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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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genwärtig seyn. Hast du doch die Verheißung
dessen, der auch unter Thränen und Jammer,
wie du, versucht ist, von jener Höhe herab,
auf welcher er, dein Freund, dein Beistand, dein
Seligmacher, mit Majestät bekleidet, voll un-
endlicher Liebe für dich lebt! (2 Cor. 12, 9.)
Laß dir an meiner Gnade genügen! meine
Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Nur,
sey in allen deinen Leiden, wie Jesus Christus,
Gottes Willen unterthan; bete immer voll ge-
laßner Ergebung ihm ähnlich: Vater, auf dein
Geheiß, bin ich bereit, meinen Leidenskelch noch
ferner zu trinken; solls auch seyn, bis zum Ziel
meines Lebens, bis du mir zurufst: es ist genug;
nicht mein Wille, dein guter Wille geschehe!

-- Sieh hin, wenn du trostlos bekümmert bist,
meine Seele; sieh hin zu dem einsamen Oelberge,
wo niemand um deinen duldenden Freund war!
dahin sandte Gott einen Seligen aus dem Him-
mel, um ihn aus dem Staube zu erheben: er
kann, er wird auch dir, in der einsamsten, ver-
laßensten schrecklichsten Stunde, wenn seine
Zeit kommt, einen Retter senden; -- wäre
auf Erden kein Retter mehr für dich, -- seinen
Engel, der dir, aus aller Noth erlöset, zu sei-
nem himmlischen Reiche aushelfe. Nur eine

kurze
P 4



genwärtig ſeyn. Haſt du doch die Verheißung
deſſen, der auch unter Thränen und Jammer,
wie du, verſucht iſt, von jener Höhe herab,
auf welcher er, dein Freund, dein Beiſtand, dein
Seligmacher, mit Majeſtät bekleidet, voll un-
endlicher Liebe für dich lebt! (2 Cor. 12, 9.)
Laß dir an meiner Gnade genügen! meine
Kraft iſt in den Schwachen mächtig.
Nur,
ſey in allen deinen Leiden, wie Jeſus Chriſtus,
Gottes Willen unterthan; bete immer voll ge-
laßner Ergebung ihm ähnlich: Vater, auf dein
Geheiß, bin ich bereit, meinen Leidenskelch noch
ferner zu trinken; ſolls auch ſeyn, bis zum Ziel
meines Lebens, bis du mir zurufſt: es iſt genug;
nicht mein Wille, dein guter Wille geſchehe!

— Sieh hin, wenn du troſtlos bekümmert biſt,
meine Seele; ſieh hin zu dem einſamen Oelberge,
wo niemand um deinen duldenden Freund war!
dahin ſandte Gott einen Seligen aus dem Him-
mel, um ihn aus dem Staube zu erheben: er
kann, er wird auch dir, in der einſamſten, ver-
laßenſten ſchrecklichſten Stunde, wenn ſeine
Zeit kommt, einen Retter ſenden; — wäre
auf Erden kein Retter mehr für dich, — ſeinen
Engel, der dir, aus aller Noth erlöſet, zu ſei-
nem himmliſchen Reiche aushelfe. Nur eine

kurze
P 4
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[231/0283] genwärtig ſeyn. Haſt du doch die Verheißung deſſen, der auch unter Thränen und Jammer, wie du, verſucht iſt, von jener Höhe herab, auf welcher er, dein Freund, dein Beiſtand, dein Seligmacher, mit Majeſtät bekleidet, voll un- endlicher Liebe für dich lebt! (2 Cor. 12, 9.) Laß dir an meiner Gnade genügen! meine Kraft iſt in den Schwachen mächtig. Nur, ſey in allen deinen Leiden, wie Jeſus Chriſtus, Gottes Willen unterthan; bete immer voll ge- laßner Ergebung ihm ähnlich: Vater, auf dein Geheiß, bin ich bereit, meinen Leidenskelch noch ferner zu trinken; ſolls auch ſeyn, bis zum Ziel meines Lebens, bis du mir zurufſt: es iſt genug; nicht mein Wille, dein guter Wille geſchehe! — Sieh hin, wenn du troſtlos bekümmert biſt, meine Seele; ſieh hin zu dem einſamen Oelberge, wo niemand um deinen duldenden Freund war! dahin ſandte Gott einen Seligen aus dem Him- mel, um ihn aus dem Staube zu erheben: er kann, er wird auch dir, in der einſamſten, ver- laßenſten ſchrecklichſten Stunde, wenn ſeine Zeit kommt, einen Retter ſenden; — wäre auf Erden kein Retter mehr für dich, — ſeinen Engel, der dir, aus aller Noth erlöſet, zu ſei- nem himmliſchen Reiche aushelfe. Nur eine kurze P 4

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/283>, abgerufen am 24.11.2024.