Richterthron wandeln. Und wenn er, den wir auf Erden nicht kennen wollten, auch uns dann nicht kennt, nicht unser Fürsprecher und Erbar- mer ist, und uns zuruft: weicht von mir! -- Welche schaudervolle Erwartung! --
Vater der Barmherzigkeit! wer wollte sich nicht gern vor dir demüthigen? vor dir, der so unendlich erhöhen kann und will! Ewiger Er- barmer! Jesus Christus, unser Heiland! wer wollte sich nicht gern in deine Arme werfen, in denen wir allein, getröstet in der Noth des Le- bens, sicher vor den Pfeilen des Todes, und selig in Ewigkeit ruhn! Ach, wir sind nur Staub vor dir; ohne dir arm und verlaßen von der ganzen Welt; ohne dir unerfahren auf dem Wege der Tugend, der zur Glückseligkeit führt; ohne dir ohnmächtig unsre Beschwerden zu be- siegen; ohne dir nichts! Herr, erbarme dich unser! Wir sind Sünder, abtrünnige, unge- horsame, deiner Gnade unwürdige Kinder: Herr, erbarme dich unser! Du siehst die ganze Last des Elends, welche in diesem mühseligen Le- ben uns drückt: Hilf uns Herr! o Herr, er- barme dich unser! -- Wenn böse Lüste in uns aufsteigen, Leidenschaften sich in uns empören,
Ver-
Richterthron wandeln. Und wenn er, den wir auf Erden nicht kennen wollten, auch uns dann nicht kennt, nicht unſer Fürſprecher und Erbar- mer iſt, und uns zuruft: weicht von mir! — Welche ſchaudervolle Erwartung! —
Vater der Barmherzigkeit! wer wollte ſich nicht gern vor dir demüthigen? vor dir, der ſo unendlich erhöhen kann und will! Ewiger Er- barmer! Jeſus Chriſtus, unſer Heiland! wer wollte ſich nicht gern in deine Arme werfen, in denen wir allein, getröſtet in der Noth des Le- bens, ſicher vor den Pfeilen des Todes, und ſelig in Ewigkeit ruhn! Ach, wir ſind nur Staub vor dir; ohne dir arm und verlaßen von der ganzen Welt; ohne dir unerfahren auf dem Wege der Tugend, der zur Glückſeligkeit führt; ohne dir ohnmächtig unſre Beſchwerden zu be- ſiegen; ohne dir nichts! Herr, erbarme dich unſer! Wir ſind Sünder, abtrünnige, unge- horſame, deiner Gnade unwürdige Kinder: Herr, erbarme dich unſer! Du ſiehſt die ganze Laſt des Elends, welche in dieſem mühſeligen Le- ben uns drückt: Hilf uns Herr! o Herr, er- barme dich unſer! — Wenn böſe Lüſte in uns aufſteigen, Leidenſchaften ſich in uns empören,
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Richterthron wandeln. Und wenn er, den wir
auf Erden nicht kennen wollten, auch uns dann
nicht kennt, nicht unſer Fürſprecher und Erbar-
mer iſt, und uns zuruft: weicht von mir! —
Welche ſchaudervolle Erwartung! —
Vater der Barmherzigkeit! wer wollte
ſich nicht gern vor dir demüthigen? vor dir, der
ſo unendlich erhöhen kann und will! Ewiger Er-
barmer! Jeſus Chriſtus, unſer Heiland! wer
wollte ſich nicht gern in deine Arme werfen, in
denen wir allein, getröſtet in der Noth des Le-
bens, ſicher vor den Pfeilen des Todes, und
ſelig in Ewigkeit ruhn! Ach, wir ſind nur Staub
vor dir; ohne dir arm und verlaßen von der
ganzen Welt; ohne dir unerfahren auf dem
Wege der Tugend, der zur Glückſeligkeit führt;
ohne dir ohnmächtig unſre Beſchwerden zu be-
ſiegen; ohne dir nichts! Herr, erbarme dich
unſer! Wir ſind Sünder, abtrünnige, unge-
horſame, deiner Gnade unwürdige Kinder:
Herr, erbarme dich unſer! Du ſiehſt die ganze
Laſt des Elends, welche in dieſem mühſeligen Le-
ben uns drückt: Hilf uns Herr! o Herr, er-
barme dich unſer! — Wenn böſe Lüſte in uns
aufſteigen, Leidenſchaften ſich in uns empören,
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/188>, abgerufen am 22.02.2025.
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