Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

CH CI
oder Alchymistische Kunst nach den Arabern genannt, welche, wenn sie
etwas vortreffliches anzeigen wollen, das Wörtlein Al hinzu thun, und
das heisset bey ihnen so viel als GOtt, oder groß: andere haben sie auch
Alchamistische Kunst genennet, um hierdurch anzuzeigen, daß Cham nach
der Sündfluth alle Künste und Wissenschafften aufs neue wieder erfun-
den und hervorgebracht habe. Man nennet sie auch die Spagyrische
Kunst, dadurch die edelste Arbeit derselben, nemlich die Scheidung und
Zusammensetzung, verstanden wird. Weil man auch derselben Opera-
tiones
ohne äusserliches nicht verrichten kan, also giebt man ihr auch den
Namen der Pyrotechnischen Kunst: wenn man sie die hermetische Kunst
nennet, so bezeuget man dadurch ihre Antiquität und hohes Alter: und
endlich, wenn sie die Destillir-Kunst genannt wird, erkläret man die gemei-
nesten Operationes derselben.

Chymus, wiewol dieses nichts anders heist und ist, als ein dick ein-
gekochter Safft oder Mus, und in dieser Bedeutung zwischen Chymus
und Chylus kein Unterscheid ist; so wollen dennoch einige von den
Neuen einen Unterscheid machen, und heissen es das Vermögen zu
schmecken oder den Geschmack, welcher in den Pflantzen und Thieren
ist, Chylum aber nennen sie das dicke Mus, worinnen der Geschmack ist.
Lindenius will, daß Chymus das beste Theil des Chyli sey.

Cicatrix, eine Narbe, ist eigentlich die Haut auf den geheileten
Geschwüren oder Wunden, welche von Natur, durch Hülffe der Medica-
ment
en wieder gewachsen. Narben praesentiren sich offt in der Haut
von grossen tieffen Wunden, wenn sie gemeiselt und nicht recht zusam-
men gezogen worden, von Hefften und übermäßigen Fleisch wachsen, item
wo kein Fleisch wachsen und der Schade nicht hauten will. Cicatrix
oculi
heist auch Albugo; wiewol auch dieses für die Geschwär selbsten
genommen wird; besser ist es, wenn man es für die Leffzen der Wunden
oder Geschwür nimmt. Paracelsus gebraucht das Wort Cicatrix für die
Fehler der Haut, als Morphea, Sirones &c.

Cicatrizans, Cicatrizantia, siehe Epulotica.

Cicer, Kichern, Zieser-Erbsen, werden in Gärten und auf den
Aeckern gebauet; erweichen, lindern, saubern, zertheilen, treiben den ,
brechen den Stein, reitzen zum Venus-Werck: das Mehl daraus ist gut
in Umschlägen für Schlangen-Biß, Krebs, fressende Schäden, Grind und
Rauden.

Cicho-

CH CI
oder Alchymiſtiſche Kunſt nach den Arabern genannt, welche, wenn ſie
etwas vortreffliches anzeigen wollen, das Woͤrtlein Al hinzu thun, und
das heiſſet bey ihnen ſo viel als GOtt, oder groß: andere haben ſie auch
Alchamiſtiſche Kunſt genennet, um hierdurch anzuzeigen, daß Cham nach
der Suͤndfluth alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften aufs neue wieder erfun-
den und hervorgebracht habe. Man nennet ſie auch die Spagyriſche
Kunſt, dadurch die edelſte Arbeit derſelben, nemlich die Scheidung und
Zuſammenſetzung, verſtanden wird. Weil man auch derſelben Opera-
tiones
ohne aͤuſſerliches 🜂 nicht verrichten kan, alſo giebt man ihr auch den
Namen der Pyrotechniſchen Kunſt: wenn man ſie die hermetiſche Kunſt
nennet, ſo bezeuget man dadurch ihre Antiquitaͤt und hohes Alter: und
endlich, wenn ſie die Deſtillir-Kunſt genannt wird, erklaͤret man die gemei-
neſten Operationes derſelben.

Chymus, wiewol dieſes nichts anders heiſt und iſt, als ein dick ein-
gekochter Safft oder Mus, und in dieſer Bedeutung zwiſchen Chymus
und Chylus kein Unterſcheid iſt; ſo wollen dennoch einige von den
Neuen einen Unterſcheid machen, und heiſſen es das Vermoͤgen zu
ſchmecken oder den Geſchmack, welcher in den Pflantzen und Thieren
iſt, Chylum aber nennen ſie das dicke Mus, worinnen der Geſchmack iſt.
Lindenius will, daß Chymus das beſte Theil des Chyli ſey.

Cicatrix, eine Narbe, iſt eigentlich die Haut auf den geheileten
Geſchwuͤren oder Wunden, welche von Natur, durch Huͤlffe der Medica-
ment
en wieder gewachſen. Narben præſentiren ſich offt in der Haut
von groſſen tieffen Wunden, wenn ſie gemeiſelt und nicht recht zuſam-
men gezogen worden, von Hefften und uͤbermaͤßigen Fleiſch wachſen, item
wo kein Fleiſch wachſen und der Schade nicht hauten will. Cicatrix
oculi
heiſt auch Albugo; wiewol auch dieſes fuͤr die Geſchwaͤr ſelbſten
genommen wird; beſſer iſt es, wenn man es fuͤr die Leffzen der Wunden
oder Geſchwuͤr nimmt. Paracelſus gebraucht das Wort Cicatrix fuͤr die
Fehler der Haut, als Morphea, Sirones &c.

Cicatrizans, Cicatrizantia, ſiehe Epulotica.

Cicer, Kichern, Zieſer-Erbſen, werden in Gaͤrten und auf den
Aeckern gebauet; erweichen, lindern, ſaubern, zertheilen, treiben den 🝕,
brechen den Stein, reitzen zum Venus-Werck: das Mehl daraus iſt gut
in Umſchlaͤgen fuͤr Schlangen-Biß, Krebs, freſſende Schaͤden, Grind und
Rauden.

Cicho-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0216" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">CH CI</hi></hi></hi></fw><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Alchymi&#x017F;ti</hi>&#x017F;che Kun&#x017F;t nach den Arabern genannt, welche, wenn &#x017F;ie<lb/>
etwas vortreffliches anzeigen wollen, das Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#aq">Al</hi> hinzu thun, und<lb/>
das hei&#x017F;&#x017F;et bey ihnen &#x017F;o viel als GOtt, oder groß: andere haben &#x017F;ie auch<lb/><hi rendition="#aq">Alchami&#x017F;ti</hi>&#x017F;che Kun&#x017F;t genennet, um hierdurch anzuzeigen, daß Cham nach<lb/>
der Su&#x0364;ndfluth alle Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften aufs neue wieder erfun-<lb/>
den und hervorgebracht habe. Man nennet &#x017F;ie auch die <hi rendition="#aq">Spagyri</hi>&#x017F;che<lb/>
Kun&#x017F;t, dadurch die edel&#x017F;te Arbeit der&#x017F;elben, nemlich die Scheidung und<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung, ver&#x017F;tanden wird. Weil man auch der&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Opera-<lb/>
tiones</hi> ohne a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches &#x1F702; nicht verrichten kan, al&#x017F;o giebt man ihr auch den<lb/>
Namen der <hi rendition="#aq">Pyrotechni</hi>&#x017F;chen Kun&#x017F;t: wenn man &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">hermeti</hi>&#x017F;che Kun&#x017F;t<lb/>
nennet, &#x017F;o bezeuget man dadurch ihre <hi rendition="#aq">Antiquit</hi>a&#x0364;t und hohes Alter: und<lb/>
endlich, wenn &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">De&#x017F;tilli</hi>r-Kun&#x017F;t genannt wird, erkla&#x0364;ret man die gemei-<lb/>
ne&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Operationes</hi> der&#x017F;elben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Chymus,</hi> wiewol die&#x017F;es nichts anders hei&#x017F;t und i&#x017F;t, als ein dick ein-<lb/>
gekochter Safft oder Mus, und in die&#x017F;er Bedeutung zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Chymus</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Chylus</hi> kein Unter&#x017F;cheid i&#x017F;t; &#x017F;o wollen dennoch einige von den<lb/>
Neuen einen Unter&#x017F;cheid machen, und hei&#x017F;&#x017F;en es das Vermo&#x0364;gen zu<lb/>
&#x017F;chmecken oder den Ge&#x017F;chmack, welcher in den Pflantzen und Thieren<lb/>
i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">Chylum</hi> aber nennen &#x017F;ie das dicke Mus, worinnen der Ge&#x017F;chmack i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq">Lindenius</hi> will, daß <hi rendition="#aq">Chymus</hi> das be&#x017F;te Theil des <hi rendition="#aq">Chyli</hi> &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cicatrix,</hi> eine <hi rendition="#fr">Narbe,</hi> i&#x017F;t eigentlich die Haut auf den geheileten<lb/>
Ge&#x017F;chwu&#x0364;ren oder Wunden, welche von Natur, durch Hu&#x0364;lffe der <hi rendition="#aq">Medica-<lb/>
ment</hi>en wieder gewach&#x017F;en. Narben <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ren &#x017F;ich offt in der Haut<lb/>
von gro&#x017F;&#x017F;en tieffen Wunden, wenn &#x017F;ie gemei&#x017F;elt und nicht recht zu&#x017F;am-<lb/>
men gezogen worden, von Hefften und u&#x0364;berma&#x0364;ßigen Flei&#x017F;ch wach&#x017F;en, <hi rendition="#aq">item</hi><lb/>
wo kein Flei&#x017F;ch wach&#x017F;en und der Schade nicht hauten will. <hi rendition="#aq">Cicatrix<lb/>
oculi</hi> hei&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">Albugo;</hi> wiewol auch die&#x017F;es fu&#x0364;r die Ge&#x017F;chwa&#x0364;r &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
genommen wird; be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t es, wenn man es fu&#x0364;r die Leffzen der Wunden<lb/>
oder Ge&#x017F;chwu&#x0364;r nimmt. <hi rendition="#aq">Paracel&#x017F;us</hi> gebraucht das Wort <hi rendition="#aq">Cicatrix</hi> fu&#x0364;r die<lb/>
Fehler der Haut, als <hi rendition="#aq">Morphea, Sirones &amp;c.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cicatrizans, Cicatrizantia,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Epulotica.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cicer,</hi><hi rendition="#fr">Kichern, Zie&#x017F;er-Erb&#x017F;en,</hi> werden in Ga&#x0364;rten und auf den<lb/>
Aeckern gebauet; erweichen, lindern, &#x017F;aubern, zertheilen, treiben den &#x1F755;,<lb/>
brechen den Stein, reitzen zum <hi rendition="#aq">Venus-</hi>Werck: das Mehl daraus i&#x017F;t gut<lb/>
in Um&#x017F;chla&#x0364;gen fu&#x0364;r Schlangen-Biß, Krebs, fre&#x017F;&#x017F;ende Scha&#x0364;den, Grind und<lb/>
Rauden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Cicho-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0216] CH CI oder Alchymiſtiſche Kunſt nach den Arabern genannt, welche, wenn ſie etwas vortreffliches anzeigen wollen, das Woͤrtlein Al hinzu thun, und das heiſſet bey ihnen ſo viel als GOtt, oder groß: andere haben ſie auch Alchamiſtiſche Kunſt genennet, um hierdurch anzuzeigen, daß Cham nach der Suͤndfluth alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften aufs neue wieder erfun- den und hervorgebracht habe. Man nennet ſie auch die Spagyriſche Kunſt, dadurch die edelſte Arbeit derſelben, nemlich die Scheidung und Zuſammenſetzung, verſtanden wird. Weil man auch derſelben Opera- tiones ohne aͤuſſerliches 🜂 nicht verrichten kan, alſo giebt man ihr auch den Namen der Pyrotechniſchen Kunſt: wenn man ſie die hermetiſche Kunſt nennet, ſo bezeuget man dadurch ihre Antiquitaͤt und hohes Alter: und endlich, wenn ſie die Deſtillir-Kunſt genannt wird, erklaͤret man die gemei- neſten Operationes derſelben. Chymus, wiewol dieſes nichts anders heiſt und iſt, als ein dick ein- gekochter Safft oder Mus, und in dieſer Bedeutung zwiſchen Chymus und Chylus kein Unterſcheid iſt; ſo wollen dennoch einige von den Neuen einen Unterſcheid machen, und heiſſen es das Vermoͤgen zu ſchmecken oder den Geſchmack, welcher in den Pflantzen und Thieren iſt, Chylum aber nennen ſie das dicke Mus, worinnen der Geſchmack iſt. Lindenius will, daß Chymus das beſte Theil des Chyli ſey. Cicatrix, eine Narbe, iſt eigentlich die Haut auf den geheileten Geſchwuͤren oder Wunden, welche von Natur, durch Huͤlffe der Medica- menten wieder gewachſen. Narben præſentiren ſich offt in der Haut von groſſen tieffen Wunden, wenn ſie gemeiſelt und nicht recht zuſam- men gezogen worden, von Hefften und uͤbermaͤßigen Fleiſch wachſen, item wo kein Fleiſch wachſen und der Schade nicht hauten will. Cicatrix oculi heiſt auch Albugo; wiewol auch dieſes fuͤr die Geſchwaͤr ſelbſten genommen wird; beſſer iſt es, wenn man es fuͤr die Leffzen der Wunden oder Geſchwuͤr nimmt. Paracelſus gebraucht das Wort Cicatrix fuͤr die Fehler der Haut, als Morphea, Sirones &c. Cicatrizans, Cicatrizantia, ſiehe Epulotica. Cicer, Kichern, Zieſer-Erbſen, werden in Gaͤrten und auf den Aeckern gebauet; erweichen, lindern, ſaubern, zertheilen, treiben den 🝕, brechen den Stein, reitzen zum Venus-Werck: das Mehl daraus iſt gut in Umſchlaͤgen fuͤr Schlangen-Biß, Krebs, freſſende Schaͤden, Grind und Rauden. Cicho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/216
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/216>, abgerufen am 25.11.2024.