Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.bildliche Vorstellung, darunter eine unbekante Bedeutung verborgen läge: zu gleicher Zeit aber regt sich doch die innigste freundschaftliche Em- pfindung für ihren Herrn in ihren Herzen; Theil- nehmung an seinem Unglücke, und Muth jede Ge- fahr zu überwinden, in jedem Leiden auszuharren, redet mit der lebhaftesten Wärme aus ihnen. "Träfe das alles auch ganz eigentlich ein, ärgerten &q;sich gleich alle an dir;" spricht Petrus, der redliche und eifrige, nur nicht immer gnug bedachtsame Freund: "so will ich mich doch nicht ärgern." Je- sus Christus sah weiter in die Zukunft, wieder- holt und erklärt seine Versicherung: "heute noch, &q;in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal krä- &q;het, wirst du mich dreimal verleugnen". Petrus findet sich beinahe durch dieses Mißtrau- en beleidigt: "dich verleugnen?" fährt er fort: &q;nein, das kann, das werde ich nicht: gefangen &q;werden, leiden, sterben, will ich mit dir." Und dieser vielversprechenden Zusage stimmen alle Jün- ger bei. Wer hätte nicht alles von ihnen er- wartet? Nur Jesus erwärtet nichts von ihrer Hülfe Ohnmächtige Freunde! unter allen traurigen Vorfällen, in denen sie ihren Herrn bis dahin begleiteten, hatten sie ihn doch nie in einer so zagenden Bekümmerniß erblickt, als die war,
bildliche Vorſtellung, darunter eine unbekante Bedeutung verborgen läge: zu gleicher Zeit aber regt ſich doch die innigſte freundſchaftliche Em- pfindung für ihren Herrn in ihren Herzen; Theil- nehmung an ſeinem Unglücke, und Muth jede Ge- fahr zu überwinden, in jedem Leiden auszuharren, redet mit der lebhafteſten Wärme aus ihnen. „Träfe das alles auch ganz eigentlich ein, ärgerten &q;ſich gleich alle an dir;“ ſpricht Petrus, der redliche und eifrige, nur nicht immer gnug bedachtſame Freund: “ſo will ich mich doch nicht ärgern.“ Je- ſus Chriſtus ſah weiter in die Zukunft, wieder- holt und erklärt ſeine Verſicherung: “heute noch, &q;in dieſer Nacht, ehe der Hahn zweimal krä- &q;het, wirſt du mich dreimal verleugnen“. Petrus findet ſich beinahe durch dieſes Mißtrau- en beleidigt: “dich verleugnen?“ fährt er fort: &q;nein, das kann, das werde ich nicht: gefangen &q;werden, leiden, ſterben, will ich mit dir.“ Und dieſer vielverſprechenden Zuſage ſtimmen alle Jün- ger bei. Wer hätte nicht alles von ihnen er- wartet? Nur Jeſus erwärtet nichts von ihrer Hülfe Ohnmächtige Freunde! unter allen traurigen Vorfällen, in denen ſie ihren Herrn bis dahin begleiteten, hatten ſie ihn doch nie in einer ſo zagenden Bekümmerniß erblickt, als die war,
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bildliche Vorſtellung, darunter eine unbekante
Bedeutung verborgen läge: zu gleicher Zeit aber
regt ſich doch die innigſte freundſchaftliche Em-
pfindung für ihren Herrn in ihren Herzen; Theil-
nehmung an ſeinem Unglücke, und Muth jede Ge-
fahr zu überwinden, in jedem Leiden auszuharren,
redet mit der lebhafteſten Wärme aus ihnen.
„Träfe das alles auch ganz eigentlich ein, ärgerten
&q;ſich gleich alle an dir;“ ſpricht Petrus, der redliche
und eifrige, nur nicht immer gnug bedachtſame
Freund: “ſo will ich mich doch nicht ärgern.“ Je-
ſus Chriſtus ſah weiter in die Zukunft, wieder-
holt und erklärt ſeine Verſicherung: “heute noch,
&q;in dieſer Nacht, ehe der Hahn zweimal krä-
&q;het, wirſt du mich dreimal verleugnen“.
Petrus findet ſich beinahe durch dieſes Mißtrau-
en beleidigt: “dich verleugnen?“ fährt er fort:
&q;nein, das kann, das werde ich nicht: gefangen
&q;werden, leiden, ſterben, will ich mit dir.“ Und
dieſer vielverſprechenden Zuſage ſtimmen alle Jün-
ger bei. Wer hätte nicht alles von ihnen er-
wartet? Nur Jeſus erwärtet nichts von ihrer
Hülfe Ohnmächtige Freunde! unter allen
traurigen Vorfällen, in denen ſie ihren Herrn
bis dahin begleiteten, hatten ſie ihn doch nie in
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