Solches thut zu meinem Gedächtniß: so sprach Jesus Christus unser Herr, zu seinen Jün- gern, als er bei der lezten freundschaftlichen Mahl- zeit mit ihnen sein Abendmal feierlich einsetzte: nahe am Ende seines heiligen wohlthätigen Lebens, da er nun im Begrif war, es durch den groß- müthigsten Tod zu beschließen; nahe vor den Au- genblicken, da er sie, als Zeugen seines Leidens, mit sich an den Oelberg führen, dort durch die Bosheit seiner Feinde ihren Armen entrißen, bald von ihrer Hülfe verlaßen, mit schmerzli- chen Thränen beweint, am Creuze verschmach- ten, nach der kurzen Trennung des Grabes sie nur auf Augenblicke wiedersehn, und dann auf ewig von ihrem Anblick getrennt, hinauf zu Gott seinem Vater gehn sollte. Solches thut zu meinem Gedächtniß: sprach er, als wollte er sagen: "Wenn nun alle die traurigen Auftritte &q;meiner Leiden vor euren Augen verschwunden &q;sind; wenn ich nicht mehr, wie bisher, auf Er-
&q;den
XV.
Luc. 22, 19. Solches thut zu meinem Gedächtniß.
Solches thut zu meinem Gedächtniß: ſo ſprach Jeſus Chriſtus unſer Herr, zu ſeinen Jün- gern, als er bei der lezten freundſchaftlichen Mahl- zeit mit ihnen ſein Abendmal feierlich einſetzte: nahe am Ende ſeines heiligen wohlthätigen Lebens, da er nun im Begrif war, es durch den groß- müthigſten Tod zu beſchließen; nahe vor den Au- genblicken, da er ſie, als Zeugen ſeines Leidens, mit ſich an den Oelberg führen, dort durch die Bosheit ſeiner Feinde ihren Armen entrißen, bald von ihrer Hülfe verlaßen, mit ſchmerzli- chen Thränen beweint, am Creuze verſchmach- ten, nach der kurzen Trennung des Grabes ſie nur auf Augenblicke wiederſehn, und dann auf ewig von ihrem Anblick getrennt, hinauf zu Gott ſeinem Vater gehn ſollte. Solches thut zu meinem Gedächtniß: ſprach er, als wollte er ſagen: „Wenn nun alle die traurigen Auftritte &q;meiner Leiden vor euren Augen verſchwunden &q;ſind; wenn ich nicht mehr, wie bisher, auf Er-
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XV.
Luc. 22, 19.
Solches thut zu meinem Gedächtniß.
Solches thut zu meinem Gedächtniß: ſo
ſprach Jeſus Chriſtus unſer Herr, zu ſeinen Jün-
gern, als er bei der lezten freundſchaftlichen Mahl-
zeit mit ihnen ſein Abendmal feierlich einſetzte:
nahe am Ende ſeines heiligen wohlthätigen Lebens,
da er nun im Begrif war, es durch den groß-
müthigſten Tod zu beſchließen; nahe vor den Au-
genblicken, da er ſie, als Zeugen ſeines Leidens,
mit ſich an den Oelberg führen, dort durch die
Bosheit ſeiner Feinde ihren Armen entrißen,
bald von ihrer Hülfe verlaßen, mit ſchmerzli-
chen Thränen beweint, am Creuze verſchmach-
ten, nach der kurzen Trennung des Grabes ſie
nur auf Augenblicke wiederſehn, und dann auf
ewig von ihrem Anblick getrennt, hinauf zu Gott
ſeinem Vater gehn ſollte. Solches thut zu
meinem Gedächtniß: ſprach er, als wollte er
ſagen: „Wenn nun alle die traurigen Auftritte
&q;meiner Leiden vor euren Augen verſchwunden
&q;ſind; wenn ich nicht mehr, wie bisher, auf Er-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/240>, abgerufen am 27.11.2024.
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