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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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sündlichen Lüste durchgelebt hat, die Prüfungs-
zeit noch einmal beginnen laßen? Widersinnige
Forderung! aber wenn sie auch zu erfüllen stän-
de: wie, wenn er sich denn die zweiten, die
dritten achtzig Jahre lang, unter ähnlichen Ver-
suchungen zu denselben Lastern verleiten ließe? --
und wie nur gar zu wahrscheinlich macht das die
Erfahrung so mancher Sünder, die, von einer
tödtlichen Krankheit genesen, mit noch größrer
Heftigkeit zu ihren vorigen Lastern zurückekehren!
-- müste nicht das seine Verschuldungen für
jenen Tag der Rechenschaft nur mehr häufen?
Sollt er dem Jüngling, der die lezte Blüte sei-
ner Kräfte sündlichen Ausschweifungen zum Op-
fer gebracht hat, noch jahrelange Frist zur Beße-
rung verleihn? o, wie mancher Jüngling, der
sein Leben aus Todesgefahren zur Beute davon
trug, entehrte seine männlichen Jahre und sein
Alter, durch größre Laster! -- Gott hat Ge-
duld mit Sündern:
jede Verlängerung ihres
Lebens, ist ein Ruf zur Bekehrung: jede Ver-
kürzung
eine Verminderung ihrer Rechen-
schaft.
Es ist nur die Schuld des Sünders,
daß der Tod ihm ein König des Schreckens, das
Grab eine Pforte zum Jammer, und die Ewig-
keit eine Hölle ist: dem Frommen wird der

Tod
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ſündlichen Lüſte durchgelebt hat, die Prüfungs-
zeit noch einmal beginnen laßen? Widerſinnige
Forderung! aber wenn ſie auch zu erfüllen ſtän-
de: wie, wenn er ſich denn die zweiten, die
dritten achtzig Jahre lang, unter ähnlichen Ver-
ſuchungen zu denſelben Laſtern verleiten ließe? —
und wie nur gar zu wahrſcheinlich macht das die
Erfahrung ſo mancher Sünder, die, von einer
tödtlichen Krankheit geneſen, mit noch größrer
Heftigkeit zu ihren vorigen Laſtern zurückekehren!
— müſte nicht das ſeine Verſchuldungen für
jenen Tag der Rechenſchaft nur mehr häufen?
Sollt er dem Jüngling, der die lezte Blüte ſei-
ner Kräfte ſündlichen Ausſchweifungen zum Op-
fer gebracht hat, noch jahrelange Friſt zur Beße-
rung verleihn? o, wie mancher Jüngling, der
ſein Leben aus Todesgefahren zur Beute davon
trug, entehrte ſeine männlichen Jahre und ſein
Alter, durch größre Laſter! — Gott hat Ge-
duld mit Sündern:
jede Verlängerung ihres
Lebens, iſt ein Ruf zur Bekehrung: jede Ver-
kürzung
eine Verminderung ihrer Rechen-
ſchaft.
Es iſt nur die Schuld des Sünders,
daß der Tod ihm ein König des Schreckens, das
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[339/0391] ſündlichen Lüſte durchgelebt hat, die Prüfungs- zeit noch einmal beginnen laßen? Widerſinnige Forderung! aber wenn ſie auch zu erfüllen ſtän- de: wie, wenn er ſich denn die zweiten, die dritten achtzig Jahre lang, unter ähnlichen Ver- ſuchungen zu denſelben Laſtern verleiten ließe? — und wie nur gar zu wahrſcheinlich macht das die Erfahrung ſo mancher Sünder, die, von einer tödtlichen Krankheit geneſen, mit noch größrer Heftigkeit zu ihren vorigen Laſtern zurückekehren! — müſte nicht das ſeine Verſchuldungen für jenen Tag der Rechenſchaft nur mehr häufen? Sollt er dem Jüngling, der die lezte Blüte ſei- ner Kräfte ſündlichen Ausſchweifungen zum Op- fer gebracht hat, noch jahrelange Friſt zur Beße- rung verleihn? o, wie mancher Jüngling, der ſein Leben aus Todesgefahren zur Beute davon trug, entehrte ſeine männlichen Jahre und ſein Alter, durch größre Laſter! — Gott hat Ge- duld mit Sündern: jede Verlängerung ihres Lebens, iſt ein Ruf zur Bekehrung: jede Ver- kürzung eine Verminderung ihrer Rechen- ſchaft. Es iſt nur die Schuld des Sünders, daß der Tod ihm ein König des Schreckens, das Grab eine Pforte zum Jammer, und die Ewig- keit eine Hölle iſt: dem Frommen wird der Tod Y 2

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/391>, abgerufen am 24.11.2024.