guten Vaters obliegt: da, wo uns allen ohne Unterschied die Freuden der Religion dargeboten werden, und der den grösten Antheil an denselben empfängt, dessen Herz durch gottergebne Gesinnungen ihrer am fähigsten ist; da können wir doch wohl am leichtesten zurückekommen, von den stolzen Einbildungen auf Reichthum und Ehre und Macht, mit welchen wir uns, unter äußern uns von Gott verliehenen Vorzügen, so gern täuschen; da am leich- testen lernen, wie wenig der auszeichnen- de Unterschied des Vermögens und Stan- des, uns einen höhern Rang in den Au- gen des Gottes gebe, der über alles Sicht- bare und Vergängliche in unendlicher Ma- jestät erhaben ist, lernen, daß der in sei- nen Augen der wertheste, und daher auch in den Augen aller guten weisen Men- schen der ehrwürdigste seyn müße, der durch unverfälschte Tugend und wahre Verdienste um seine Mitbrüder, Gott am ähnlichsten wird: da kann sich also, der
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guten Vaters obliegt: da, wo uns allen ohne Unterſchied die Freuden der Religion dargeboten werden, und der den gröſten Antheil an denſelben empfängt, deſſen Herz durch gottergebne Geſinnungen ihrer am fähigſten iſt; da können wir doch wohl am leichteſten zurückekommen, von den ſtolzen Einbildungen auf Reichthum und Ehre und Macht, mit welchen wir uns, unter äußern uns von Gott verliehenen Vorzügen, ſo gern täuſchen; da am leich- teſten lernen, wie wenig der auszeichnen- de Unterſchied des Vermögens und Stan- des, uns einen höhern Rang in den Au- gen des Gottes gebe, der über alles Sicht- bare und Vergängliche in unendlicher Ma- jeſtät erhaben iſt, lernen, daß der in ſei- nen Augen der wertheſte, und daher auch in den Augen aller guten weiſen Men- ſchen der ehrwürdigſte ſeyn müße, der durch unverfälſchte Tugend und wahre Verdienſte um ſeine Mitbrüder, Gott am ähnlichſten wird: da kann ſich alſo, der
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[XXII/0026]
guten Vaters obliegt: da, wo uns allen
ohne Unterſchied die Freuden der Religion
dargeboten werden, und der den gröſten
Antheil an denſelben empfängt, deſſen
Herz durch gottergebne Geſinnungen ihrer
am fähigſten iſt; da können wir doch wohl
am leichteſten zurückekommen, von den
ſtolzen Einbildungen auf Reichthum und
Ehre und Macht, mit welchen wir uns,
unter äußern uns von Gott verliehenen
Vorzügen, ſo gern täuſchen; da am leich-
teſten lernen, wie wenig der auszeichnen-
de Unterſchied des Vermögens und Stan-
des, uns einen höhern Rang in den Au-
gen des Gottes gebe, der über alles Sicht-
bare und Vergängliche in unendlicher Ma-
jeſtät erhaben iſt, lernen, daß der in ſei-
nen Augen der wertheſte, und daher auch
in den Augen aller guten weiſen Men-
ſchen der ehrwürdigſte ſeyn müße, der
durch unverfälſchte Tugend und wahre
Verdienſte um ſeine Mitbrüder, Gott am
ähnlichſten wird: da kann ſich alſo, der
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. XXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/26>, abgerufen am 25.07.2024.
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