ten Gesinnungen und wahrhaftig edeln Handlungen übertreffen, neben uns zu verachten; das heißt: seine Nebenchristen nicht durch sein Beispiel erbauen wollen, und sich selbst großer Erweckungen zur An- dacht, und dringender Ermunterungen zur Tugend berauben.
Wer sich aber auf der andern Seite beredet: es sey schon genug gethan, an Sonn- und Festtagen gottesdienstliche Häu- ser zu besuchen, sich durch gemeinschaftli- che Gebete und Lieder zur Verehrung Got- tes zu ermuntern, dem öffentlichen Vor- trage des Lehrers, vielleicht nicht ohne gu- te Empfindungen und Entschließungen zu- zuhören; um sich nun von aller anderwei- tigen Beschäftigung mit göttlichen Wahr- heiten freizusprechen: -- der schränkt sei- nen Gottesdienst in viel zu enge Gränzen ein, und verfehlt selbst den grösten Nutzen seiner gesellschaftlichen Andachtsstunden. Nein, der öffentliche Gottesdienst kann
der
ten Geſinnungen und wahrhaftig edeln Handlungen übertreffen, neben uns zu verachten; das heißt: ſeine Nebenchriſten nicht durch ſein Beiſpiel erbauen wollen, und ſich ſelbſt großer Erweckungen zur An- dacht, und dringender Ermunterungen zur Tugend berauben.
Wer ſich aber auf der andern Seite beredet: es ſey ſchon genug gethan, an Sonn- und Feſttagen gottesdienſtliche Häu- ſer zu beſuchen, ſich durch gemeinſchaftli- che Gebete und Lieder zur Verehrung Got- tes zu ermuntern, dem öffentlichen Vor- trage des Lehrers, vielleicht nicht ohne gu- te Empfindungen und Entſchließungen zu- zuhören; um ſich nun von aller anderwei- tigen Beſchäftigung mit göttlichen Wahr- heiten freizuſprechen: — der ſchränkt ſei- nen Gottesdienſt in viel zu enge Gränzen ein, und verfehlt ſelbſt den gröſten Nutzen ſeiner geſellſchaftlichen Andachtsſtunden. Nein, der öffentliche Gottesdienſt kann
der
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[XXX/0034]
ten Geſinnungen und wahrhaftig edeln
Handlungen übertreffen, neben uns zu
verachten; das heißt: ſeine Nebenchriſten
nicht durch ſein Beiſpiel erbauen wollen,
und ſich ſelbſt großer Erweckungen zur An-
dacht, und dringender Ermunterungen zur
Tugend berauben.
Wer ſich aber auf der andern Seite
beredet: es ſey ſchon genug gethan, an
Sonn- und Feſttagen gottesdienſtliche Häu-
ſer zu beſuchen, ſich durch gemeinſchaftli-
che Gebete und Lieder zur Verehrung Got-
tes zu ermuntern, dem öffentlichen Vor-
trage des Lehrers, vielleicht nicht ohne gu-
te Empfindungen und Entſchließungen zu-
zuhören; um ſich nun von aller anderwei-
tigen Beſchäftigung mit göttlichen Wahr-
heiten freizuſprechen: — der ſchränkt ſei-
nen Gottesdienſt in viel zu enge Gränzen
ein, und verfehlt ſelbſt den gröſten Nutzen
ſeiner geſellſchaftlichen Andachtsſtunden.
Nein, der öffentliche Gottesdienſt kann
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. XXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/34>, abgerufen am 25.07.2024.
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