrühren, benamet, als Sal Absinthii, Centaurii, &c.
wiewol gewiß, daß unter allen solchen sixen und urinösischen Saltzen die
Cineres clavellati und das Sal ri den Vorzug haben, auch viel besser
und wohlfeiler zu haben sind. Sonsten werden sie von den Waid- und
andern Färbern, Seiffensiedern und Glaßmachern häuffig gebrauchet und
verthan.

Cinis infectorius, Waid-Asche, ist nichts anders als calcinirte
Wein-Hefen, hat diesen Namen, weil sich die Waid-Färber derselben
sehr bedienen: wird aus Franckreich etc. in grossen Fässern und Einschlä-
gen gebracht. Sie muß in schönen Stücken und Steinen, auch frisch ge-
machet seyn, eine grünlicht-weisse Farbe und einen faltzicht-bittern Ge-
schmack haben; sie muß auch aus guten trocknen Wein-Hefen zubereitet
seyn. Wird von den Färbern und Seiffensiedern gebrauchet. Jn der
Medicin wird sie nicht geführet, ausser daß man daraus ein Saltz, und
aus diesem ein Ol. per deliquium machen kan, welche dem ri und
p. deliq. an Kräfften gleich kommen, doch etwas stärcker und cor-
rosiv
er sind: weßwegen dann mit Zusatz des lebendigen Kalcks, der La-
pis infernalis
oder Etz-Stein zu Setzung der Fontanellen, daraus gema-
chet werden kan.

Cineres Jovis, Zinn-Asche, Zinn-Kalck, ist ein calcinirtes Zinn,
bestehend aus einem graulichten Pulver, woraus, wenn man es so lange
calciniret, bis es gantz weiß worden ist, ein Pulver wird, welches eini-
ge Cerussani Jovis nennen, ist nichts anders, als der Frantzosen Blanc
d' Espagne,
oder Spanische Weisse, welches zum Schmincken mißbrau-
chet wird.

Cinnabaris, Zinnober, ist zweyerley, der gemachte und na-
türliche.

Cinnabaris factitia, der gemachte Zinnober, wird durch die Kunst
aus dem Quecksilber und Schwefel gemacht, wenn nemlich zwey Theil
wohlgereinigten Qvecksilbers in ein Theil schönes compacten gelben
Schwefels, welcher in einem Topff geschmoltzen, incorporirt und grada-
tim sublimi
ret wird: oder, wenn man den ium zuvor in Scheide- sol-
vi
ret, und mit dem vermischet, hernach das Scheide-Wasser per de-

stillat.

CI
wird allda insgemein verſtanden, wenn man des Salis alkali ſchlechter-
dings gedencket. Und ob man ſchon aus allen Kraͤutern ein dergleichen
lixivioͤſes Saltz auslaugen kan, ſo werden ſie doch insgemein von dem
Kraut, davon ſie herruͤhren, benamet, als Sal Abſinthii, Centaurii, &c.
wiewol gewiß, daß unter allen ſolchen ſixen und urinoͤſiſchen Saltzen die
Cineres clavellati und das Sal 🜿ri den Vorzug haben, auch viel beſſer
und wohlfeiler zu haben ſind. Sonſten werden ſie von den Waid- und
andern Faͤrbern, Seiffenſiedern und Glaßmachern haͤuffig gebrauchet und
verthan.

Cinis infectorius, Waid-Aſche, iſt nichts anders als calcinirte
Wein-Hefen, hat dieſen Namen, weil ſich die Waid-Faͤrber derſelben
ſehr bedienen: wird aus Franckreich ꝛc. in groſſen Faͤſſern und Einſchlaͤ-
gen gebracht. Sie muß in ſchoͤnen Stuͤcken und Steinen, auch friſch ge-
machet ſeyn, eine gruͤnlicht-weiſſe Farbe und einen faltzicht-bittern Ge-
ſchmack haben; ſie muß auch aus guten trocknen Wein-Hefen zubereitet
ſeyn. Wird von den Faͤrbern und Seiffenſiedern gebrauchet. Jn der
Medicin wird ſie nicht gefuͤhret, auſſer daß man daraus ein Saltz, und
aus dieſem ein Ol. per deliquium machen kan, welche dem 🜔🜿ri und
🝆🜿 p. deliq. an Kraͤfften gleich kommen, doch etwas ſtaͤrcker und cor-
roſiv
er ſind: weßwegen dann mit Zuſatz des lebendigen Kalcks, der La-
pis infernalis
oder Etz-Stein zu Setzung der Fontanellen, daraus gema-
chet werden kan.

Cineres Jovis, Zinn-Aſche, Zinn-Kalck, iſt ein calcinirtes Zinn,
beſtehend aus einem graulichten Pulver, woraus, wenn man es ſo lange
calciniret, bis es gantz weiß worden iſt, ein Pulver wird, welches eini-
ge Ceruſſani Jovis nennen, iſt nichts anders, als der Frantzoſen Blanc
d’ Eſpagne,
oder Spaniſche Weiſſe, welches zum Schmincken mißbrau-
chet wird.

Cinnabaris, Zinnober, iſt zweyerley, der gemachte und na-
tuͤrliche.

Cinnabaris factitia, der gemachte Zinnober, wird durch die Kunſt
aus dem Queckſilber und Schwefel gemacht, wenn nemlich zwey Theil
wohlgereinigten Qveckſilbers in ein Theil ſchoͤnes compacten gelben
Schwefels, welcher in einem Topff geſchmoltzen, incorporirt und grada-
tim ſublimi
ret wird: oder, wenn man den ☿ium zuvor in Scheide-🜄 ſol-
vi
ret, und mit dem 🜍 vermiſchet, hernach das Scheide-Waſſer per de-

ſtillat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">CI</hi></hi></hi></fw><lb/>
wird allda insgemein ver&#x017F;tanden, wenn man des <hi rendition="#aq">Salis alkali</hi> &#x017F;chlechter-<lb/>
dings gedencket. Und ob man &#x017F;chon aus allen Kra&#x0364;utern ein dergleichen<lb/><hi rendition="#aq">lixivi</hi>o&#x0364;&#x017F;es Saltz auslaugen kan, &#x017F;o werden &#x017F;ie doch insgemein von dem<lb/>
Kraut, davon &#x017F;ie herru&#x0364;hren, benamet, als <hi rendition="#aq">Sal Ab&#x017F;inthii, Centaurii, &amp;c.</hi><lb/>
wiewol gewiß, daß unter allen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">&#x017F;ix</hi>en und <hi rendition="#aq">urin</hi>o&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Saltzen die<lb/><hi rendition="#aq">Cineres clavellati</hi> und das <hi rendition="#aq">Sal &#x1F73F;ri</hi> den Vorzug haben, auch viel be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und wohlfeiler zu haben &#x017F;ind. Son&#x017F;ten werden &#x017F;ie von den Waid- und<lb/>
andern Fa&#x0364;rbern, Seiffen&#x017F;iedern und Glaßmachern ha&#x0364;uffig gebrauchet und<lb/>
verthan.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cinis infectorius,</hi><hi rendition="#fr">Waid-A&#x017F;che,</hi> i&#x017F;t nichts anders als <hi rendition="#aq">calcini</hi>rte<lb/>
Wein-Hefen, hat die&#x017F;en Namen, weil &#x017F;ich die Waid-Fa&#x0364;rber der&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;ehr bedienen: wird aus Franckreich &#xA75B;c. in gro&#x017F;&#x017F;en Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und Ein&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
gen gebracht. Sie muß in &#x017F;cho&#x0364;nen Stu&#x0364;cken und Steinen, auch fri&#x017F;ch ge-<lb/>
machet &#x017F;eyn, eine gru&#x0364;nlicht-wei&#x017F;&#x017F;e Farbe und einen faltzicht-bittern Ge-<lb/>
&#x017F;chmack haben; &#x017F;ie muß auch aus guten trocknen Wein-Hefen zubereitet<lb/>
&#x017F;eyn. Wird von den Fa&#x0364;rbern und Seiffen&#x017F;iedern gebrauchet. Jn der<lb/><hi rendition="#aq">Medicin</hi> wird &#x017F;ie nicht gefu&#x0364;hret, au&#x017F;&#x017F;er daß man daraus ein Saltz, und<lb/>
aus die&#x017F;em ein <hi rendition="#aq">Ol. per deliquium</hi> machen kan, welche dem <hi rendition="#aq">&#x1F714;&#x1F73F;ri</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">&#x1F746;&#x1F73F; p. deliq.</hi> an Kra&#x0364;fften gleich kommen, doch etwas &#x017F;ta&#x0364;rcker und <hi rendition="#aq">cor-<lb/>
ro&#x017F;iv</hi>er &#x017F;ind: weßwegen dann mit Zu&#x017F;atz des lebendigen Kalcks, der <hi rendition="#aq">La-<lb/>
pis infernalis</hi> oder Etz-Stein zu Setzung der Fontanellen, daraus gema-<lb/>
chet werden kan.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cineres Jovis,</hi><hi rendition="#fr">Zinn-A&#x017F;che, Zinn-Kalck,</hi> i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">calcini</hi>rtes Zinn,<lb/>
be&#x017F;tehend aus einem graulichten Pulver, woraus, wenn man es &#x017F;o lange<lb/><hi rendition="#aq">calcini</hi>ret, bis es gantz weiß worden i&#x017F;t, ein Pulver wird, welches eini-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">Ceru&#x017F;&#x017F;ani Jovis</hi> nennen, i&#x017F;t nichts anders, als der Frantzo&#x017F;en <hi rendition="#aq">Blanc<lb/>
d&#x2019; E&#x017F;pagne,</hi> oder Spani&#x017F;che Wei&#x017F;&#x017F;e, welches zum Schmincken mißbrau-<lb/>
chet wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cinnabaris,</hi><hi rendition="#fr">Zinnober,</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#fr">zweyerley,</hi> der <hi rendition="#fr">gemachte</hi> und <hi rendition="#fr">na-<lb/>
tu&#x0364;rliche.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cinnabaris factitia,</hi> der <hi rendition="#fr">gemachte Zinnober,</hi> wird durch die Kun&#x017F;t<lb/>
aus dem Queck&#x017F;ilber und Schwefel gemacht, wenn nemlich zwey Theil<lb/>
wohlgereinigten Qveck&#x017F;ilbers in ein Theil &#x017F;cho&#x0364;nes <hi rendition="#aq">compact</hi>en gelben<lb/>
Schwefels, welcher in einem Topff ge&#x017F;chmoltzen, <hi rendition="#aq">incorpori</hi>rt und <hi rendition="#aq">grada-<lb/>
tim &#x017F;ublimi</hi>ret wird: oder, wenn man den <hi rendition="#aq">&#x263F;ium</hi> zuvor in Scheide-<hi rendition="#aq">&#x1F704; &#x017F;ol-<lb/>
vi</hi>ret, und mit dem &#x1F70D; vermi&#x017F;chet, hernach das Scheide-Wa&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">per de-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;tillat.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0219] CI wird allda insgemein verſtanden, wenn man des Salis alkali ſchlechter- dings gedencket. Und ob man ſchon aus allen Kraͤutern ein dergleichen lixivioͤſes Saltz auslaugen kan, ſo werden ſie doch insgemein von dem Kraut, davon ſie herruͤhren, benamet, als Sal Abſinthii, Centaurii, &c. wiewol gewiß, daß unter allen ſolchen ſixen und urinoͤſiſchen Saltzen die Cineres clavellati und das Sal 🜿ri den Vorzug haben, auch viel beſſer und wohlfeiler zu haben ſind. Sonſten werden ſie von den Waid- und andern Faͤrbern, Seiffenſiedern und Glaßmachern haͤuffig gebrauchet und verthan. Cinis infectorius, Waid-Aſche, iſt nichts anders als calcinirte Wein-Hefen, hat dieſen Namen, weil ſich die Waid-Faͤrber derſelben ſehr bedienen: wird aus Franckreich ꝛc. in groſſen Faͤſſern und Einſchlaͤ- gen gebracht. Sie muß in ſchoͤnen Stuͤcken und Steinen, auch friſch ge- machet ſeyn, eine gruͤnlicht-weiſſe Farbe und einen faltzicht-bittern Ge- ſchmack haben; ſie muß auch aus guten trocknen Wein-Hefen zubereitet ſeyn. Wird von den Faͤrbern und Seiffenſiedern gebrauchet. Jn der Medicin wird ſie nicht gefuͤhret, auſſer daß man daraus ein Saltz, und aus dieſem ein Ol. per deliquium machen kan, welche dem 🜔🜿ri und 🝆🜿 p. deliq. an Kraͤfften gleich kommen, doch etwas ſtaͤrcker und cor- roſiver ſind: weßwegen dann mit Zuſatz des lebendigen Kalcks, der La- pis infernalis oder Etz-Stein zu Setzung der Fontanellen, daraus gema- chet werden kan. Cineres Jovis, Zinn-Aſche, Zinn-Kalck, iſt ein calcinirtes Zinn, beſtehend aus einem graulichten Pulver, woraus, wenn man es ſo lange calciniret, bis es gantz weiß worden iſt, ein Pulver wird, welches eini- ge Ceruſſani Jovis nennen, iſt nichts anders, als der Frantzoſen Blanc d’ Eſpagne, oder Spaniſche Weiſſe, welches zum Schmincken mißbrau- chet wird. Cinnabaris, Zinnober, iſt zweyerley, der gemachte und na- tuͤrliche. Cinnabaris factitia, der gemachte Zinnober, wird durch die Kunſt aus dem Queckſilber und Schwefel gemacht, wenn nemlich zwey Theil wohlgereinigten Qveckſilbers in ein Theil ſchoͤnes compacten gelben Schwefels, welcher in einem Topff geſchmoltzen, incorporirt und grada- tim ſublimiret wird: oder, wenn man den ☿ium zuvor in Scheide-🜄 ſol- viret, und mit dem 🜍 vermiſchet, hernach das Scheide-Waſſer per de- ſtillat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/219
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/219>, abgerufen am 22.11.2024.