Jedes Geschöpf kann und soll unser Lehrer werden. Wie viel weiser und tugendhafter, wie viel zufriedner und glückseliger, würden wir uns fühlen; wie viel mehr uns schon hier dem Eben- bilde Gottes nähern; wie viel genauer mit ihm vereinigt seyn: wenn wir uns diesen Unterricht und diese Ermunterungen zu nuzze machen, und gern und oft in diesem seinem großen Tempel, Gott im Geiste und in der Wahrheit anbeten wollten!
Wir vergessen unter großen Wohlthaten und Freuden dieses Lebens, nur zu leicht unsers Gottes und Vaters, durch den wir alles sind, von dem wir alles haben; wir erheben uns nur zu gern, über unsre Mitgeschöpfe; wir laßen uns nicht selten verleiten, uns einen weit höhern Werth in den Augen Gottes, als wir verdienen, beizulegen; und diese Nachläßigkeit und Eitelkeit, erzeugt nur zu leicht und zu oft, den strafbarsten Mißbrauch der göttlichen Wohlthaten. Erhebst du dich, wegen deines Ueberflußes an dem glän- zenden Staube des Goldes? dürftiger Mensch! Beschaue die Natur, und erröthe! Sieh, eine Kornblume prangt mit weit ungekünstelterer, und doch glänzender Schönheit, als dein reichstes
blen-
Jedes Geſchöpf kann und ſoll unſer Lehrer werden. Wie viel weiſer und tugendhafter, wie viel zufriedner und glückſeliger, würden wir uns fühlen; wie viel mehr uns ſchon hier dem Eben- bilde Gottes nähern; wie viel genauer mit ihm vereinigt ſeyn: wenn wir uns dieſen Unterricht und dieſe Ermunterungen zu nuzze machen, und gern und oft in dieſem ſeinem großen Tempel, Gott im Geiſte und in der Wahrheit anbeten wollten!
Wir vergeſſen unter großen Wohlthaten und Freuden dieſes Lebens, nur zu leicht unſers Gottes und Vaters, durch den wir alles ſind, von dem wir alles haben; wir erheben uns nur zu gern, über unſre Mitgeſchöpfe; wir laßen uns nicht ſelten verleiten, uns einen weit höhern Werth in den Augen Gottes, als wir verdienen, beizulegen; und dieſe Nachläßigkeit und Eitelkeit, erzeugt nur zu leicht und zu oft, den ſtrafbarſten Mißbrauch der göttlichen Wohlthaten. Erhebſt du dich, wegen deines Ueberflußes an dem glän- zenden Staube des Goldes? dürftiger Menſch! Beſchaue die Natur, und erröthe! Sieh, eine Kornblume prangt mit weit ungekünſtelterer, und doch glänzender Schönheit, als dein reichſtes
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Jedes Geſchöpf kann und ſoll unſer Lehrer
werden. Wie viel weiſer und tugendhafter, wie
viel zufriedner und glückſeliger, würden wir uns
fühlen; wie viel mehr uns ſchon hier dem Eben-
bilde Gottes nähern; wie viel genauer mit ihm
vereinigt ſeyn: wenn wir uns dieſen Unterricht
und dieſe Ermunterungen zu nuzze machen, und
gern und oft in dieſem ſeinem großen Tempel,
Gott im Geiſte und in der Wahrheit anbeten
wollten!
Wir vergeſſen unter großen Wohlthaten
und Freuden dieſes Lebens, nur zu leicht unſers
Gottes und Vaters, durch den wir alles ſind,
von dem wir alles haben; wir erheben uns nur
zu gern, über unſre Mitgeſchöpfe; wir laßen
uns nicht ſelten verleiten, uns einen weit höhern
Werth in den Augen Gottes, als wir verdienen,
beizulegen; und dieſe Nachläßigkeit und Eitelkeit,
erzeugt nur zu leicht und zu oft, den ſtrafbarſten
Mißbrauch der göttlichen Wohlthaten. Erhebſt
du dich, wegen deines Ueberflußes an dem glän-
zenden Staube des Goldes? dürftiger Menſch!
Beſchaue die Natur, und erröthe! Sieh, eine
Kornblume prangt mit weit ungekünſtelterer, und
doch glänzender Schönheit, als dein reichſtes
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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