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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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mögte sich nicht sehnen, aufgelöset und bei Je-
su Christo zu seyn!

Wenn werden wir denn aber dahin kom-
men, Gott von Angesicht zu Angesicht zu schaun?
Zwar, wir wißen nicht die Stunde, in welcher
unser Herr kommt. Jch komme bald, spricht
er. (Offenb. 22, 20.) Jünglinge! Männer!
unser Leben fliegt gleich flüchtigen Pfeilen schnell
dahin! Zwanzig, vierzig Jahre unsers Pilger-
laufs; -- eh wirs glauben, sind sie, wie ein
Schatten, verschwunden! Jede Stunde führt
uns dem Tage seiner Zukunft näher! "Jch kom-
me bald:"
Greise, der Abend eures Lebens be-
ginnt schon sich zu neigen! Wie lang ists noch?
so werdet ihr eure irdische Hütte ablegen. Heute
noch, diesen Abend, Morgen, so gut wie nach
langen Jahren; -- schnell und unerwartet ge-
schieht vielleicht der Ruf an uns: "Stehe, ich
&q;komme; und mein Lohn mit mir, zu ge-
&q;ben einem jeden, wie seine Werke waren.

Nach diesem Tage der Zukunft unsers
Herrn, und nach jener seligen ewigen Vereini-
gung mit ihm im Himmel sich zu sehnen: das ist
gewiß die reinste seligste Freude des Christen auf

Er-



mögte ſich nicht ſehnen, aufgelöſet und bei Je-
ſu Chriſto zu ſeyn!

Wenn werden wir denn aber dahin kom-
men, Gott von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchaun?
Zwar, wir wißen nicht die Stunde, in welcher
unſer Herr kommt. Jch komme bald, ſpricht
er. (Offenb. 22, 20.) Jünglinge! Männer!
unſer Leben fliegt gleich flüchtigen Pfeilen ſchnell
dahin! Zwanzig, vierzig Jahre unſers Pilger-
laufs; — eh wirs glauben, ſind ſie, wie ein
Schatten, verſchwunden! Jede Stunde führt
uns dem Tage ſeiner Zukunft näher! “Jch kom-
me bald:“
Greiſe, der Abend eures Lebens be-
ginnt ſchon ſich zu neigen! Wie lang iſts noch?
ſo werdet ihr eure irdiſche Hütte ablegen. Heute
noch, dieſen Abend, Morgen, ſo gut wie nach
langen Jahren; — ſchnell und unerwartet ge-
ſchieht vielleicht der Ruf an uns: „Stehe, ich
&q;komme; und mein Lohn mit mir, zu ge-
&q;ben einem jeden, wie ſeine Werke waren.

Nach dieſem Tage der Zukunft unſers
Herrn, und nach jener ſeligen ewigen Vereini-
gung mit ihm im Himmel ſich zu ſehnen: das iſt
gewiß die reinſte ſeligſte Freude des Chriſten auf

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[170/0222] mögte ſich nicht ſehnen, aufgelöſet und bei Je- ſu Chriſto zu ſeyn! Wenn werden wir denn aber dahin kom- men, Gott von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchaun? Zwar, wir wißen nicht die Stunde, in welcher unſer Herr kommt. Jch komme bald, ſpricht er. (Offenb. 22, 20.) Jünglinge! Männer! unſer Leben fliegt gleich flüchtigen Pfeilen ſchnell dahin! Zwanzig, vierzig Jahre unſers Pilger- laufs; — eh wirs glauben, ſind ſie, wie ein Schatten, verſchwunden! Jede Stunde führt uns dem Tage ſeiner Zukunft näher! “Jch kom- me bald:“ Greiſe, der Abend eures Lebens be- ginnt ſchon ſich zu neigen! Wie lang iſts noch? ſo werdet ihr eure irdiſche Hütte ablegen. Heute noch, dieſen Abend, Morgen, ſo gut wie nach langen Jahren; — ſchnell und unerwartet ge- ſchieht vielleicht der Ruf an uns: „Stehe, ich &q;komme; und mein Lohn mit mir, zu ge- &q;ben einem jeden, wie ſeine Werke waren. Nach dieſem Tage der Zukunft unſers Herrn, und nach jener ſeligen ewigen Vereini- gung mit ihm im Himmel ſich zu ſehnen: das iſt gewiß die reinſte ſeligſte Freude des Chriſten auf Er-

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/222>, abgerufen am 25.11.2024.