Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite



ten, und nach allen erduldeten Leiden zu deiner
Herrlichkeit vollendet hast! Wie? sollte ich das
nicht von deiner Gnade hoffen, die bisher so vä-
terlich über mich gewaltet hat? Jch sehe noch
einmal hinter mir zurück: -- nach so viel Jah-
ren, voll deiner Güte, wieder ein vollendetes
Jahr! -- War nicht jeder Tag desselben, mir
ein neuer Zeuge deiner unaussprechlichen Liebe?
Wer hat während desselben meinen Odem be-
wahrt? wer über meine Schicksale gewacht?
wer mich mit so viel Freuden gesättigt? wer
mich unter so manchen Leiden geprüft? wer mich
in großen Gefahren erhalten, und so manche
Bekümmerniße, die mich am Anfange deßelben
quälten, noch vor seinem Ablauf in Freuden ver-
wandelt? wer mich so liebreich und so treu, bis
an diesen Zeitpunet meiner Pilgrimschaft geleitet,
von dem es vielleicht nicht weit mehr bis zu mei-
nem Ziele ist? Du bist es, Gott! liebreicher
barmherziger Vater!
in dessen Händen mein
ganzes Leben ruht. (Ps. 103, 2-5.) "Lobe
&q;den Herrn, und seinen heiligen Namen,
&q;meine Seele! und vergiß nicht was er dir
&q;gutes gethan hat! der alle deine Schulden
&q;vergiebet, alle deine Leiden und Unruhen
&q;heilet; der dein Leben vom Grabe so oft

&q;zu-



ten, und nach allen erduldeten Leiden zu deiner
Herrlichkeit vollendet haſt! Wie? ſollte ich das
nicht von deiner Gnade hoffen, die bisher ſo vä-
terlich über mich gewaltet hat? Jch ſehe noch
einmal hinter mir zurück: — nach ſo viel Jah-
ren, voll deiner Güte, wieder ein vollendetes
Jahr! — War nicht jeder Tag deſſelben, mir
ein neuer Zeuge deiner unausſprechlichen Liebe?
Wer hat während deſſelben meinen Odem be-
wahrt? wer über meine Schickſale gewacht?
wer mich mit ſo viel Freuden geſättigt? wer
mich unter ſo manchen Leiden geprüft? wer mich
in großen Gefahren erhalten, und ſo manche
Bekümmerniße, die mich am Anfange deßelben
quälten, noch vor ſeinem Ablauf in Freuden ver-
wandelt? wer mich ſo liebreich und ſo treu, bis
an dieſen Zeitpunet meiner Pilgrimſchaft geleitet,
von dem es vielleicht nicht weit mehr bis zu mei-
nem Ziele iſt? Du biſt es, Gott! liebreicher
barmherziger Vater!
in deſſen Händen mein
ganzes Leben ruht. (Pſ. 103, 2-5.) “Lobe
&q;den Herrn, und ſeinen heiligen Namen,
&q;meine Seele! und vergiß nicht was er dir
&q;gutes gethan hat! der alle deine Schulden
&q;vergiebet, alle deine Leiden und Unruhen
&q;heilet; der dein Leben vom Grabe ſo oft

&q;zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0412" n="360"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ten, und nach allen erduldeten Leiden zu deiner<lb/>
Herrlichkeit vollendet ha&#x017F;t! Wie? &#x017F;ollte ich das<lb/>
nicht von deiner Gnade hoffen, die bisher &#x017F;o vä-<lb/>
terlich über mich gewaltet hat? Jch &#x017F;ehe noch<lb/>
einmal hinter mir zurück: &#x2014; nach &#x017F;o viel Jah-<lb/>
ren, voll deiner Güte, wieder ein vollendetes<lb/>
Jahr! &#x2014; War nicht jeder Tag de&#x017F;&#x017F;elben, mir<lb/>
ein neuer Zeuge deiner unaus&#x017F;prechlichen Liebe?<lb/>
Wer hat während de&#x017F;&#x017F;elben meinen Odem be-<lb/>
wahrt? wer über meine Schick&#x017F;ale gewacht?<lb/>
wer mich mit &#x017F;o viel Freuden ge&#x017F;ättigt? wer<lb/>
mich unter &#x017F;o manchen Leiden geprüft? wer mich<lb/>
in großen Gefahren erhalten, und &#x017F;o manche<lb/>
Bekümmerniße, die mich am Anfange deßelben<lb/>
quälten, noch vor &#x017F;einem Ablauf in Freuden ver-<lb/>
wandelt? wer mich &#x017F;o liebreich und &#x017F;o treu, bis<lb/>
an die&#x017F;en Zeitpunet meiner Pilgrim&#x017F;chaft geleitet,<lb/>
von dem es vielleicht nicht weit mehr bis zu mei-<lb/>
nem Ziele i&#x017F;t? <hi rendition="#fr">Du</hi> bi&#x017F;t es, <hi rendition="#fr">Gott! liebreicher<lb/>
barmherziger Vater!</hi> in de&#x017F;&#x017F;en Händen mein<lb/>
ganzes Leben ruht. (P&#x017F;. 103, 2-5.) <hi rendition="#fr">&#x201C;Lobe<lb/>
&amp;q;den Herrn, und &#x017F;einen heiligen Namen,<lb/>
&amp;q;meine Seele! und vergiß nicht was er dir<lb/>
&amp;q;gutes gethan hat! der alle deine Schulden<lb/>
&amp;q;vergiebet, alle deine Leiden und Unruhen<lb/>
&amp;q;heilet; der dein Leben vom Grabe &#x017F;o oft</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&amp;q;zu-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0412] ten, und nach allen erduldeten Leiden zu deiner Herrlichkeit vollendet haſt! Wie? ſollte ich das nicht von deiner Gnade hoffen, die bisher ſo vä- terlich über mich gewaltet hat? Jch ſehe noch einmal hinter mir zurück: — nach ſo viel Jah- ren, voll deiner Güte, wieder ein vollendetes Jahr! — War nicht jeder Tag deſſelben, mir ein neuer Zeuge deiner unausſprechlichen Liebe? Wer hat während deſſelben meinen Odem be- wahrt? wer über meine Schickſale gewacht? wer mich mit ſo viel Freuden geſättigt? wer mich unter ſo manchen Leiden geprüft? wer mich in großen Gefahren erhalten, und ſo manche Bekümmerniße, die mich am Anfange deßelben quälten, noch vor ſeinem Ablauf in Freuden ver- wandelt? wer mich ſo liebreich und ſo treu, bis an dieſen Zeitpunet meiner Pilgrimſchaft geleitet, von dem es vielleicht nicht weit mehr bis zu mei- nem Ziele iſt? Du biſt es, Gott! liebreicher barmherziger Vater! in deſſen Händen mein ganzes Leben ruht. (Pſ. 103, 2-5.) “Lobe &q;den Herrn, und ſeinen heiligen Namen, &q;meine Seele! und vergiß nicht was er dir &q;gutes gethan hat! der alle deine Schulden &q;vergiebet, alle deine Leiden und Unruhen &q;heilet; der dein Leben vom Grabe ſo oft &q;zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/412
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/412>, abgerufen am 28.09.2024.