Die Sonne verlor ihren Schein; -- der Vorhang im Tempel zerriß von einer unsicht- baren Gewalt; -- die Erde bebte und zer- spaltete; die Felsenwände zersprangen! -- die Gräber ihrer Hölen thaten sich auf; -- und die Entschlafnen in den Gräbern wur- den aus ihrem Todesschlummer erweckt; -- die ganze Natur gerieth in Aufruhr; Him- mel und Erde schienen wider einander zu streiten! Donner und Stürme von der Höhe, und tobende Erschütterung aus der Tiefe, ver- breiteten Schrecken und Entsetzen um den Gol- gatha! -- -- Warum ward die Sonne ver- hüllt? warum zerriß der Vorhang des Allerhei- ligsten? warum bebte die Erde? warum zer- sprangen die Gräber, und gaben ihre Todten wieder? warum tönten die Donner laut? -- Wo- her der Aufruhe in der ganzen Natur? -- Je- sus Christus, bis zum Tode geschmäht und ge- martert, gab seinen Geist auf! Sein Tod; -- nicht der Tod eines Uebelthäters, nein, der Tod des Heiligsten und Unschuldigsten; nicht
der
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XXII. Vorbilder des Weltgerichts, am Creuze Jeſu.
Die Sonne verlor ihren Schein; — der Vorhang im Tempel zerriß von einer unſicht- baren Gewalt; — die Erde bebte und zer- ſpaltete; die Felſenwände zerſprangen! — die Gräber ihrer Hölen thaten ſich auf; — und die Entſchlafnen in den Gräbern wur- den aus ihrem Todesſchlummer erweckt; — die ganze Natur gerieth in Aufruhr; Him- mel und Erde ſchienen wider einander zu ſtreiten! Donner und Stürme von der Höhe, und tobende Erſchütterung aus der Tiefe, ver- breiteten Schrecken und Entſetzen um den Gol- gatha! — — Warum ward die Sonne ver- hüllt? warum zerriß der Vorhang des Allerhei- ligſten? warum bebte die Erde? warum zer- ſprangen die Gräber, und gaben ihre Todten wieder? warum tönten die Donner laut? — Wo- her der Aufruhe in der ganzen Natur? — Je- ſus Chriſtus, bis zum Tode geſchmäht und ge- martert, gab ſeinen Geiſt auf! Sein Tod; — nicht der Tod eines Uebelthäters, nein, der Tod des Heiligſten und Unſchuldigſten; nicht
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XXII.
Vorbilder des Weltgerichts, am Creuze Jeſu.
Die Sonne verlor ihren Schein; — der
Vorhang im Tempel zerriß von einer unſicht-
baren Gewalt; — die Erde bebte und zer-
ſpaltete; die Felſenwände zerſprangen! —
die Gräber ihrer Hölen thaten ſich auf; —
und die Entſchlafnen in den Gräbern wur-
den aus ihrem Todesſchlummer erweckt; —
die ganze Natur gerieth in Aufruhr; Him-
mel und Erde ſchienen wider einander zu
ſtreiten! Donner und Stürme von der Höhe,
und tobende Erſchütterung aus der Tiefe, ver-
breiteten Schrecken und Entſetzen um den Gol-
gatha! — — Warum ward die Sonne ver-
hüllt? warum zerriß der Vorhang des Allerhei-
ligſten? warum bebte die Erde? warum zer-
ſprangen die Gräber, und gaben ihre Todten
wieder? warum tönten die Donner laut? — Wo-
her der Aufruhe in der ganzen Natur? — Je-
ſus Chriſtus, bis zum Tode geſchmäht und ge-
martert, gab ſeinen Geiſt auf! Sein Tod;
— nicht der Tod eines Uebelthäters, nein, der
Tod des Heiligſten und Unſchuldigſten; nicht
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/345>, abgerufen am 25.11.2024.
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