gewitter, und verschließt die geöffneten Schlün- de, der Sunder zu schonen, und sie zur Buße zu rühren. -- Konnt er die Würde des Ge- tödteten glorreicher bestättigen? Er gebietet der todten Natur, ihre Stimme zu erheben, weil die Stimme der Menschen schweigt; dessen Tod laut zu beklagen, um den seine Freunde nur im Verborgnen weinen. -- Konnt er den nahen Anbruch des Reichs, das er seinem Eingebor- nen verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un- ter der majestätischen Bewegung des Himmels und der Erde nimt er seine Seele auf, und er- hebt sie an seinen Thron.
Welche bedeutende Offenbarungen des gött- lichen Willens, selbst für die dort versammelten Zuschauer! Eine, nach dem Laufe der Natur, so ganz ungewöhnliche Finsterniß in der hellen Mittagsstunde, von dem schrecklichsten Erdbeben begleitet; -- wie muß sie nicht das Auge des Zuschauers mit Aufmerksamkeit und nachdenken- dem Ernste ansehn! und nun, am Creuze Je- su! da, wo sich aus allen umliegenden Gegen- den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men- ge zu der Gerichtsstätte der Gekreuzigten dräng- te, ihre von der Todesangst verzerrten Mienen zu beobachten, auf ihren geringsten Laut, auf
ihre
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gewitter, und verſchließt die geöffneten Schlün- de, der Sunder zu ſchonen, und ſie zur Buße zu rühren. — Konnt er die Würde des Ge- tödteten glorreicher beſtättigen? Er gebietet der todten Natur, ihre Stimme zu erheben, weil die Stimme der Menſchen ſchweigt; deſſen Tod laut zu beklagen, um den ſeine Freunde nur im Verborgnen weinen. — Konnt er den nahen Anbruch des Reichs, das er ſeinem Eingebor- nen verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un- ter der majeſtätiſchen Bewegung des Himmels und der Erde nimt er ſeine Seele auf, und er- hebt ſie an ſeinen Thron.
Welche bedeutende Offenbarungen des gött- lichen Willens, ſelbſt für die dort verſammelten Zuſchauer! Eine, nach dem Laufe der Natur, ſo ganz ungewöhnliche Finſterniß in der hellen Mittagsſtunde, von dem ſchrecklichſten Erdbeben begleitet; — wie muß ſie nicht das Auge des Zuſchauers mit Aufmerkſamkeit und nachdenken- dem Ernſte anſehn! und nun, am Creuze Je- ſu! da, wo ſich aus allen umliegenden Gegen- den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men- ge zu der Gerichtsſtätte der Gekreuzigten dräng- te, ihre von der Todesangſt verzerrten Mienen zu beobachten, auf ihren geringſten Laut, auf
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gewitter, und verſchließt die geöffneten Schlün-
de, der Sunder zu ſchonen, und ſie zur Buße
zu rühren. — Konnt er die Würde des Ge-
tödteten glorreicher beſtättigen? Er gebietet
der todten Natur, ihre Stimme zu erheben,
weil die Stimme der Menſchen ſchweigt; deſſen
Tod laut zu beklagen, um den ſeine Freunde nur
im Verborgnen weinen. — Konnt er den nahen
Anbruch des Reichs, das er ſeinem Eingebor-
nen verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un-
ter der majeſtätiſchen Bewegung des Himmels
und der Erde nimt er ſeine Seele auf, und er-
hebt ſie an ſeinen Thron.
Welche bedeutende Offenbarungen des gött-
lichen Willens, ſelbſt für die dort verſammelten
Zuſchauer! Eine, nach dem Laufe der Natur,
ſo ganz ungewöhnliche Finſterniß in der hellen
Mittagsſtunde, von dem ſchrecklichſten Erdbeben
begleitet; — wie muß ſie nicht das Auge des
Zuſchauers mit Aufmerkſamkeit und nachdenken-
dem Ernſte anſehn! und nun, am Creuze Je-
ſu! da, wo ſich aus allen umliegenden Gegen-
den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/347>, abgerufen am 16.02.2025.
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