dem Kummer der Erde zu entreißen. Sie läs- set edle Freunde mit Freuden sich finden, damit sie den Pfad zum beßern Leben vereinigt leichter und sichrer gehn; und trennt sie unter bittern Thränen des Abschieds, um jenen, im Wonne- genuß namenloser Himmelsfreuden, und diesen, unter dem bangen Gefühl des Kummers der Prü- fung, zu lehren: daß sie allein, die ewige Liebe des gütigsten Vaters, die höchste, weiseste, bestän- digste Freundesliebe, den Frommen nicht verlaße, wenn er einsam, von allen Freunden auf Erden sich verlohren hat. Ja, sie, die unendlich reiche Liebe unsers Gottes, sie segnet am Rande des Lebens noch den, der es werth ist, mit Ruhe im lezten Schmerz, mit Kraft und Sieg im Kampfe des Todes, mit Trost unter den Thrä- nen seiner Geliebten, mit hoffnungsvoller Aus- sicht in jene lichtvolle Gefilde jenseit des Grabes, bei dem Anbruch der undurchdringlichen Nacht, die das Auge des Sterbenden zum Todesschlum- mer schließt.
Und dennoch: was sind alle diese unzähl- bare Segnungen unsers Pilgerlebens? Nur ein Vorschmack jener hohen Seligkeiten, mit wel- chen die unendliche Liebe unsers Gottes uns
in
dem Kummer der Erde zu entreißen. Sie läſ- ſet edle Freunde mit Freuden ſich finden, damit ſie den Pfad zum beßern Leben vereinigt leichter und ſichrer gehn; und trennt ſie unter bittern Thränen des Abſchieds, um jenen, im Wonne- genuß namenloſer Himmelsfreuden, und dieſen, unter dem bangen Gefühl des Kummers der Prü- fung, zu lehren: daß ſie allein, die ewige Liebe des gütigſten Vaters, die höchſte, weiſeſte, beſtän- digſte Freundesliebe, den Frommen nicht verlaße, wenn er einſam, von allen Freunden auf Erden ſich verlohren hat. Ja, ſie, die unendlich reiche Liebe unſers Gottes, ſie ſegnet am Rande des Lebens noch den, der es werth iſt, mit Ruhe im lezten Schmerz, mit Kraft und Sieg im Kampfe des Todes, mit Troſt unter den Thrä- nen ſeiner Geliebten, mit hoffnungsvoller Aus- ſicht in jene lichtvolle Gefilde jenſeit des Grabes, bei dem Anbruch der undurchdringlichen Nacht, die das Auge des Sterbenden zum Todesſchlum- mer ſchließt.
Und dennoch: was ſind alle dieſe unzähl- bare Segnungen unſers Pilgerlebens? Nur ein Vorſchmack jener hohen Seligkeiten, mit wel- chen die unendliche Liebe unſers Gottes uns
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dem Kummer der Erde zu entreißen. Sie läſ-
ſet edle Freunde mit Freuden ſich finden, damit
ſie den Pfad zum beßern Leben vereinigt leichter
und ſichrer gehn; und trennt ſie unter bittern
Thränen des Abſchieds, um jenen, im Wonne-
genuß namenloſer Himmelsfreuden, und dieſen,
unter dem bangen Gefühl des Kummers der Prü-
fung, zu lehren: daß ſie allein, die ewige Liebe
des gütigſten Vaters, die höchſte, weiſeſte, beſtän-
digſte Freundesliebe, den Frommen nicht verlaße,
wenn er einſam, von allen Freunden auf Erden
ſich verlohren hat. Ja, ſie, die unendlich reiche
Liebe unſers Gottes, ſie ſegnet am Rande des
Lebens noch den, der es werth iſt, mit Ruhe
im lezten Schmerz, mit Kraft und Sieg im
Kampfe des Todes, mit Troſt unter den Thrä-
nen ſeiner Geliebten, mit hoffnungsvoller Aus-
ſicht in jene lichtvolle Gefilde jenſeit des Grabes,
bei dem Anbruch der undurchdringlichen Nacht,
die das Auge des Sterbenden zum Todesſchlum-
mer ſchließt.
Und dennoch: was ſind alle dieſe unzähl-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/95>, abgerufen am 26.06.2024.
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